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Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel

Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel

Titel: Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Kilometer entfernt zitterte ein
anderes
Stück Papier an der Hecke. Regentropfen platschten auf die von der Sonne gebleichten Worte, bis das Papier naß und schwer war, bis es …
    …riß.
    Ein Teil davon löste sich, fiel ins Gras. Der Wind spielte damit.

Kapitel 2
    III. Doch dann kam ein Zeichen, und die Wichte fragten: Was hat das zu bedeuten?
    IV. Und es verhieß nichts Gutes.
    Aus dem
Buch der Nomen
, Zeichen,
Kapitel 1, Verse III-IV
    Gurder kroch auf Händen und Knien über das Stück Papier vom Zaun.
    »Natürlich kann ich’s lesen«, behauptete er. »Ich weiß genau, was die einzelnen Worte bedeuten.«
    »Was denn?« fragte Masklin.
    Der Abt wirkte ein wenig verlegen. »Nun, die
Sätze
bereiten mir gewisse Schwierigkeiten. Hier steht zum Beispiel… Wo war es? Ah, ja, hier steht, daß der Steinbruch bald wiedereröffnet wird. Wie soll man das verstehen? Er ist doch schon offen.
    Daran besteht überhaupt kein Zweifel. Ich meine, man kann kilometerweit sehen.«
    Unruhe erfaßte die anderen Nomen. Man konnte tatsächlich kilometerweit sehen, und wenige von ihnen empfanden dieses Panorama als angenehm. Auf drei Seiten des Steinbruchs ragten hohe Klippen auf, doch was die vierte betraf… Nun, man gewöhnte sich daran, den Blick in jene Richtung zu meiden.
    Dort gab es zuviel Nichts, wodurch sich die Wichte noch viel kleiner und hilfloser fühlten, als sie es ohnehin schon waren.
    Die Botschaft des Papiers schien nicht ganz klar zu sein, aber trotzdem breitete sich Unbehagen aus.
    »Der Steinbruch ist ein Loch im Boden«, sagte Dorcas. »Ein Loch kann man nur öffnen, wenn’s vorher zugeschüttet wurde.
    Logisch.«
    »Menschen holen sich Steine aus einem Steinbruch«, warf Grimma ein. »Sie graben ein Loch und verwenden die Steine, um, äh, Straßen und so zu bauen.«
    »Ich nehme an, das hast du irgendwo gelesen, wie?« erwiderte Gurder verdrießlich. Er argwöhnte bei Grimma einen Mangel an Respekt der Autorität gegenüber. Außerdem ärgerte es ihn, daß sie besser lesen konnte als er, obwohl sie nur eine Frau war.
    »Ja, das stimmt«, bestätigte Grimma mit herausforderndem Trotz.
    »Allerdings gibt es hier nur wenige Steine, Grimma«, sagte Masklin geduldig. »Deshalb das Loch.«
    »Guter Hinweis.« Gurder nickte anerkennend.
    »
Dann macht er das Loch eben noch größer!«
schnappte Grimma. »Seht zu den Klippen dort oben …« Die Nomen gehorchten. »Sie bestehen aus Stein! Und jetzt seht euch das hier an …« Alle Köpfe drehten sich, als Grimmas Fuß aufs Papier klopfte. »Die Autobahn soll eine Erweiterung bekommen. Autobahn – das ist eine Straße! Er wird im Steinbruch graben! In unserem Steinbruch! Genau das hat er vor!« Langes Schweigen folgte.
    »Wen meinst du denn mit
er
?« fragte Dorcas schließlich.
    »Anordnung«, antwortete Grimma. »Er hat mit seinem Namen unterschrieben.«
    »Sie hat recht«, sagte Masklin. »Hier steht’s: »›Wiedereröffnung des Steinbruchs – auf Anordnung.‹« Die Nomen scharrten mit den Füßen. Anordnung. Es klang nicht sehr vielversprechend. Wer Anordnung hieß, mochte zu allem fähig sein.
    Gurder stand auf und klopfte sich Staub vom Umhang.
    »Es ist nur ein Stück Papier, wenn man sich’s genau überlegt«, brummte er mürrisch.
    »Aber der Mensch kam hierher«, wandte Masklin ein.
    »Noch nie sind Menschen hierhergekommen.«
    »O ich weiß nicht«, sagte Dorcas. »Ich meine, die Hütten und so. Die alten Werkstätten. Und die Dinge darin. Ich meine, alles hat genau die richtige Größe für Menschen. Das hat mich immer beunruhigt. Menschen sind überall. Und wenn sie einen Ort verlassen haben … Meistens kehren die Schlingel zurück, früher oder später.« Wieder schloß sich Schweigen an – jene Art von Stille, die entsteht, wenn viele Personen recht unangenehmen Gedanken nachhängen.
    »Soll das heißen…«, begann ein Wicht langsam.
    »Soll das heißen, daß wir völlig umsonst so hart gearbeitet haben, um diesen Ort in unsere neue Heimat zu verwandeln?«
    »Ich glaube, es besteht kein unmittelbarer Anlaß zu Besorgnis …«, sagte Gurder.
    »Wir haben Familien«, ließ sich ein anderer Nom vernehmen. Masklin sah auf und stellte fest, daß die Worte von Angalo stammten. Im Frühling hatte er eine junge Dame aus der Familie Del Ikatessen geheiratet, und er war stolz auf seine beiden zwei Monate alten Kinder, die bereits sprechen konnten.
    »Wir wollten noch einmal versuchen, etwas anzupflanzen«, sagte jemand anders. »Es hat eine Ewigkeit

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