Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel
existiert.
Er hüstelte.
»Nun, ja, abgesehen davon, daß es bei der Langen Fahrt dunkel war und wir keine Ahnung hatten,
wohin
wir fuhren«, antwortete er. »Ich schlage vor, wir halten uns gut fest. Falls es noch holpriger wird.«
Der Lastwagen rollte den Weg hinunter und erreichte die Straße. Ein Wagen raste in die Hecke, um ihm auszuweichen.
Einem anderen Laster gelang es, am Ende von zwei langen Streifen aus abgeriebenem Reifengummi anzuhalten.
Die Nomen im Führerhaus bemerkten nichts davon. Sie spürten nur weitere Stöße, als ihr Lastwagen an der anderen Straßenseite schlingerte und sich jener Stelle näherte, wo das Asphaltband die Gleise kreuzte. Dort kamen gerade die Schranken herunter, und rotes Warnlicht blitzte.
Sacco starrte durch eine große Öffnung, die sich dort befand, wo bis vor kurzer Zeit eine Tür gewesen war.
»Wir haben gerade eine Straße überquert«, berichtete er.
»Aha«, brummte Dorcas.
»Ein Auto ist gegen ein anderes gestoßen«, fuhr der junge Nom fort. »Und ein Lastwagen kippte zur Seite.«
»Dann können wir von Glück sagen, auf der anderen Straßenseite zu sein«, meinte Dorcas. »Offenbar sind einige sehr ungeschickte Fahrer unterwegs.«
Das Knirschen der platten Reifen auf Kies wurde allmählich leiser. Irgend etwas zerbrach mit einem lauten Knacken, und der Führerhausboden unter den Nomenfüßen hob und senkte sich einige Male. Dann verharrte der Laster.
Dorcas vernahm ein seltsam dumpfes Donnern. Wichte hören anders als Menschen: Das warnende, schrille Läuten am Bahnübergang klang für sie wie das klagende Stöhnen einer uralten Glocke.
»Wir bewegen uns nicht mehr«, sagte Dorcas, und er dachte:
Wir hätten das Bremspedal betätigen können. Mit einem Hebel oder so. Ich glaube, ich werde langsam alt.
»Kommt, verlieren wir keine Zeit. Wir springen nach draußen. Das heißt: Ihr jungen Leute springt nach draußen.«
»Und du?« fragte Sacco.
»Ich warte, bis ihr alle nach draußen gesprungen seid, und dann bitte ich euch, mich aufzufangen«, erwiderte Dorcas ruhig. »Ich bin nicht mehr so jung wie … wie damals. Also los.«
Die Wichte zögerten nicht, kletterten zum Trittbrett und sprangen in die Tiefe.
Die Tiefe wirkte sehr tief.
Weit unten zupfte Nooty respektvoll an Saccos Ärmel. »Äh, Sacco«, sagte sie nervös.
»Ja?«
»Siehst du das Metallgatter dort?«
»Was ist damit?«
»Auf der anderen Seite gibt’s
noch
eins.« Nooty deutete in die entsprechende Richtung.
»Ja, ich seh’s«, entgegnete Sacco trotzig. »Was soll damit sein? Sie stehen einfach nur da.«
»Wir befinden uns genau zwischen ihnen«, sagte Nooty.
»Ich hielt es nur für angebracht, dich darauf hinzuweisen, weißt du. Außerdem läutet eine Glocke.«
»Ja, ich höre sie«, erwiderte Sacco gereizt. »Ich wünschte, sie würde endlich
aufhören
zu läuten.«
»Ich habe mich gefragt: warum das alles?« Sacco zuckte mit den Schultern. »Wer weiß, weshalb gewisse Dinge passieren?
Komm schon, Dorcas.
Bitte.
Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.«
»Ich bereite mich nur vor«, antwortete der Ingenieur würdevoll.
Nooty schritt kummervoll von der Gruppe fort und blickte auf ein Gleis hinab. Es glänzte silbrig. Und es sang.
Sie bückte sich. Ja, tatsächlich: Ein leises Summen ging davon aus. Seltsam. Normalerweise verursachte Metall keine Geräusche, zumindest nicht von allein. Nooty sah zum Lastwagen auf.
Als sie ihn beobachtete – er steckte zwischen rot blinkenden Lichtern, Schranken und Gleisen – schien sich die Welt plötzlich zu verändern, und eine schreckliche Vorstellung formte sich in der jungen Nomin. »Sacco!« rief sie mit vibrierender Stimme. »Sacco, der Laster steht genau auf den Eisenbahnschienen!« Irgendwo in der Feme ächzte etwas. Besser gesagt: Es ächzte gleich zweimal, das zweite Stöhnen noch tiefer und klagender als das erste.
Diehdah.
Diehdah.
Vom Tor des Steinbruchs aus konnte Grimma über die Straße hinweg bis zum Flugplatz blicken. Sie sah den Zug. Und sie sah auch den Lastwagen.
Der Zug schien den Laster ebenfalls gesehen zu haben. Er
schrie,
und es klang wie Metall, das Verzweiflung spürt. Als der Zug gegen das Hindernis auf den Schienen stieß, war er viel langsamer geworden, und er schaffte es sogar, auf den Gleisen zu bleiben.
Lastwagenteile flogen in alle Richtungen, und Funken stoben.
Kapitel 10
I. Und Nisodemus sprach: Zweifelt ihr daran, daß ich den mächtigen Anordnung aufzuhalten vermag?
II. Und die Wichte
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