Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schiffe der Kleopatra

Die Schiffe der Kleopatra

Titel: Die Schiffe der Kleopatra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
störte ihn, also musste er mich aus dem Weg räumen. Ich war vom Senat geschickt worden, um das Meer von den Piraten zu säubern, also brauchte ich vorzeigbare Beweise dafür, dass es eine Verbindung zwischen Gabinius und ihren Raubzügen gab. Das sollte sich nicht als allzu schwierig erweisen, nachdem ich nun wusste, wonach ich suchen musste. Gabinius musste einen Emissär haben, einen Mittelsmann, der in seinem Sinne agierte, damit er selbst sich die Hände nicht schmutzig machen musste. Es musste eine hochgestellte Persönlichkeit sein, jemand, der große Summen bewegen konnte, ohne Argwohn zu erregen. Nobilior? Er war Bankier und Römer, aber er hatte mir ja praktisch erzählt, dass Gabinius hinter allen Problemen auf Zypern, in Ägypten und im Orient allgemein steckte. Zypern war ein kommerzieller Knotenpunkt, voller Händler, Financiers, Spekulanten und anderer zwielichtiger Gestalten, die Gabinius' Voraussetzungen perfekt erfüllten.
    Ich berichtete Kleopatra von der Verlegung meines Quartiers. »Ich kann auf meinem Schiff eine Kabine für dich herrichten«, bot sie sofort an. »Dort wirst du es viel bequemer haben als in diesen kargen Baracken.«
    »Das Angebot klingt in der Tat sehr verlockend«, versicherte ich ihr. »Aber ich muss dankend ablehnen. Es könnte sich nachteilig auf die Moral der Truppe auswirken, wenn ich verlange, dass meine Männer hier hausen, während ich den Luxus einer palastähnlichen Unterbringung genieße. Die meisten erfolgreichen Generäle bestehen ausdrücklich darauf, während eines Feldzugs die Unbequemlichkeiten ihrer Männer zu teilen. Caesars Zelt ist kaum geräumiger als das seiner Männer, und die Hälfte der Zeit lässt er seine Armee sowieso Tage vor dem Versorgungszug marschieren. Dann schläft er, in seinen Umhang gehüllt, auf dem Boden wie ein gewöhnlicher Soldat.«
    »Wirklich?« Die Prinzessin schien fasziniert. »Du musst mir mehr von Caesar erzählen.«
    So ging es damals ständig. Jeder wollte mehr von Caesar hören.

    Hermes kam mit unseren Sachen zurück. »Im Haus ist alles still«, berichtete er. »Die Bestattung ist vorüber, so dass das laute Gejammer endlich ein Ende hat. Es wird gepackt, und alle warten auf Anweisung aus Rom, was als nächstes geschehen soll.«
    »Wie ist die Stimmung?« fragte ich ihn.
    Er zuckte die Schultern. »Wie immer, wenn der Herr tot ist und niemand weiß, wer an seinen Platz treten wird. Für Sklaven ist das eine angstvolle Zeit. Vielleicht werden sie unverzüglich zum Dienst in einem anderen Haus abgestellt oder einem brutalen Herrn übergeben, vielleicht werden sie auch zum Verkauf nach wer weiß wohin verschifft. In einem großen, reichen Haus mit einem halbwegs nachsichtigen Herrn zu leben ist so ziemlich das Beste, worauf ein Sklave hoffen kann, weshalb Silvanus' Personal auch nicht davon ausgeht, dass ihre Lage sich bessern wird.«
    »War Gabinius auch da?« fragte ich.
    »Ich habe keine Spur von ihm oder seinen Männern gesehen.« »Er hat ein Anwesen außerhalb der Stadt«, erinnerte ich mich. »Finde heraus, wo das ist.«
    »Was hast du vor?« wollte er wissen.
    »Tu einfach, was ich dir sage«, beschied ich ihn. »Man weiß nie, wann derartige Informationen einem nützlich sein können. Die Boten müssten die Adresse kennen, ebenso jeder Händler, der dort Waren anliefert.«
    »Ich weiß, wie ich die Adresse heraus bekomme«, gab er mürrisch zurück. »Ich hoffe bloß, dass du keine überstürzten und unbesonnenen Aktionen planst.«
    »Meine Pläne sollen deine Sorge nicht sein«, belehrte ich ihn. »Du wirst es noch früh genug erfahren.« Brummelnd zog er von dannen, während ich mich verfluchte, so kurz angebunden gewesen zu sein. Zum einen bedeutete es, dass ich Gefühle zeigte, was tödlich sein kann. Doch mein Stolz war verletzt worden, und ich war so wütend wie nur selten in meinem Leben. Was hatte Kleopatra gesagt? Die einzige Gefühlsbekundung, die sich ein König in der Öffentlichkeit erlauben durfte, war Zorn. Bei einem Senator auf dem cursus honorum war es das gleiche. Diese Beleidigung würde mit hohen Zinsen zurück gezahlt werden müssen.
    Am Nachmittag kehrte Hermes zurück und erstattete Bericht. »Der Marktklatsch dreht sich nur um die Aphrodisia. Es ist für die Einheimischen das große Ereignis des Jahres. Die Stadt beginnt sich im übrigen schon zu füllen. Menschen treffen schiffsladungsweise vom Festland und den anderen Inseln ein. Alle Gasthäuser und Tavernen sind voll. Die Einheimischen

Weitere Kostenlose Bücher