Die Schiller-Strategie: Die 33 Erfolgsgeheimnisse des Klassikers (German Edition)
recht zu machen. Hatte sogar dem Herzog geschrieben, doch der zeigte sich hart. Seine Gnade habe Grenzen, seine Geduld auch. Der Mensch ist frei geschaffen, ist frei, und würd’ er in Ketten geboren.
Die Lichter der Stadt Meiningen kommen näher, und endlich nimmt Schiller Notiz von ihnen. Sie strahlen warm in der schwarzen Nacht, und an der Poststation würde der Wagen der Wolzogens auf ihn warten, um ihn in das Haus in Bauerbach zu bringen. Dort würde er endlich Ruhe finden – keine Sorge darum, woher die nächste Mahlzeit käme. Der Herzog würde nachgeben müssen, wenn alle Welt dem großen Dichter Schiller huldigte. Ein freier Weltbürger. Keinem Herrn untertan. Seinem eigenen Schreiben zu leben.
Entschlossen greift Schiller nach seinem wenigen Gepäck, als die Kutsche vor der Meininger Poststation anhält. Er reißt den Schlag auf und ist mit einem Sprung draußen in der Thüringer Winternacht. Seine Zukunft hat begonnen.
VORWORT
Schiller lebt. Auch mehr als 200 Jahre nach seinem Tod ist der Ausnahme-Dichter äußerst präsent. Und nach wie vor hat uns der größte deutsche Dramatiker eine Menge zu sagen. Nicht nur in seinen Werken, die längst als Bühnenklassiker gelten und zum Standardrepertoire eines jeden Theaters gehören. Auch mit seinem ganzen Leben gibt Friedrich Schiller uns ein sehr anschauliches Beispiel dafür, wie wir unser Leben und unsere Karriere planen können.
Denn was viele nicht wissen: Hinter Schillers literarischem Erfolg steckte nicht nur Können, sondern auch eine ausgeklügelte Karrierestrategie. Schiller dachte für seine Zeit erstaunlich „modern“. Und er nutzte zeitlose Methoden und Erkenntnisse, die wir auch heute leicht im (Berufs-)Leben anwenden können. Selbst aus Schillers Fehlern können wir lernen – um es im eigenen Leben besser zu machen.
Schillers Leben gleicht auf den ersten Blick, modern gesprochen, einer wirren „Portfolio-Karriere“. Schiller studierte lustlos erst Jura, dann Medizin. Er schaffte seinen Abschluss nur mit Ach und Krach. Er arbeitete als Regimentsarzt, doch er war unglücklich im Beruf. Denn seine wahre Liebe galt der Schriftstellerei. Um seinen Traum zu verwirklichen, ist er desertiert, hat sich etliche Zeit als freier (und miserabel bezahlter) Theaterautor durchs Leben geschlagen. Später ist er dann, ohne einschlägiges Fachstudium, ein angesehener Geschichtsprofessor geworden, und auch seine Bekanntheit als Dichter nahm zu. Spät, sehr spät, stellte sich neben dem Ruhm schließlich auch der materielle Erfolg ein.
Aber vor allem sein Werk ist es, das Schiller unsterblich gemacht hat. Und Schiller, das wird auf den folgenden Seiten deutlich, hatte von früher Jugend an einen Plan: Er wollte literarischen Ruhm erringen – und verfolgte dieses Ziel mit äußerster Hartnäckigkeit, auch in scheinbar ausweglosen Situationen. Und dennoch, auch dies wird im Folgenden deutlich, war er kein verbissener und verbiesterter „Karriere-Typ“. Im Gegenteil: Schiller war stets für seine Freunde da. Ja, er brauchte geradezu die Geselligkeit, die fröhlichen Stunden im Kreise von Gleichgesinnten. Er spielte gern Karten, und er wusste stets einen guten Tropfen zu schätzen.
Und er war ein humorvoller und fürsorglicher Familienvater – sozusagen der Prototyp des „modernen Mannes“, der Elternzeit einreicht und die Erziehung der Kinder nicht nur seiner Frau überlässt. Die Familie, die Freunde gaben ihm Kraft für sein geradezu mörderisches Arbeitspensum. In den folgenden 33 Kapiteln, denen jeweils eine These voransteht, bekommt der Leser einen spannenden und zugleich unterhaltsamen Einblick in das bewegte Leben des Dichters – und einen Überblick über mögliche Strategien zum Erfolg.
Manch einer mag nun einwenden, dass doch Johann Wolfgang von Goethe in seinem Leben die viel größere Karriere gemacht habe, dass er der möglicherweise noch bekanntere Dichter sei. Gewiss! Goethe hatte auf den ersten Blick deutlich mehr Erfolg im Leben – mehr Geld, mehr Frauen, ein größeres Haus und eine sehr prestigeträchtige Position in der Regierung. Aber Goethe hatte auch einen viel leichteren Start. Er war bereits mit dem sprichwörtlichen „goldenen Löffel“ im Mund auf die Welt gekommen, bekam vom Vater die Ausbildung finanziert und konnte sich so manche Eskapaden leisten. Und er konnte in Ruhe seine ersten Werke schreiben, mit denen er wiederum so viel Erfolg hatte, dass ihm der Weimarer Herzog prompt einen interessanten Posten anbot, nur um
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