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Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel

Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel

Titel: Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Bett gingen… Nun, das ging niemanden etwas an.
    Menschen stapften langsam am Zug und an den Resten des Lastwagens vorbei. Viele andere Fahrzeuge waren gekommen, mit einer für Menschen recht hohen Geschwindigkeit. Die meisten von ihnen trugen Blaulichter. Die Nomen wußten inzwischen, daß Autos mit Blaulichtern Unheil bedeuteten.
    Auch der Land Rover mit den Steinbruch-Männern stand am Eisenbahnübergang. Einer jener Menschen deutete zum zerfetzten Lastwagen und rief den anderen etwas zu. Er hatte die Motorhaube geöffnet und zeigte dorthin, wo sich die Batterie befinden sollte. Neben den Gleisen strich der Wind übers Gras.
    Und manche Grashalme bewegten sich von ganz allein. Dorcas hatte recht: Menschen kehrten immer dorthin zurück, wo sie einmal gewesen waren. Der Steinbruch gehörte ihnen. Drei Lastwagen parkten draußen vor den Hütten, und überall wimmelte es von Menschen. Einige reparierten den Zaun; andere trugen Kisten und Tonnen. Einer räumte das Verwalterbüro auf.
    Die Wichte hockten unter den Bodendielen und lauschten furchterfüllt den Geräuschen, die über ihnen erklangen. Sie sahen sich nun mit einem großen Problem konfrontiert: Nomen mochten klein sein, aber für
zweitausend
von ihnen gab es nicht genug Verstecke. Ein langer Tag lag hinter ihnen, und die Wichte hatten ihn so gut wie möglich verbracht: in den Schatten unter einigen Hütten, in den Schatten hinter Kisten, in einigen Fällen sogar auf den staubigen Sparren unterm Blechdach.
    Manche Nomen kamen so knapp davon, daß nicht einmal eine
schmale
Postkarte zwischen sie und ihre Entdeckung – oder den Tod – paßte. Der alte Munby Konfekt und seine Familie blinzelten im plötzlichen Licht, als ein Mensch nach der schmuddeligen Kiste griff, hinter der sie sich verbargen. Nur ein Sprint zum nahen Dosenstapel rettete sie. Und natürlich der Umstand, daß Menschen nie genau hinsahen.
    Doch das war nicht das Schlimmste. Das Schlimmste war viel schlimmer.
    Die Wichte saßen in lauter Finsternis, wagten es nicht einmal, auch nur leise miteinander zu sprechen und spürten, wie ihre Welt verschwand. Nicht etwa deshalb, weil Menschen Nomen haßten, sondern
weil sie nichts von ihnen wußten.
    Zum Beispiel Dorcas’ Elektrizität. Der Ingenieur hatte viel Zeit damit verbracht, Drähte miteinander zu verbinden und eine Möglichkeit zu entdecken, Strom aus dem Sicherungskasten zu stehlen. Ein Mensch zog die Drähte gedankenlos fort, stocherte mit einem Schraubenzieher zwischen den Sicherungen und ersetzte den alten Kasten durch einen neuen, der abgeschlossen werden konnte. Dann reparierte er das Telefon. Die Kaufhaus-Nomen brauchten Elektrizität und erinnerten sich nicht daran, jemals ohne sie gewesen zu sein. Es war eine ganz natürliche Sache für sie, wie Luft. Und jetzt wurde ihre Welt dunkel.
    Das Entsetzen ließ nicht nach, ganz im Gegenteil. Die Bodendielen erzitterten; Staub und Holzsplitter regneten herab.
    Metallene Tonnen donnerten wie bei einem Gewitter, und überall hämmerte es. Die Menschen waren zurück – und sie wollten bleiben. Doch schließlich verließen sie den Steinbruch.
    Als das Tageslicht vom Winterhimmel kroch, der dadurch aussah wie erkaltender Stahl, stiegen einige Menschen in die Laster und fuhren über den Weg zur Straße. Bevor sie verschwanden, geschah etwas Seltsames. Nomen kletterten hastig übereinander hinweg, als eine Diele im Verwalterbüro nach oben gezogen wurde. Eine riesige Hand streckte sich nach unten und stellte eine Schüssel auf den Boden. Kurz darauf nahm die Diele wieder ihren alten Platz ein, und es herrschte neuerliche Dunkelheit.
    Die Wichte kauerten in der Düsternis und fragten sich verdutzt, wieso Menschen ihnen Nahrung anboten. Die Schüssel enthielt eine mehlartige Masse. Es war nicht viel, wenn man an das große Angebot des Speisesaals im Kaufhaus dachte. Aber für Nomen, die seit Stunden hungerten und sich erbärmlich fühlten, ging ein überaus verlockender Duft davon aus.
    Zwei junge Wichte krochen näher und schnupperten. Einer von ihnen nahm eine Handvoll von dem Zeug. »Steck es nicht in den Mund!« Grimma bahnte sich einen Weg durchs Gedränge.
    »Aber es riecht so …«, begann der Nom.
    »Hast du so etwas schon einmal gerochen?« fragte Grimma.
    »Nein…«
    »Dann
weißt
du also nicht, ob man’s essen kann, oder? Hör mal: Ich kenne solche Sachen. Wo wir… Ich meine, wo ich früher gelebt habe, in der Höhle… An der Straße gab es einen Ort, wo Menschen gegessen haben, und

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