Die Schlacht der Trolle
dass ihre Wunden schnell heilen.«
»Dann ist es eben nicht einfach. Aber ich werde es dennoch tun. Ich habe genug vom Reden. Das verdammte Gerede macht mich weich!«
Die letzten Worte hatte Pard fast geschrien. Verwundert blickte Sten den großen Troll an, der nach diesem Gefühlsausbruch wütend schnaubte. Beschwichtigend hob der Wlachake die Hände: »Schon gut, Pard. Wir schaffen das schon.«
»Wir?«, hakte Kerr nach. »Willst du uns begleiten?«
»Was hier geschieht, betrifft nicht nur euch. Ich werde euch helfen, wie ich es versprochen habe. Wenn das bedeutet, dass ich mit euch in die Gebeine der Welt hinab muss, dann werde ich gehen.«
»Du?«, platzte Pard heraus, und der große Troll grölte vor Lachen, dass die Wände der Hütte erbebten. »Ein Menschling? In den Höhlen?«
Auch die Elfen wirkten amüsiert, aber Sten sagte bekräftigend: »Ja, ich. Wenn du an der Oberfläche überleben kannst, dann kann ich das auch in deiner Heimat. Außerdem bist du ja dabei. Was soll mir da schon passieren?«
»Unsere Heimat ist voller Gefahren. Gefahren für einen Troll. Ein Menschling … ein Menschling kann da kaum überleben!«
»Ich werde mir Mühe geben«, erwiderte Sten ungerührt. »Aber vielleicht sollten wir erst einmal abwarten, was Ruvons Volk sagt.«
Die Elfen hatten dem Gespräch schweigend gelauscht. Nun erhob sich Ruvon und schritt zur Tür. Ohne ein weiteres Wort verschwand der Elf in der Dunkelheit. Ich werde die Vînai nie verstehen, dachte Sten bei sich. Andererseits verstehe ich die Trolle auch nicht und habe mich trotzdem gerade verpflichtet, in ihre Heimat zu ziehen.
»Was denkst du, Tarlin?«, fragte Vangeliu unvermittelt. »Wie wird die Entscheidung lauten?«
»Wäre es nur eine Sache von Mensch oder Troll, würde mein Volk sich niemals einmischen. Aber wenn eure Vermutungen stimmen, dann betrifft es auch uns. Wir können dem Einfluss Kurperlas besser trotzen als du, doch wenn er erwacht, wird dies Auswirkungen auf uns haben. Auf uns alle.«
»Also werdet ihr uns helfen?« »Das ist meine Meinung. Andere mögen es anders sehen. Bisher leben wir gut, so wie wir leben - fern von Menschen und Trollen und Zwergen. Darum wird es Stimmen geben, die gegen jede Hilfe sprechen werden.«
»Aber das ist Wahnsinn!«, entfuhr es Sten.
Der Elf betrachtete ihn mit kalten Augen. Als er antwortete, war seine Stimme flach und verriet kein Gefühl: »Dein Volk hat den Dunkelgeist geweckt. Dein Volk tötet den Wald. Dein Volk führt Krieg gegen sich selbst. Wir haben gelernt, dass es besser ist, Abstand zu euch zu halten.«
»Verzeihung, ich wollte dich nicht beleidigen«, erwiderte der Wlachake zerknirscht. »Ihr müsst eure Entscheidung selbst treffen. Ich bin euch dankbar für all die Hilfe, die ihr uns bereits habt zuteil werden lassen.«
»Ich habe mich dafür ausgesprochen, euch beizustehen. Aber ich bin nur einer von vielen. Die Entscheidung liegt nicht bei mir allein.«
Mit einem Nicken stand Sten auf. Gemeinsam mit den Trollen trat er hinaus in die Nacht. Hinter ihnen wurde Vangeliu von einem neuerlichen Hustenanfall geschüttelt. Ein letzter Blick zurück zeigte Sten den alten Geistseher, bleich, mit einem fiebrigen Glanz in den Augen, während Tarlin mit besorgter Miene einige Kräuter aus seinem Beutel zog.
»Ich freue mich, dass du uns helfen willst«, erklärte Kerr, und Sten lächelte gezwungen. Der Wlachake beobachtete Pard, der den anderen Trollen die Neuigkeiten überbrachte.
»Ich hoffe, Ruvon kann sein Volk überzeugen«, fuhr der junge Troll fort, und Sten nickte ihm in stummem Einverständnis zu.
Dann schritt der junge Krieger über die Lichtung zum Grab seines Freundes Natiole. Wenn nicht, werden wir trotzdem hinabsteigen. Wir haben kaum eine Wahl. Und dennoch können wir nur warten und hoffen, dass die Vînai uns helfen. Denn was können wir allein schon ausrichten?
29
W eit hinter sich konnte Tamár die Staubwolken sehen, die von den Füßen der wlachkischen Soldaten aufgewirbelt wurden. Er selbst ritt an der Spitze seiner Truppen und entging so dem Staub, der in Mund und Nase drang und sich wie ein Schleier über alles legte. Die Trockenheit hat auch Nachteile. Obwohl ein Marsch im Regen wohl noch unangenehmer wäre.
Direkt hinter dem Marczeg trotteten die Pferde seiner kleinen Reiterei. Es waren wenig mehr als fünfzig Tiere samt der Krieger, die auf ihnen saßen; ein Umstand, der bei einem Volk von Reitern bedauerlich war. Noch bestand Hoffnung, dass Odön
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