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Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel

Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel

Titel: Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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leid.« Er schenkte Dorcas und dem Räuber ein strahlendes Lächeln.
    Der Einäugige erwiderte es. Zumindest öffnete er den Mund und zeigte die Zähne.
    »Äh …« Dorcas ruderte mit den Armen. »So etwas kannst du nicht sagen. Ich meine, du kannst nicht sagen, daß du deine Sachen behalten möchtest!« Er bemerkte die Verwunderung in Masklins Zügen. »Beraubt zu werden … Es bedeutet, daß einem Dinge weggenommen werden. Du mußt dich fügen.«
    »Warum?« fragte Grimma.
    »Weil…« Der alte Erfinder zögerte. »Keine Ahnung. Tradition, nehme ich an.«
    Der Räuberhauptmann warf das Messer von einer Hand in die andere. »Ich sag euch was«, kündigte er an. »Ihr seid neu hier und so, und deshalb gehen wir nicht ganz so grob mit euch um. Schnappt sie!« Zwei Räuber packten Oma Morkie.
    Was sich als Fehler herausstellte. Sie holte mit der knochigen rechten Hand aus, und es klatschte zweimal.
    »Frechheit!« schnaufte sie, als die Räuber mit roten Ohren zurücktaumelten.
    Ein Räuber versuchte, Torrit festzuhalten – und spürte einen spitzen Ellbogen in der Magengrube. Ein anderer zog das Messer und bedrohte Grimma, deren Finger sich um seinen Unterarm schlossen. Er ließ die Klinge fallen, sank auf die Knie und wimmerte leise. Masklin bückte sich, griff nach dem Hemd des Einäugigen und hob ihn hoch.
    »Ich bin nicht sicher, ob ich diesen Brauch verstehe«, sagte er. »Aber Nomen sollten anderen Nomen nichts zuleide tun, oder?«
    »Ahahaha«, erwiderte der Räuberhauptmann nervös.
    »Deshalb schlage ich vor, ihr geht jetzt fort, einverstanden?«
    Er ließ den Mann los. Der Räuber suchte hastig nach seinem Messer, steckte es ein, sah noch einmal mit einem besorgten Grinsen zu Masklin zurück und rannte los. Seine Kameraden folgten ihm und versuchten dabei, so schnell wie möglich zu humpeln.
    Der junge Jäger drehte sich zu Dorcas um, der sich vor Lachen schüttelte.
    »Nun, kannst du mir erklären, was gerade geschehen ist?«
    Der Erfinder lehnte sich an die Wand und schnappte nach Luft. »Du weißt es wirklich nicht, oder?« gluckste er.
    »Nein«, antwortete Masklin geduldig. »Deshalb frage ich ja.«
    »Die Miederwarenler sind Räuber und nehmen sich Dinge, die ihnen nicht gehören. Sie verstecken sich in der Abteilung Miederwaren, weil es sehr schwer ist, sie dort aufzustöbern.
    Für gewöhnlich beschränken sie sich darauf, anderen Leuten einen Schrecken einzujagen. Sie gehen einem nur auf die Nerven.«
    »Warum hatte der Einäugige ein Messer im Mund?« erkundigte sich Grimma.
    »Vielleicht hoffte er, dadurch einen tollkühnen und verwegenen Eindruck zu erwecken.«
    »Meiner Meinung nach sah er ziemlich albern aus«, sagte Grimma.
    »Ich verpasse ihm eine saftige Ohrfeige, wenn er zurückkehrt«, versprach Oma Morkie.
    »Die Räuber wagen sich bestimmt nicht noch einmal in unsere Nähe. Es hat sie sicher schockiert, von Überfallenen geschlagen zu werden.« Dorcas lachte. »Ich bin gespannt, welche Wirkung ihr auf den Abt erzielt. Ihr seid einmalig und bringt…
    Wie heißt das Zeug, von dem es draußen jede Menge gibt?«
    Masklin runzelte die Stirn. »Luft?«
    »Ja, genau. Ihr bringt frische Luft ins Kaufhaus.«
    Und so erreichten sie schließlich die Abteilung Büromaterial.
    ›Geht zu den Büromaterialern oder nach draußen!‹ hatte der Herzog gesagt – offenbar sah er keinen großen Unterschied zwischen diesen beiden Möglichkeiten. Alle große Familien mißtrauten den Büromaterialern und argwöhnten, daß sie über eine seltsame, erschreckende Macht verfügten.
    Immerhin konnten sie lesen und schreiben. Wer imstande war, die Sprache des Papiers zu deuten,
mußte
sonderbar sein, Darüber hinaus verstanden die Büromaterialer Arnold Bros’ (gegr. 1905) Botschaften am Himmel. Aber es ist sehr schwer, mit jemandem zu reden, der einen für nicht vorhanden hält.
    Masklin hatte immer geglaubt, daß Torrit alt aussehe, doch der Abt wirkte so alt, daß er zusammen mit der Zeit geboren zu sein schien. Er stützte sich auf zwei Stöcke, und ständig warteten junge Nomen in seiner Nähe, falls er Hilfe brauchte. Sein Gesicht bestand nur aus Falten, und die Augen darin starrten wie zwei glitzernde schwarze Löcher.
    Die Gruppe scharte sich hinter Masklin, wie immer, wenn irgend etwas sie beunruhigte.
    Die Audienzkammer des Abts befand sich neben einem Lift, und ihre Wände bestanden aus Pappe. Staub rieselte von ihnen herab, wenn ein Aufzug durch den nahen Schacht rumpelte.
    Einige Bedienstete

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