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Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel

Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel

Titel: Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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weitere Felder und Kiesgruben, gut fürs Angeln geeignet, falls einem Wicht der Sinn nach Fisch stand. Und dann kam der Flughafen.
    Im Sommer hatte Masklin viele Stunden damit verbracht, die Flugzeuge zu beobachten. Sie fuhren erst über den Boden, um dann plötzlich wie Vögel aufzusteigen, immer kleiner zu werden und zu verschwinden. Dies war seine
größte
Sorge.
    Masklin saß auf seinem Lieblingsstein und grübelte, während erste Regentropfen fielen. Viele verschiedene Sorgen belasteten ihn, doch eine wog mehr als alle anderen.
    Die Wichte sollten sich ein Beispiel an den Flugzeugen nehmen und versuchen, den Himmel zu erreichen – diesen Rat hatte Masklin vom
Ding
gehört, als es noch mit ihm sprach. Sie kamen von dort. Besser gesagt: von
über
dem Himmel. Das war schwer zu verstehen, denn über dem Himmel konnte sich höchstens noch mehr Himmel befinden, oder? Der schwarze Kasten hatte behauptet, dort läge das Schicksal der Nomen.
    Beziehungsweise ihre Bestimmung. Irgend etwas in der Art.
    Welten, die mit niemandem geteilt werden mußten. Dies ist
nicht unsere wahre Heimat,
dachte Masklin und erinnerte sich an die Worte des
Dings. Wir sind hier – gestrandet.
Er konzentrierte sich nun auf den Kern seiner größten Sorge. Das Schiff-Etwas – ein Flugzeug, das über dem Himmel flog, zwischen den Sternen – war noch immer dort oben. Die ersten Wichte hatten es in einem kleineren Schiff verlassen, und nach der Bruchlandung konnten sie nicht zurückkehren.
    Nur Masklin wußte davon.
    Der alte Abt, Gurders Vorgänger, hatte es ebenfalls gewußt.
    Grimma, Dorcas und Gurder ahnten etwas, aber sie waren viel zu beschäftigt und in erster Linie praktisch denkende Leute.
    Das Organisieren erforderte ihre ganze Aufmerksamkeit.
    Sie organisierten gern. Und sie versuchten, alles andere zu vergessen. Wie auch die übrigen Wichte: Sie glaubten, ein neues Zuhause gefunden zu haben, gewöhnten sich immer mehr an das Leben im Steinbruch. Wir
verwandeln ihn in unsere kleine Welt, wie zuvor das Kaufhaus,
begriff Masklin.
Die Nomen der einzelnen Abteilungen hielten das Dach für den Himmel, und jetzt wird der Himmel zu einem höheren Dach.
    Wir bleiben hier und…
    Ein Laster rollte über den Weg zum Steinbruch. Er bot einen so ungewohnten Anblick, daß Masklin ihn fast eine halbe Minute lang beobachtete, ohne ihn wirklich zu sehen.
    »Niemand hat Wache gehalten! Warum hat niemand Wache gehalten? Ich habe mehrmals darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, daß immer jemand Wache hält!« Sechs Wichte eilten durch den sterbenden Adlerfarn zum Tor des Steinbruchs.
    »Sacco war dran«, brummte Angalo.
    »Nein, das stimmt nicht!« zischte Sacco. »Gestern hast du mich gebeten, mit dir zu tauschen, weil…«
    »Es ist mir völlig gleich,
wer
heute Wache halten sollte!«
    rief Masklin. »Ich weiß nur, daß niemand draußen war! Obgleich euch klar sein dürfte, daß immer jemand Ausschau halten muß, oder?«
    »Entschuldige, Masklin.«
    »Ja, entschuldige bitte.«
    Sie kletterten die Böschung hoch und duckten sich hinter ein halb verwelktes Grasbüschel.
    Es handelte sich um einen kleinen Lastwagen – sofern Laster überhaupt klein sein konnten. Ein Mensch war bereits ausgestiegen und hantierte am Tor des Steinbruchs.
    »Ein Land Rover«, sagte Angalo selbstgefällig. Im Kaufhaus hatte er viel Zeit damit verbracht, über Fahrzeuge zu lesen. Er mochte Dinge mit Motoren. »Es ist kein richtiger Lastwagen.
    Menschen benutzen ihn, um…«
    »Dieser
Mensch befestigt etwas am Tor«, stellte Masklin fest.
    »An
unserem
Tor«, fügte Sacco in einem mißbilligenden Tonfall hinzu.
    »Seltsam«, murmelte Angalo; Der Mann bewegte sich mit der für Menschen typischen langsamen Schwerfälligkeit und schlafwandelte zum Fahrzeug zurück. Nach einer Weile wendete er und fuhr in Richtung Straße.
    »Er ist den ganzen weiten Weg gekommen, um ein Stück Papier ans Tor zu hängen«, sagte Angalo, als die Wichte aufstanden. »Menschen sind wirklich rätselhaft.« Masklin runzelte die Stirn. Menschen waren groß und dumm, das wußten alle, aber sie zeichneten sich durch etwas Unaufhaltsames aus und wurden offenbar von Papier kontrolliert. Im Kaufhaus hatte ein Stück Papier den baldigen Abbruch des Gebäudes verkündet, und so geschah es. Man durfte keinen Menschen trauen, die Papier mit sich herumtrugen.
    Er deutete zum rostigen Maschendrahtzaun, der für einen agilen Wicht kein nennenswertes Hindernis darstellte.
    »Hol es, Sacco«, sagte er.
    Einige

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