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Die Schiffe der Kleopatra

Die Schiffe der Kleopatra

Titel: Die Schiffe der Kleopatra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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vermieten Zimmer. Wahrscheinlich könntest auch du ein bisschen was dazuverdienen, wenn du die leerstehenden Schuppen des Marinelagers vermietest.«
    »Und ich zweifle keinen Moment daran, dass Harmodias genau das schon seit Jahren getan hat«, meinte ich nur. »Was ist mit Gabinius' Haus?«
    »Es liegt eine Meile südlich der Stadt an der Küstenstraße«, wusste Hermes zu berichten. »Es ist ganz in der Nähe des Strandes und hat ein eigenes kleines Dock.«
    »Wie bequem.«
    Er seufzte. »Was hast du vor?« fragte er erneut.
    »Heute abend werden wir dem ruhmreichen General einen kleinen Besuch abstatten. Wir werden übers Wasser kommen. Dann sieht uns auch niemand durch die Stadttore gehen.« »Nur du und ich?« fragte er leicht beklommen.
    »Wir nehmen Ariston mit«, beruhigte ich ihn. »Wenn es schwierig wird, ist er ein guter Mann, außerdem kann er im Gegensatz zu uns beiden rudern. Such ihn und schicke ihn zu mir. Und dann schlaf ein bisschen. Wir haben möglicherweise eine lange Nacht vor uns.« Er seufzte erneut und tat dann, wie ihm geheißen. Er wusste, dass es zwecklos war, mir zu widersprechen. Manchmal führte er sich auf, als sei er nicht mein Sklave, sondern mein Hüter, aber ich nehme an, er hatte dabei auch sein eigenes Wohl im Auge. Wo wollte er schließlich einen Herrn finden, der so sanftmütig und vernünftig war wie ich?
    Eine Stunde nach Sonnenuntergang bestiegen wir unsere Jolle. Wir trugen alle drei dunkle Tuniken, Hermes und ich dazu weiche Sandalen. Ariston war wie gewöhnlich barfuß. Dafür hatte er sein auffällig blondes Haar mit einem dunklen Tuch bedeckt. Er legte sich fast geräuschlos in die Riemen, nachdem er die Dollen zuvor bereits fachmännisch mit Stoffetzen ausgepolstert hatte. Wir durchquerten den Marinehafen und schoben uns leise wie ein Aal an den Schiffen im Handelshafen vorbei. Als wir Kleopatras Barkasse passierten, sah ich in ihrer kleinen Kabine Licht brennen. An Deck gingen ihre Matrosen ihren Pflichten ebenso geräuschlos nach wie wir. Nicht zum ersten Mal wünschte ich mir, der Prinzessin vorbehaltlos vertrauen zu können, doch ich wusste nur zu gut, wie töricht das wäre. In vielerlei Hinsicht wirkte sie wie ein hochzivilisierter Mensch: kultiviert, atemberaubend gebildet, von vornehmer Geburt und über jede konventionelle Bedeutung des Wortes hinaus charmant.
    Aber sie war nun mal eine Ausländerin, eine orientalisierte Pseudo-Griechin und das Produkt jahrhundertelangen königlichen Inzests. Außerdem war sie ein eigenwilliges Mädchen, was sie, sollte sie je Königin werden, vermutlich auch ihr Leben lang bleiben würde. Solche Menschen sind äußerst gefährlich, quecksilbrige, egozentrische Charaktere, denen ein Gewissen im herkömmlichen Sinne zumeist abgeht. Zweifelsohne hielt sie sich für so etwas wie eine Göttin. Und selbst wenn sie zur Zeit meine getreueste Verbündete und Anhängerin sein mochte, konnte sie mir ihre Loyalität schon morgen entziehen, wenn es ihr vorteilhaft erschien.
    Als wir den Hafen hinter uns gelassen hatten, ruderte Ariston schneller und steuerte mit langen, kräftigen Zügen südwärts. Der Mond war fast voll, und mir fiel ein, dass bei Vollmond auch die Aphrodisia beginnen würden. Seltsam, dachte ich, dass der Feiertag der Aphrodite vom Mond bestimmt wurde, der doch eigentlich zum Reich der Diana oder, da wir ja auf griechischem Boden waren, Artemis gehört. Andererseits war Aphrodite in diesen Breiten auch eine Meeresgöttin. Vielleicht waren die Götter in den Tagen, als die Welt noch jung war, nicht in dem Maße auf bestimmte Aspekte und Attribute eingeengt, wie sie es geworden sind, seit die Menschen begonnen haben, ihnen Tempel zu errichten.
    »Es müsste irgendwo hier in der Nähe sein«, sagte Ariston leise, nachdem er eine gute Stunde gerudert war. Ich suchte die Küste nach einem Dock ab und entdeckte ein Licht, das vom Ufer aufs Wasser hinaus leuchtete, offenbar eine Person mit einer Fackel, die allem Anschein nach über einen Anlegesteg lief. An dessen Ende blieb sie stehen und schwenkte die Fackel gleichmäßig. Hinter und oberhalb dieses Leuchtfeuers standen in regelmäßigen Abständen etwa zehn weitere Fackeln, offenbar die Beleuchtung eines Pfads oder einer Treppe vom Anlegesteg zu der höher gelegenen Klippe, wo ich das Haus des Generals vermutete.
    »Was zum -« Ich hatte die Worte kaum ausgesprochen, als Hermes meine Schulter packte.
    »Ein Schiff!« flüsterte er drängend. Ariston zog sofort seine Ruder

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