Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel
Kleinigkeit, wenn man vorsichtig ist und immer ruft, so daß alle wissen, wo sich jeder befindet. Ich habe bei der Suche nach meinem Onkel Joe geholfen, bevor ich ein Jahr alt war«, fügte sie stolz hinzu. »Schrecklicher Schnee, damals. Kam ganz plötzlich vom Himmel runter, als die Männer jagten. Wir fanden fast alles von meinem Onkel.«
»Ja, ja, schon gut, Oma«, warf Grimma hastig ein. Sie sah zu den übrigen Wichten. »Nun, wir brechen auf.« Schließlich gingen insgesamt fünfzehn Nomen nach draußen, die meisten aus reiner Verlegenheit.
Im gelben Licht, das durch die Hüttenfenster filterte, wirkten die Schneeflocken wunderschön. Doch als die Wichte den Boden erreichten, wurde das weiße Wirbeln recht unangenehm.
Die Kaufhaus-Nomen haßten den Schnee im Draußen. Der Schnee im Kaufhaus … Während der Saison Weihnachten sprühte man ihn auf verschiedene Waren. Doch er war nicht kalt. Und Schneeflocken bestanden aus Pappe oder so, glitzerten hübsch und hingen an Fäden von der Decke herab.
Richtige
Schneeflocken. Keine schauderhaften Dinge, die in der Luft ganz nett aussahen, sich jedoch in eine kalte feuchte Masse verwandelten, sobald sie den Boden berührten.
Sie reichte den Wichten bereits bis zu den Knien. »Das Gehen darin ist ganz einfach«, sagte Oma Morkie. »Man hebt die Füße möglichst hoch und stößt sie dann in den Schnee hinein.«
»Hineinstoßen«, murmelten die anderen.
Das durch die Fenster dringende Licht erhellte einen großen Teil des Steinbruchs, doch der Weg war ein schwarzer Tunnel in die Nacht.
»Verteilt euch«, riet Grimma ihren Begleitern, »und bleibt zusammen.«
»Verteilen und zusammenbleiben«, wiederholten die Nomen.
Ein alter Wicht hob die Hand.
»Die Nacht bringt doch keine Rotkehlchen, oder?« fragte er vorsichtig.
»Nein, natürlich nicht«, antwortete Grimma.
»Nein, die Nacht bringt keine Rotkehlchen, du Dummkopf«, sagte Oma Morkie.
Die Nomen seufzten erleichtert.
»Die Nacht bringt Füchse«, fuhr Oma selbstgefällig fort.
»Große Füchse. Im Winter sind sie immer besonders hungrig.
Und Eulen.« Sie kratzte sich am Kinn. »Sind ziemlich schlau, die Eulen. Man hört sie erst, wenn sie einen fast erreicht haben.« Sie klopfte mit ihrem Gehstock an die Wand. »Seid immer auf der Hut. Mit dem rechten Fuß zuerst… Oder vielleicht besser mit dem linken, wenn’s euch nicht so ergehen soll wie meinem Onkel Joe. Ein Fuchs erwischte seinen rechten Fuß, und dadurch bekam er ein Holzbein. War deshalb stinksauer, mein Onkel Joe.« Oma Morkie hatte eine ganz besondere Art, Leute aufzumuntern: Sie brachte ihre Zuhörer immer in Bewegung. Alles war besser, als weiterhin von ihr aufgemuntert zu werden.
Die Schneeflocken sammelten sich auf den Grashalmen und Zweigen zu beiden Seiten des Wegs. Gelegentlich fielen einige von ihnen herunter, manchmal auf den Boden, häufiger auf Wichte. Sie stapften durch die Dunkelheit und spähten skeptisch unter die Hecke, während es auch weiterhin weiß und stumm vom Himmel herabrieselte. In allen besonders dunklen Schatten schienen Rotkehlchen, Eulen und andere Schrecken des Draußen zu lauem.
Schließlich verblaßte das Licht der Hütte hinter ihnen, und es blieb nur der Glanz des Schnees. Ab und zu rief ein Nom, und dann lauschten sie alle. Es war sehr kalt.
Oma Morkie verharrte jäh.
»Ein Fuchs«, sagte sie. »Ich rieche ihn. Kein Zweifel. Ein Fuchs.« Die Wichte drängten sich zusammen und starrten besorgt in die Nacht.
»Vielleicht ist er nicht mehr in der Nähe«, fuhr Oma fort.
»Es dauert eine Weile, bis der Geruch verschwindet.« Die Nomen entspannten sich ein wenig.
»Ich bitte dich, Oma …«, murmelte Grimma.
»Ich wollte nur helfen«, schniefte Oma Morkie.
»Wenn du keinen Wert auf meine Hilfe legst, dann brauchst du es nur zu sagen.«
»Wir gehen völlig falsch vor«, meinte Grimma. »Wir suchen nach
Dorcas,
nicht wahr? Und er wartet wohl kaum im Freien auf uns, oder? Er weiß über Füchse Bescheid. Sicher hat er seine Jungs beauftragt, einen einigermaßen sicheren Ort zu suchen.« Nootys Vater trat vor.
»Wenn man beobachtet,
wie
der Schnee fällt …«Er zögerte.
»Die Klimaanlage weht ihn
dorthin.«
Er deutete in die entsprechende Richtung. »Deshalb häuft er sich vor allem an dieser Seite von Dingen an. Ich schätze, Dorcas und die anderen möchten so weit wie möglich von der Klimaanlage entfernt sein.«
»Im Draußen heißt es Wind«, sagte Grimma sanft.
»Aber du hast recht. Und das
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