Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel
alles dazwischen.
Ich kann es nicht leugnen. Irgend jemand muß dies alles gebaut haben. Aber ich betone immer wieder, daß wir uns trotzdem Gedanken machen sollten…«
Das grüne Licht am
Ding
erlosch, und die kleine, sich immerzu drehende Schüssel verschwand. Der Kasten surrte, wie eine sich räuspernde Maschine.
»Ich empfange die Daten einer telefonischen Kommunikation«,
teilte es mit.
Die Wichte sahen sich an.
»Gut«, sagte Grimma. »Das freut uns, nicht wahr, Masklin?«
»Ich habe eine wichtige Botschaft für die Oberhäupter dieser Gemeinschaft. Ist Ihnen klar, daß Sie in einer konstruierten Entität mit begrenzter Existenzdauer leben?«
»Faszinierend«, ließ sich Dorcas vernehmen. »So viele Worte. Man hat das Gefühl, fast zu verstehen, was sie bedeuten.«
Er zeigte mit dem Daumen zur Decke. »Dort oben gibt’s ähnliche Dinge. Sie heißen Radios. Manchmal flimmern auch Bilder an ihnen. Bemerkenswert.«
»Ich muß so schnell wie möglich mit den Oberhäuptern der Gemeinschaft sprechen, um sie auf die imminente Zerstörung dieses Artefakts hinzuweisen«,
intonierte das
Ding.
»Entschuldige bitte«, sagte Masklin. »Ich verstehe nicht…«
»
Bleiben meine Ausführungen für Sie ohne Signifikanz ?«
»Was hat es mit ›Signifikanz‹ auf sich?«
»
Offenbar hat sich die Sprache stärker verändert, als ich bisher vermutete.«
Masklin warf dem schwarzen Kasten einen aufmunternden Blick zu.
»Ich werde versuchen, mich einfacher auszudrücken«,
versprach das
Ding.
Einige Lichter funkelten an ihm.
»Gute Idee«, sagte Masklin.
»
Großes Kaufhaus machen bald Bumm und gehen kaputtig
«, erklang die blecherne Stimme.
Erneut wechselten die Nomen einen Blick. In ihren Mienen war nur Platz für Verwirrung.
Das
Ding
surrte einmal mehr.
»Kennen Sie die Bedeutung des Wortes ›Zerstörung‹?«
»O ja«, bestätigte Dorcas.
»
Das wird mit dem Kaufhaus geschehen. In einundzwanzig Tagen
.«
Kapitel 4
I. Wehe euch, Eisenwarenlern und Kurzwarenlern; wehe euch, Hutlern und Del Ikatessen; wehe euch. Jungen Moden und Räubern von Miederwaren; wehe selbst euch, Büromaterialern.
II. Denn das Kaufhaus ist nur ein Ort im Draußen.
III. Wehe euch, denn Arnold Bros (gegr. 1905) hat mit dem Ausverkauf begonnen:
Alles muß weg.
IV. Aber sie verspotteten ihn und sprachen: Du bist ein Draußenler und existierst nicht einmal.
Aus dem
Buch der Nomen,
Textilien,
Verse I-IV
Oben trampelten die Menschen durch ihr langsames und unverständliches Leben. Teppiche und Dielen dämpften den von ihnen verursachten Lärm; unter dem Boden hörten die Nomen nur ein fernes Grollen, als sie durch staubige Tunnel und Korridore eilten.
»Das
Ding
hat es sicher nicht ernst gemeint«, behauptete Oma Morkie. »Das Kaufhaus ist groß. Etwas so Großes kann nicht einfach zerstört werden. Völlig ausgeschlossen.«
»Ich hab’s ja
gesagt!«
keuchte Torrit. Er reagierte immer fröhlich auf Nachrichten, die Verwüstung und Entsetzen betrafen. »Es hieß immer, das
Ding
weiß über Dinge Bescheid. Und komm mir jetzt bloß nicht mit deinem Sei Still.«
»Warum müssen wir uns so sehr beeilen?« fragte Masklin.
»Einundzwanzig Tage sind viel Zeit.«
»Nicht in der Politik«, erwiderte Dorcas grimmig.
»Ich dachte, wir sind hier im Kaufhaus.«
Der Erfinder blieb so plötzlich stehen, daß Oma Morkie gegen ihn prallte.
»Hört mal…«, begann er mit ungeduldiger Geduld.
»Was sollen die Nomen unternehmen, wenn das Kaufhaus, äh, zerstört wird?«
»Ist doch ganz klar«, antwortete Masklin. »Nach draußen gehen …«
»Aber die meisten von uns glauben nicht einmal, daß ein Draußen existiert! Selbst ich zweifle daran – und ich bin nicht nur außergewöhnlich intelligent, sondern auch sehr neugierig!
Wir können nirgends hingehen!
Verstehst du?«
»Draußen gibt es genug Platz …«
»Nur, wenn man daran glaubt!«
»Es ist kein Hirngespinst!«
»Ich fürchte, die Leute sind weitaus komplizierter, als du annimmst. Nun, ich halte es trotzdem für angebracht, mit dem Abt zu sprechen. Ein schrecklicher alter Tyrann, aber recht klug, auf seine eigene Art und Weise. Ein wenig spießig.«
Dorcas bedachte seine Begleiter mit einem skeptischen Blick.
»Es wäre sicher besser, wenn wir nicht zuviel Aufmerksamkeit erregen würden«, fuhr er fort. »Mich beachtet man kaum, doch für andere ist es alles andere als ratsam, ohne einen triftigen Grund außerhalb ihrer Abteilungen unterwegs zu sein. Und da ihr keiner
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