Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel

Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel

Titel: Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
daß mich die Menschen nicht dazu zwingen, ihre Schuhe zu reparieren.«
    Grimma überlegte. »Wenn wir dem Wagen dort vorn ganz schnell entgegenfahren …«, begann sie.
    »Nein«, sagte Dorcas fest. »Dadurch können wir unser Problem nicht lösen.«
    »Vielleicht nicht«, räumte Grimma ein. »Aber ich würde mich viel besser fühlen.« Sie sah übers Feld.
    »Warum wird’s plötzlich dunkel?« fragte sie verwundert.
    »Wir können unmöglich den ganzen Tag lang gefahren sein. Es war früher Morgen, als wir aufbrachen.«
    »Die Zeit vergeht wie im Flug, wenn man Spaß hat, nicht wahr?« erwiderte Dorcas bedrückt. »Ich mag keine Milch.
    Nun, ich bin durchaus bereit, die Hausarbeit der Menschen zu erledigen, wenn ich keine Milch trinken muß, aber…«
    »Sieh doch
nur!«
    Dunkelheit glitt übers Land.
    »Vielleicht eine Ellipse«, spekulierte der Ingenieur.
    »Ich hab davon gelesen. Es wird alles dunkel, wenn die Sonne den Mond bedeckt. Oder umgekehrt«, fügte er skeptisch hinzu.
    Der Wagen vor ihnen bremste. Seine Räder blockierten, und er rutschte, stieß mit dem Heck gegen eine Mauer und blieb stehen.
    Schafe ergriffen die Flucht, und es handelte sich nicht um gewöhnliche Schafspanik. Mit gesenktem Kopf stürmten sie fort und hatten dabei nur eins im Sinn. Diese Schafe vertraten den Standpunkt, daß man keine Kraft mit Panik verschwenden durfte, solange man sie benutzen konnte, um so schnell wie möglich wegzulaufen.
    Ein lautes und unangenehmes Summen füllte die Luft.
    »Typisch Ellipse«, brachte Dorcas unsicher hervor.
    »Sind ziemlich furchterregend, die Ellipsen.«
    Unten, auf dem Boden des Führerhauses, gerieten die
Nomen
in Panik. Sie waren keine Schafe: Jeder von ihnen verfügte über ein denkendes Gehirn, und wenn man über eine plötzliche Dunkelheit nachdachte, die von einem geheimnisvollen Summen begleitet wurde, schien Panik die logische Reaktion zu sein.
    Dünne Linien aus blauem Feuer tasteten über Jekubs zerkratzten Lack. Dorcas spürte, wie sich ihm die Haare aufrichteten.
    Grimma starrte nach oben. Der Himmel war völlig schwarz.
    »Es ist… alles in Ordnung«, sagte sie langsam.
    »Ja, ich glaube, es ist alles in Ordnung.«
    Dorcas betrachtete seine Hände. Funken lösten sich von den Fingerspitzen.
    »Bist du sicher?« fragte er nervös.
    »Dies ist keine Nacht, sondern ein Schatten. Etwas Riesiges schwebt über uns.«
    »Und das soll besser sein als die Nacht?« Zweifel vibrierte in der Stimme des Ingenieurs.
    »Vielleicht. Komm, verlassen wir die Plattform.« Grimma hangelte sich an einer Schnur hinab und strahlte. Ihr glückliches Lächeln wirkte fast so schlimm wie alles andere zusammen. Die Nomen waren nicht an eine glücklich lächelnde Grimma gewöhnt. »Helft mir«, sagte sie. »Wir müssen aussteigen. Damit er weiß, daß wir’s sind.« Die Wichte wechselten verblüffte Blicke, als Grimma an der Laufplanke zerrte.
    »Bitte
helft mir!« drängte sie.
    Die Nomen halfen. Manchmal, wenn man vollkommen verwirrt ist, hört man auf jeden, der so etwas wie zielstrebige Entschlossenheit offenbart. Sie griffen nach der Planke und schoben sie aus dem rückwärtigen Teil des Führerhauses, bis sie sich nach unten neigte und den Boden berührte.
    Wenigstens gab es jetzt nicht mehr soviel Himmel. Das blaue Firmament bildete eine dünne Linie am Rand der massiven Finsternis über den Wichten. Nun, sie schien nicht ganz und gar massiv zu sein. Als sich Dorcas’ Augen an die Dunkelheit gewöhnten, bemerkte er Quadrate, Rechtecke und Kreise.
    Nomen hasteten über die Laufplanke, liefen auf der Straße umher und wußten nicht recht, ob sie stehenbleiben oder wegrennen sollten.
    Über ihnen schob sich eins der dunklen Quadrate beiseite. Es klirrte. Ein Rechteck aus Schwärze surrte sanft herab, wie ein Lift ohne Kabel, erreichte die Straße und verharrte dort. Das Gebilde war ziemlich groß.
    Etwas stand darauf. Etwas Rotes, Gelbes und Grünes, das aus einem Topf ragte.
    Die Nomen beugten sich neugierig vor.

Kapitel 15
    I. So endete Jekubs Reise, und die Nomen flohen, blickten nicht zurück.
    Aus dem
Buch der Nomen
, Seltsame Frösche,
Kapitel 1, Vers I
    Dorcas kletterte mühsam auf den öligen Boden des Führerhauses hinab und sah sich dort um. Er war allein, abgesehen von den Schnüren und Holzstücken, die Hunderte von Nomen benutzt hatten, um Jekub zu fahren.
    Sie haben einfach alles stehen und liegenlassen,
dachte der Ingenieur und lauschte den fernen Stimmen der Wichte.
Sie hätten

Weitere Kostenlose Bücher