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Die Schiffe der Kleopatra

Die Schiffe der Kleopatra

Titel: Die Schiffe der Kleopatra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Wie jeder halbwegs wache Zeitgenosse hatte ich schon genügend falsche Freundschaften beobachtet, aber ich hätte schwören können, dass zwischen diesen beiden ansonsten unsympathischen Männern echte Zuneigung geherrscht hatte. Natürlich zählen selbst familiäre Gefühle nicht viel, wenn es um Macht und großen Reichtum geht, wie ein Blick auf Kleopatra und ihre Familie lehrte. Und das Gefühl, verraten worden zu sein, kann Liebe von einem Moment zum nächsten in Haß umschlagen lassen. Außerdem war da noch immer die Sache mit dem Weihrauch. Höchstwahrscheinlich eine weitere irrelevante Fährte, dachte ich, die jemand gelegt hatte, um meine Ermittlung durcheinander zu bringen.
    Als wir uns eingeschüchtert und gedemütigt in den Hafen schlichen, fürchtete ich fast, dass uns arn Kai eine johlende Menschenmasse erwartete, um uns mit verfaultem Obst und Abfall zu bewerfen. Doch nichts dergleichen geschah, genaugenommen beachtete uns niemand groß. Wir waren ein vertrauter Anblick geworden, und es sah so aus, als hätte sich die Nachricht von dem Streich, den man uns gespielt hatte, nicht herumgesprochen.
    Nein, korrigierte ich mich in Gedanken, es war kein lustiger »Streich« gewesen. Die Sabotage an unseren Rümpfen hätte uns alle das Leben kosten können, wenn wir uns bei der Entdeckung weiter vom Ufer entfernt oder vor steilen Klippen befunden hätten, anstatt vor einem sanft ansteigenden Strand. Oder wenn wir die Piraten eingeholt hätten und uns unsere Schiffe mitten in einer Seeschlacht unter den Füßen abgesoffen wären. Die Frage lautete nur: Was tun?
    Als die Schiffe versorgt waren, ließ ich die Männer auf dem gepflasterten Platz vor der Marinebasis antreten, wo sie auch ihren Diensteid abgelegt hatten.
    »Die Lage hat sich geändert«, verkündete ich. »Von nun an schlafen alle hier auf dem Stützpunkt, einschließlich meiner Person. Jeder Mann, der in die Stadt will, braucht eine Erlaubnis seines Kapitäns und darf auf keinen Fall länger als zwei Stunden wegbleiben. Wer den Stützpunkt verlässt, muss bis zur Dämmerung zurück sein, nach Einbruch der Dunkelheit hat niemand mehr Ausgang.«
    Ihre Mienen verfinsterten sich. »Ich habe volles Vertrauen in euch, Männer«, fuhr ich fort, »und ich weiß, dass es in unseren Reihen keinen Verrat gegeben hat, schon allein deshalb, weil kein Mann so dumm ist, an Bord eines Schiffes zu gehen von dem er weiß, dass es sinken wird.
    Wir haben eine Aufgabe übernommen, und wir werden sie erfüllen. Jetzt lachen diese Piraten über uns. Ihr werdet Gelegenheit haben zu lachen, wenn sie an den Kreuzen hängen. Ich will keine losen Reden hören. Prahlen können wir, wenn wir gesiegt haben. In der Zwischenzeit braucht niemand zu wissen, was wir denken oder tun. Die Zeit der Spielchen und Halbherzigkeiten ist vorüber. Jetzt wird es ernst. Seid bereit!« Sie hörten mich schweigend an, und ich konnte in ihren Mienen und ihrem Gebaren keinerlei Widerspruch oder Aufsässigkeit erkennen. Das paßte mir gut. Die Gabe, Männer zu inspirieren, war nie ein besonderes Talent von mir. Caesar und Pompeius waren die Meister dieser Kunst, die mir stets ein Rätsel geblieben ist.
    Ich schickte Hermes und ein paar Seeleute zu Silvanus' Villa, um unsere Sachen ab zu holen. Viele waren es ohnehin nicht. Ich war durchaus nicht bange, selbst zu gehen. Gabinius würde es nicht riskieren, mich auf offener Straße anzugreifen. Das hatte er in der Nacht, als ich mit Kleopatra und Alpheus vom Hafen nach Hause gewankt war, schon einmal erfolglos versucht. Für einen alten Feldherrn wie Gabinius war das ein ungewöhnlich tölpelhaft geplanter Anschlag gewesen. Allerdings hatte er auch keine besonders kräftige Gegenwehr erwartet und es nicht gewagt, seine eigenen Männer einzusetzen. Er hatte nicht mit der Anwesenheit Aristons gerechnet, der drei der Angreifer glatt eliminiert hatte. Und natürlich hatte er dann dafür gesorgt, dass keiner der Männer, die den Ort des Kampfes lebend verlassen hatten, auch tatsächlich überlebten, weil sie möglicherweise ausplaudern könnten, wer sie angeheuert hatte. Je länger ich darüber nachdachte, desto behaglicher wurde mir die Vorstellung, dass Gabinius mein Feind war. Damit stand unsere Auseinandersetzung in der langen Tradition von Fehden zwischen Mitgliedern des Senatorenstandes, gleichsam eine Fortsetzung unserer Aktivitäten auf dem Forum und den Straßen Roms mit anderen Mitteln. Gabinius spielte hier auf Zypern sein eigenes Spiel, und ich

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