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Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel

Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel

Titel: Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Winter. Äh. Aber wir haben jede Menge Kartoffeln, und hier unten ist es recht warm. Nun, einige Wichte erzählen seltsame Geschichten: Während der Weihnachtszeit, so heißt es, gab es im Kaufhaus NikoLäuse.
    Sie sahen aus wie Menschen und trugen rote Mäntel. Ich hoffe, uns sind keine derartigen Läuse hierher gefolgt. Äh.« Masklin kratzte sich am Ohr.
    »Im großen und ganzen läuft alles bestens. Äh.« Er beugte sich etwas näher zu dem
Ding.
»Und genau das beunruhigt mich. Wenn alles bestens läuft, habe ich immer den Eindruck, daß bald irgend etwas schiefgeht, daß neue Probleme entstehen, mit denen man bisher nicht gerechnet hat. Äh.« Der schwarze Kasten brachte stummes Mitgefühl zum Ausdruck.
    »Alle sagen, ich mache mir zuviel Sorgen. Aber ich glaube, es ist ja gar nicht
möglich,
zu besorgt zu sein. Äh.« Masklin dachte nach.
    »Äh. Ich schätze, das wär’s. Es gibt keine weiteren Neuigkeiten.« Er verstaute das Ding wieder im Wandloch.
    Er hatte sich zunächst gefragt, ob er von seiner Auseinandersetzung mit Grimma berichten sollte, doch sie war, nun, zu persönlicher Natur.
    Masklin gab den Büchern die Schuld. Er hätte ihr nicht erlauben dürfen, lesen zu lernen und sich den Kopf mit Dingen zu füllen, über die sie gar nicht Bescheid zu wissen brauchte.
    Gurder hat recht,
dachte der ehemalige Rattenjäger.
Die Gehirne von Frauen können sich tatsächlich überhitzen.
Hinter Grimmas Stirn kochte und brodelte es jetzt die ganze Zeit über.
    Masklin war zu ihr gegangen und hatte gesagt: Hör mal, jetzt ist alles geregelt, und wir sollten heiraten, so wie die Kaufhaus-Wichte; eine angemessene Zeremonie, vom Abt geleitet…
    Und Grimma antwortete: Nun, ich weiß nicht… Und Masklin erwiderte: Was ist denn los mit dir? Du kannst einen Heiratsantrag nicht einfach ablehnen. Die Tradition verlangt, daß du ihn annimmst.
    Und Grimma sagte: Inzwischen ist alles anders geworden.
    Masklin wandte, sich an Oma Morkie und erhoffte sich Unterstützung von ihr – sie hatte immer großen Wert darauf gelegt, daß man die alten Bräuche achtete. Oma, jammerte er, Grimma gehorcht mir nicht. Und daraufhin sagte Oma Morkie: Kluges Mädchen. Leider bin ich nicht oft genug ungehorsam gewesen, als ich jünger war.
    Er suchte Trost bei Gurder, der ihm sofort beipflichtete: Ja, du hast völlig recht, Frauen sollten den Männern gehorchen.
    Und Masklin sagte: Geh zu ihr und erinnere sie daran. Und Gurder sagte: Nun, du weißt ja, daß sie in letzter Zeit zu Wutanfällen neigt; vielleicht sollten wir warten, bis sich ihr überhitztes Gehirn abgekühlt hat. Der Abt fügte hinzu: Außerdem ist alles im Wandel…
    Der Wandel, ja. Er ließ sich nicht leugnen. Einen großen Teil davon hatte Masklin selbst herbeigeführt, indem er die Wichte zu einer anderen Denkweise veranlaßte – nur dadurch war es ihnen möglich geworden, das Leben im Kaufhaus aufzugeben und sich ins Draußen zu wagen. Er begrüßte den Wandel noch immer und sah eine Notwendigkeit in ihm.
    Gleichzeitig war er dagegen, daß sich die Dinge dauernd veränderten.
    Sein Speer lehnte in der einen Ecke und wirkte jetzt jämmerlich. Nur ein Stück Feuerstein, ans Ende eines Schafts gebunden. Die Nomen hatten Sägen und andere Werkzeuge aus dem Kaufhaus mitgebracht; sie konnten Metall bearbeiten.
    Mehrere Sekunden lang starrte Masklin zum Speer, ergriff ihn und ging nach draußen, um gründlich über die allgemeine Situation und seinen Platz in ihr nachzudenken. Oder um ordentlich zu schmollen, wie es andere Wichte nannten.
    Der alte Steinbruch war wie eine breite Kerbe in halber Höhe des Hügels, und darüber neigte sich der Hang steil nach oben.
    Dornbüsche wuchsen dort, und jenseits davon erstreckten sich Felder.
    Unterhalb des Steinbruchs wand sich ein Weg an Hecken vorbei zur Straße, und dahinter gab es die Eisenbahn – ein anderer Name für zwei lange Metallbänder auf großen Holzblöcken. Manchmal rollten lastwagenartige und miteinander verbundene Dinge darüber hinweg.
    Die Eisenbahn stellte noch immer ein Rätsel für die Wichte dar. Ganz offensichtlich war sie gefährlich: Eine Straße überquerte die beiden Linien aus Metall, und dort kamen zwei Gatter herab, wenn sich die seltsame Lasterkolonne näherte.
    Die Nomen wußten, wozu Gatter dienten: Sie hinderten das Vieh auf den Wiesen daran, aus der Umzäunung zu entkommen. In diesem Fall sollten sie wahrscheinlich dafür sorgen, daß die Eisenbahn-Dinge nicht von den Schienen flohen.
    Es folgten

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