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Die Schiffe der Kleopatra

Die Schiffe der Kleopatra

Titel: Die Schiffe der Kleopatra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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vollkommen gerechtfertigt«, erklärte der Eunuch ruhig. »Schließlich räumt mein König diesen Leuten das freie Handelsrecht im größten und reichsten Hafen der Welt ein. Dafür schulden sie ihm etwas. Die Steuer wäre nicht nötig gewesen, wenn Rom nicht so schrecklich gierig gewesen wäre. Dein Senatorenkollege Gaius Rabirius kontrolliert bereits die Einnahmen aus dem Handel mit Getreide und diversen anderen Waren, so dass seine Majestät zur Begleichung seiner Schulden darauf nicht zurückgreifen kann.«
    Da konnte ich ihm schlecht wider sprechen. »Und was ist mit den Drohungen, römische Bürger einzusperren, auszupeitschen und hinzurichten?« wollte ich wissen. »Wir haben schon aus ungleich nichtigerem Anlaß Kriege begonnen.«
    »Senator«, gab er auf seine blasiert freundliche Art zurück, »ihr Römer zieht auch wegen nichts in den Krieg. Ein voller Staatsschatz zieht die römischen Legionen an wie eine aufgespießte Ziege die Löwen. Doch ich denke, in dieser Hinsicht haben diese Männer wenig zu befürchten. Es ist unter den Nachfolgern Alexanders üblich, für die Nichtbefolgung ihres Willens die höchsten Strafen in Aussicht zu stellen. Das ist eine reine Formalie.
    Er breitete in einem Appell an die Vernunft seine Patschhände aus. »Worum geht es überhaupt? Diese Männer, die ohnehin reich sind, werden ein bisschen weniger reich sein. In der uralten Tradition der Händler werden sie den Preis für ihre Waren erhöhen, der Verlust wird an die Kunden weiter gereicht, und alle bleiben so fett wie eh und je.«
    »Er lügt!« rief Sculpicius Naso. »Es wird unser Ruin sein! Unser Lebensunterhalt hängt, Jahr für Jahr Kriegen und Wetter ausgeliefert, an diesen Lieferungen. Wir stehen stets am Rande der Mittellosigkeit!« Wie die meisten reichen Männer verfügte er über unendliche Ressourcen an Selbstmitleid.
    »Die Wirtschaft ist nicht mein Feld«, sagte ich. »Da könnt ihr jeden Mitarbeiter des Staatsschatzes fragen, wo ich als Quaestor gedient habe. Warum seid ihr mit euren Beschwerden nicht vor den Senat in Rom gegangen?«
    »Glaub mir, Senator«, sagte Brutus, »eine weit größere Delegation ist aus ebendiesem Grunde nach Rom unterwegs. Wir sind hier, weil wir auch auf Zypern Handelsinteressen haben. Die Insel war bis vor kurzem Teil des ptolemäischen Königreiches. Da sie jedoch jetzt unter römischer Verwaltung steht, haben wir uns die Zusicherung des Statthalters erhofft, dass König Ptolemaios unsere hiesigen Besitztümer, die nicht unbeträchtlich sind, nicht beschlagnahmen kann.« »Und was finden wir hier vor?« sagte Antonius und lief rot an. »Einen Statthalter, der gemütlich seine Freundschaft mit Aulus Gabinius pflegt, dem Handlanger von Rabirius, dem Mann, der hinter Ptolemaios' Geldsorgen steckt! Und damit nicht genug, Ptolemaios' Tochter ist ebenfalls Gast seines Hauses!«
    »Das sieht in der Tat nicht so gut für euch aus«, stimmte ich ihnen zu. Jetzt gab es also noch jemanden, der einen Grund gehabt hatte, Silvanus zu töten. In gewisser Hinsicht würde ein römischer Schuldiger für mich vieles leichter machen. Je weniger ausländische Verwicklungen, desto besser. »Natürlich waren wir ebenso empört und betrübt wie alle anderen, als wir erfuhren, dass der Statthalter so heimtückisch ermordet wurde«, beeilte Josephides sich zu versichern. »Trotz seiner unglücklichen Wahl an Freunden und Gästen hat er unsere Forderungen mit großem Mitgefühl angehört und uns versichert, unsere Geschäfte und Besitztümer würden seinen vollen Schutz genießen. Nun ist unsere Situation erneut ungewiß, da es hier zur Zeit keine verfassungsgemäße römische Autorität zu geben scheint.«
    »Es sei denn, du bist der neue Statthalter«, warf Antonius ein. Ich hielt den Moment für gekommen, das Thema zu wechseln. »Wie kommt es, dass ihr mit Photinus hier seid?« »Das geschah auf Beharren des Königs«, sagte Brutus bitter. »Wir haben die Erlaubnis, das Land zu verlassen, erst nach Hinterlegung einer Sicherheit und unserer Einwilligung erhalten, einen höfischen Minister mit zu nehmen. Unsere Handelslizenzen verfallen, wenn wir auch nur ein Treffen abhalten, bei dem er nicht anwesend ist.«
    »Wie du eben so richtig bemerkt hast«, sagte der Eunuch nur, »ist König Ptolemaios nicht dumm.«
    »Offensichtlich«, meinte ich ungerührt. »Nur noch eins, meine Herren: Ist einer von euch im Weihrauchhandel tätig?« Sie sahen mich an, als wäre ich verrückt geworden, ein Blick, den ich

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