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Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel

Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel

Titel: Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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beobachtete ihn.
    Es war das Gesicht aus der Zeitung, kein Zweifel: ein kurzer Bart, ein lächelnder Mund mit vielen Zähnen drin. Und das Haar… Es schien nicht auf normale Weise gewachsen, sondern aus einer glänzenden Substanz geschnitzt zu sein.
    Enkel Richard, 39.
    Die Augen im Gesicht starrten in Masklins Richtung, und dann drehte Enkel Richard den Kopf.
    Er kann mich nicht gesehen haben
, dachte der Nom.
Ich hocke hier hinter den Flaschen, in einem guten Versteck. Wie wird Gurder reagieren, wenn ich ihm davon erzähle? Vielleicht dreht er durch.
Und:
Falsch. Er dreht ganz
bestimmt
durch.
    Ich sollte es besser für mich behalten, zumindest eine Zeitlang. Ja, ich glaube, das ist eine gute Idee. Wir haben auch so schon genug Sorgen.
    Entweder gab es achtunddreißig andere Enkel Richard vor ihm – und das glaube ich eigentlich nicht –, oder Zeitungen nennen auf diese Weise das Alter von Menschen.
    Neununddreißig Jahre. Fast halb so alt wie das Kaufhaus.
    Einige
Nomen
behaupten, das Kaufhaus sei so alt wie die Welt.
    Das kann natürlich nicht stimmen, aber… Wie fühlt man sich, wenn man fast ewig lebt?
    Masklin kroch noch weiter hinter die Gegenstände auf dem Regal des Wagens. Flaschen standen dort, und daneben lagen Beutel mit knubbligen Objekten, etwas kleiner als die Faust eines Wichts. Er stach sein Messer ins Papier, bis ein ausreichend großes Loch entstand, und dann holte er ein Knubbelding hervor.
    Es stellte sich als gesalzene Erdnuß heraus. Nun, ein Anfang.
    Er griff nach dem Beutel, als sich eine Hand an ihm vorbeistreckte.
    Sie war so nahe, daß er sie berühren konnte. Sie war nahe genug, um
ihn
zu berühren. Masklin sah rote Fingernägel, als sich die Hand um einen anderen Beutel mit Erdnüssen schloß und nach oben zurückkehrte.
    Später rang er sich zu der Erkenntnis durch, daß die Frau gar nicht in der Lage gewesen wäre, ihn zu sehen. Sie faßte einfach nur nach einem Gegenstand, von dem sie wußte, daß er im Wagen lag. Von Masklin ahnte sie nichts, und deshalb konnte sie wohl kaum beabsichtigt haben, ihn zu packen.
    Nun, das dachte er später. Doch als ihn die menschliche Hand nur um ein oder zwei Zentimeter verfehlte, sah alles ganz anders aus. Masklin hechtete vom Wagen herunter, rollte sich auf dem Teppichboden ab und hastete unter den nächsten Sitz.
    Er nahm sich nicht einmal Zeit genug, um nach Luft zu schnappen. Die Erfahrung hatte ihn folgendes gelehrt: Besonders unangenehme Überraschungen erlebte man dann, wenn man eine Pause einlegte, um wieder zu Atem zu kommen. Er raste von Sessel zu Sessel, wich riesigen Füßen, abgestreiften Schuhen, heruntergefallenen Zeitungen und Taschen aus. Als er zur anderen Seite des Mittelgangs und in Richtung Flugzeugküche stürmte, war er selbst nach nomischen Maßstäben ein Schemen. Er hielt nicht einmal inne, als er das Loch erreichte. Er sprang einfach und passierte die Öffnung, ohne an ihre Ränder zu stoßen.
    »Eine Erdnuß?« fragte Angalo. »Zwischen drei Nomen aufzuteilen? Es bleibt kaum mehr als ein Bissen für jeden von uns!«
    »Was schlägst du vor?« erwiderte Masklin bitter.
    »Willst du zu der Frau-die-Nahrung-verteilt gehen und ihr sagen: Bitte drei
große
Portionen für drei
kleine
Leute?«
    Angalo starrte ihn an. Masklin schnaufte jetzt nicht mehr, aber sein Gesicht war noch immer gerötet.
    »Vielleicht ist es einen Versuch wert«, brummte er.
    »Was?«
    »Nun, stell dir einmal vor, ein Mensch zu sein …«, begann Angalo. »Würdest du Nomen in einem Flugzeug erwarten?«
    »Natürlich nicht…«
    »Du wärst sicher sehr überrascht, einen Wicht zu sehen, oder?«
    »Sollen wir uns etwa
absichtlich
einem Menschen zeigen?«
    entfuhr es Gurder. »Das kann unmöglich dein Ernst sein!«
    »Ist es dir lieber, an
einer
Erdnuß zu knabbern und anschließend zu verhungern?« hielt ihm Angalo entgegen.
    Gurder blickte hungrig auf den kleinen Erdnußbrocken in seiner Hand. Er kannte Erdnüsse aus dem Kaufhaus. Wenn Weihnachten bevorstand, enthielt der Speisesaal viele Spezialitäten, die sonst nicht angeboten wurden, und Erdnüsse bildeten einen schmackhaften Nachtisch. Vermutlich eigneten sie sich auch als Vorspeise. Aber als Hauptmahlzeit taugten sie nichts. Der Abt seufzte. »Erklär uns deinen Plan.«
    Eine der Frauen-die-Nahrung-verteilen zog Tabletts von einem Regal, als sie aus den Augenwinkeln eine Bewegung bemerkte und aufsah. Langsam drehte sie den Kopf.
    Etwas Kleines und Dunkles sank neben ihrem rechten Ohr nach

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