Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel
unten.
Es schob winzige Daumen in winzige Ohren, wackelte mit den Fingern und streckte die Zunge aus. »Bääähhh«, sagte Gurder.
Die Frau ließ das Tablett auf den Boden fallen und gab ein seltsames Geräusch von sich – es klang wie das Heulen eines schrillen Nebelhorns. Sie wich zurück und hob beide Hände zum Mund. Schließlich drehte sie sich so träge um wie ein Baum, der sich nicht entscheiden kann, ob er fallen oder stehenbleiben soll. Mit langen Schritten floh sie hinter den Vorhang.
Als sie mit einem anderen Menschen zurückkehrte, war die kleine Gestalt fort.
Ebenso wie ein großer Teil der Nahrung auf dem Tablett.
»Ich weiß nicht, wann ich zum letztenmal geräucherten Lachs genießen konnte«, brachte Gurder glücklich hervor.
»Mmmpf«, antwortete Angalo.
»So sollte man ihn nicht essen«, sagte der Abt streng. »Es gehört sich nicht, ihn in den Mund zu stopfen und die heraushängenden Teile abzuschneiden. Was sollen die Leute von dir denken?«
»Hier sin' gar keine Leute«, erwiderte Angalo undeutlich.
»Nur Ma'klin und du.« Unterdessen öffnete Masklin einen Behälter mit Milch, der fast so groß war wie ein Nom.
»Schon besser, nicht wahr?« Gurder strahlte. »Richtige, natürliche Nahrung, aus Büchsen und so. Man braucht nicht erst den Schmutz abzuwaschen wie im Steinbruch. Außerdem haben wie es hier bequem und warm. So lasse ich mir das Reisen und Fliegen gefallen. Möchte jemand etwas von diesem …« Er deutete unsicher auf eine Schüssel und betrachtete die Masse darin. »… Zeug?« Angalo und Masklin schüttelten den Kopf. Die Schüssel enthielt ein glänzendes, schwabbeliges und rosarotes Etwas mit einer Kirsche drauf. Irgendwie gelang es der Substanz, wie etwas auszusehen, das man nicht einmal dann verspeiste, nachdem man eine ganze Woche lang gehungert hatte.
»Wie schmeckt es?« fragte Masklin, als Gurder etwas davon probierte.
»Irgendwie rosarot«, antwortete der Abt. [5]
»Möchte jemand die Erdnuß zum Nachtisch?« erkundigte sich Angalo und lächelte. »Nein? Dann werfe ich sie weg, in Ordnung?«
»Nein!« rief Masklin. Die beiden anderen Nomen sahen ihn groß an. »Entschuldigt bitte. Ich meine nur: Du solltest die Erdnuß
nicht
wegwerfen. Es ist verkehrt, gute Nahrung zu vergeuden.«
»Eine
Sünde«
, fügte Gurder ernst hinzu.
»Hm, von Sünden weiß ich kaum etwas«, murmelte Masklin.
»Aber so etwas wäre nicht nur verkehrt, sondern auch dumm.
Wir sollten die Erdnuß aufbewahren. Vielleicht brauchen wir sie doch noch.«
Angalo streckte die Arme und gähnte.
»Wenn ich mich jetzt waschen könnte …«, sagte er.
»Mir ist hier noch kein Wasser aufgefallen«, erwiderte Masklin. »Bestimmt gibt es irgendwo ein Waschbecken oder eine Toilette, aber ich habe keine Ahnung, wo wir mit der Suche danach beginnen sollten.«
»Da wir gerade von Toiletten sprechen«, begann Angalo.
»Dort drüben«, sagte Gurder. »Auf der anderen Seite des dicken Kabels.«
»Und kommen Sie den elektrischen Leitungen nicht zu nahe«
, warf das
Ding
ein. Angalo nickte verwirrt und kroch in die Finsternis.
Gurder gähnte ebenfalls.
»Halten die Frauen-die-Nahrung-verteilen nicht nach uns Ausschau?« erkundigte er sich.
»Das bezweifle ich«, entgegnete Masklin. »Als wir damals im Draußen lebten, bevor wir zum Kaufhaus kamen …
Bestimmt haben uns die Menschen manchmal bemerkt. Aber sie glaubten einfach, ihren Augen nicht trauen zu können. Sie würden wohl kaum jene gräßlichen Gartenstatuen herstellen, wenn sie jemals einen
wahren
Nom gesehen hätten.«
Gurder griff in einer Tasche seines Umhangs und holte das Bild von Enkel Richard hervor. Selbst im matten Licht erkannte Masklin sofort den Menschen im Sessel wieder. Sein Gesicht hatte nicht ganz so zerknittert gewirkt, und es bestand auch nicht aus Hunderten von winzigen Punkten, aber sonst…
»Glaubst du, er befindet sich an Bord?« fragte Gurder sehnsüchtig.
»Vielleicht«, erwiderte Masklin und fühlte sich miserabel.
»Vielleicht. Äh, hör mal, Gurder, Angalo mag ein wenig zu weit gehen, aber er könnte recht haben. Möglicherweise ist Enkel Richard nur ein Mensch. Wahrscheinlich
haben die
Menschen das Kaufhaus für andere Menschen gebaut. Deine Vorfahren ließen sich darin nieder, weil es dort warm und trocken war. Und…«
»Ich höre nicht zu«, betonte Gurder. »Wir sind keine unwichtigen Dinge wie Ratten und Mäuse. Wir sind etwas Besonderes.«
»Das
Ding
vertritt in dieser Hinsicht einen ziemlich
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