Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel
ausgestattet.« Er wandte sich von der Blume ab und blickte zu Jekub, der im Schatten des summenden Raumschiffs winzig wirkte.
Plötzlich wich die Niedergeschlagenheit von ihm. Er war noch immer müde genug, um im Stehen einzuschlafen, doch hinter seiner Stirn wimmelte es von Ideen. Natürlich führten sie zu vielen Fragen, aber die Antworten spielten derzeit keine Rolle. Dorcas begnügte sich zunächst damit, allein die Fragen zu genießen und zu wissen, daß die Welt viele erstaunliche Dinge enthielt und er kein Frosch war.
Besser gesagt: Er verglich sich mit einem ganz besonderen Frosch, der Interesse daran zeigte, auf welche Weise Blumen wuchsen und ob man zu anderen Blütenteichen gelangen konnte, wenn man weit genug sprang. Und wenn man die Blume verließ, wenn man sich über den eigenen Mut freute, beobachtete man eine große, neue, endlose Welt.
Und dann bemerkte man Blütenblätter am Horizont. Dorcas lächelte.
»Ich wüßte gern, was Masklin während der vergangenen Wochen erlebt hat«, sagte er.
Flügel
Hinweis des Autors
Die Figuren in diesem Roman sollen keinen lebenden Geschöpfen ähneln, ganz gleich, wie groß sie sind und welchen Kontinent sie ihre Heimat nennen. Das gilt insbesondere für jene Wesen, die sich von Rechtsanwälten vertreten lassen.
Ich habe mir einige Freiheiten mit der Concorde erlaubt, obwohl die British Airways sehr freundlich war und mir gestattete, ein Exemplar aus der Nähe zu betrachten. Solche Flugzeuge sehen tatsächlich aus wie geformter Himmel.
Allerdings: Sie fliegen nicht nonstop bis nach Miami, sondern landen vorher in Washington. Aber wer will schon nach Washington? Nomen könnten in Washington überhaupt nichts anstellen, abgesehen vielleicht von Unsinn, der Probleme verursacht.
Es ist möglich, daß Passagiere an Bord der Concorde nicht gezwungen sind, spezielle Flugzeugnahrung zu essen, die aus einer rosaroten schwabbeligen Masse besteht. Doch anderen Leuten bleibt in dieser Hinsicht kaum eine Wahl.
Am Anfang …
… war Arnold Bros (gegr. 1905), das große Kaufhaus. Etwa zweitausend Wichte – beziehungsweise Nomen, wie sie sich selbst nannten – wohnten dort. Vor langer Zeit hatten sie das Leben im Freien aufgegeben und sich unter den Bodendielen der Menschheit niedergelassen.
Zwischen den Welten über und unterm Fußboden gab es keine Kontakte. Die Menschen waren viel zu groß und zu langsam und zu dumm.
Nomen leben schnell. Für sie sind zehn Jahre wie ein Jahrhundert. Seit über achtzig Jahren stellte das Kaufhaus ihr Zuhause dar, und in dieser Zeit hatten sie vergessen, was Sonne, Regen und Wind bedeuteten. Für sie existierte nur das Kaufhaus, erschaffen vom legendären Arnold Bros (gegr. 1905), als Heimat für anständige, demütige Wichte.
Dann kamen Masklin und seine kleine Gruppe aus dem Draußen, an das die Nomen überhaupt nicht glaubten. Sie wußten, was es mit Wind und Regen auf sich hatte: Genau davor flohen sie.
Und sie brachten das
Ding
mit. Jahrelang hatte sie es für eine Art Talisman oder Glücksbringer gehalten.
Doch im Kaufhaus, in der Nähe von Elektrizität, erwachte es plötzlich und erzählte einigen auserwählten Nomen von Dingen, die sie kaum verstanden … Die Wichte erfuhren, daß sie von den Sternen gekommen waren, an Bord eines
Schiffes.
Seit vielen Jahrtausenden wartete das Schiff irgendwo hoch am Himmel, um die Nomen heimzubringen …
Sie erfuhren auch, daß ihr Kaufhaus in drei Wochen abgerissen werden sollte.
Es fiel Masklin nicht leicht, die Nomen von der bevorstehenden Gefahr zu überzeugen, sie zu veranlassen, mit einem gestohlenen Lastwagen aus dem Kaufhaus zu fliehen.
Darüber wurde in
Trucker
berichtet. Sie fanden einen alten Steinbruch, und für eine Weile führten sie dort ein einigermaßen sorgloses Leben. Aber wenn man zehn Zentimeter groß ist und sich in einer Welt der Riesen befindet, bleibt man nie sehr lange ohne Sorgen.
Wie sich herausstellte, wollten die Menschen zum Steinbruch zurückkehren.
In einer Zeitung entdeckten die Nomen ein Bild von Richard Arnold, dem Enkel eines Gründers von Arnold Bros. Jenes Unternehmen, dem das Kaufhaus gehörte, war jetzt ein großer internationaler Konzern, und Richard Arnold – so hieß es in der Zeitung – wollte nach Florida reisen, um den Start des ersten Arnco-Kommunikationssatelliten zu beobachten.
Das
Ding
verkündete folgendes: Wenn es den Satelliten ins All begleitete, konnte es das Schiff rufen. Masklin beschloß, mit zwei Begleitern zum
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