Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schiffe der Kleopatra

Die Schiffe der Kleopatra

Titel: Die Schiffe der Kleopatra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
abstammte.
    »Zu seiner Rechten Mamercus Sulpicius Naso von der Heiligen Bruderschaft des Hermes, in der die Getreideexporteure organisiert sind.« Der Mann war fett und schmierig und offensichtlich ein weiterer Provinzler. In Rom führten nur die Aemilier den Vornamen Mamercus. Ich würde ihn im Auge behalten. Jeder Getreidespediteur ist ein Spekulant, der stets auf eine Knappheit lauert, die die Preise in die Höhe treibt, ein Geschäftemacher, der sich mit dem Hunger anderer Menschen mästet.
    »Das ist Decimus Antonius von der Gilde des Hephästu Exporteure von Metallen jeder Art mit Ausnahme von Gol und Silber«, fuhr Photinus fort. Der Kerl sah tatsächlich aus wie einer der Antonii aus Rom, jedenfalls hatte er die typischen Züge dieser Sippschaft, obwohl die römische Politikerfamilie ausschließlich aus Verrückten bestand, während ihr Namensvetter ganz vernünftig wirkte.
    »Und schließlich Malachi Josephides, der Leiter des Textilsyndikats.« Es handelte sich um einen hochgewachsenen, vornehm aussehenden Herrn mit ergrautem Haar und ebensolchem Bart, beides nach griechischer Mode frisiert. Ich hatte seinesgleichen oft in Alexandria getroffen, hellenisierte Juden, die bis auf die Religion die griechische Kultur angenommen haben. Sogar sein Name war griechisch. Trotzdem trug er eine Toga.
    »Wie kommt es, dass du römischer Bürger bist, Josephides?« fragte ich neugierig.
    Er lächelte. »Ich bin in Massilia geboren, wo meine Familie schon seit mehreren Generationen ansässig ist. Mein Vater war der erste, der mit dem Privileg der Bürgerrechte geehrt wurde.«
    Ein Jude aus einer griechischen Kolonie in Gallien, der die römische Staatsbürgerschaft hatte, das sollte in puncto Kosmopolitentum erst einmal jemand überbieten. »Meine Herren, setzt euch«, sagte ich. »Wir haben die Umstände von Silvanus' Tod bis auf weiteres geheim gehalten, doch ihr solltet wissen, dass er ermordet wurde. Es geschah heimtückisch, und über die Motive des oder der Täter können wir nur rätseln. Ich möchte, dass ihr mir von den Handelsstreitigkeiten und Sorgen berichtet, die ihr mit dem Statthalter besprechen wolltet.«
    »Glaubst du, Senator, dass unsere Probleme in irgendeiner Weise mit dem Mord zu tun haben?« fragte Antonius. »Ich denke nichts dergleichen«, erwiderte ich. »Doch ich habe erst dann eine Grundlage für eine Theorie, wenn ich die Probleme begreife, mit denen der verstorbene Silvanus zu tun hatte.«
    »Du klingst wie ein Logiker, nicht wie ein römischer Beamter«, meinte Josephides und lächelte erneut. »Das hat man mir schon des öfteren bescheinigt«, gab ich zu. »Solange ihr mich nicht einen Philosophen nennt, ist mir das recht. Als erstes möchte ich folgendes wissen: Ging es bei den zu besprechenden Problemen auch um Drohungen gegen Rom, römische Bürger oder römische Interessen?«
    »Genau auf den Punkt gebracht, Senator«, staunte Brutus. »Es hat in der Tat Drohungen gegeben. Gegen unsere Geschäfte, unsere Freiheit, unsere Sicherheit und sogar gegen unser nacktes Leben!« Der alte Junge geriet richtig in Wallung, nachdem er nun endlich ein mitfühlendes Ohr gefunden hatte.
    »Er übertreibt, Senator!« protestierte Photinus.
    »Deinen Rat werde ich später einholen, Photinus«, unterband ich seine Widerrede. »Im Moment höre ich den Römern zu. Wie sehen diese Drohungen konkret aus, und von wem gehen sie aus, Bürger?«
    »Ernstzunehmende Drohungen gegen unseren Handel können nur einen Ursprung haben, Senator«, ereiferte Brutus sich weiter. »König Ptolemaios. Er versucht den römischen Händlern in Alexandria enorme Summen abzupressen, die uns ruinieren könnten. Dieser Forderung verleiht er mit der Androhung von Haft, Beschlagnahme des Privatbesitzes, öffentlicher Auspeitschung und sogar Hinrichtung Nachdruck!« Photinus platzte förmlich, doch ich gebot ihm mit erhobener Hand zu schweigen. »König Ptolemaios bedroht Römer in dieser Weise? Könnt ihr das beweisen? Ich möchte Einzelheiten hören!«
    »Dir ist vielleicht geläufig«, schaltete Josephides sich ein, »dass König Ptolemaios beträchtliche Schulden angehäuft hat, um den Status eines ›Freundes und Verbündeten Roms‹ zu erlangen, dazu weitere Schulden zur Rückeroberung seines Throns?« Der Marin schien zumindest seine Gelassenheit zu bewahren.
    »Ich habe davon gehört«, versicherte ich ihm.
    »Es wurde noch ein weiterer Kredit aufgenommen, um die Dienste des Generals Gabinius zu gewinnen, der helfen sollte,

Weitere Kostenlose Bücher