Die Schlacht der Trolle
diesem Atem, und wir können unsere Herzen davor verschließen.«
»Soll das heißen, dass eure Geistseher nicht von der Krankheit befallen sind?«
»So ist es. Auch wenn es keine Geistseher sind.«
»Ist dein Volk beunruhigt?«, fragte Kerr neugierig. »Fürchtet ihr, dass Anda auch euch angreift?«
»Nein. Wir fürchten Trolle nicht, so wenig wie ihr uns fürchtet. Selbst wenn sie in den Forst kommen sollten, würden sie uns nicht finden. In eurer Heimat sind wir fremd und ihr in unserer.«
»Aber warum wollt ihr uns dann helfen?« »Weil ihr Trolle mit euren Taten mehr bedroht als nur euch selbst oder Menschen.«
»He!«, rief Pard protestierend. »Das sind nicht wir, das ist nur Anda!«
»Wenn ein Elf dies tun würde, Troll, würdest du sagen, dass es nur ein Elf ist? Oder würdest du denken, dass es alle Elfen sind?«
Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete Pard Ruvon, bis er schließlich seufzte. »Es sind nicht die Trolle. Wir sind die Trolle. Die anderen sind keine Trolle, sie leben nicht wie Trolle, sie achten unsere Traditionen nicht.«
»Ich verstehe dich«, erwiderte Ruvon ernst. An Vangeliu gewandt, fuhr er fort: »Deine Nachricht sprach von Trollen, Menschen und Kurperla.«
»Stimmt. Anda scheint den Dunkelgeist zu wecken. Ich weiß nicht, was sie damit bezweckt, aber wenn die Geschichten von Kerr und Pard hier stimmen, dann zieht sie ihre Stärke aus dem Geist. Allerdings bezweifle ich, dass sie sich der Folgen bewusst ist, die ihre Taten haben könnten.«
»Die da wären?«, fragte Sten.
»Krieg, Krankheit, Hungersnöte. Wenn das kranke Herz erwacht, wird das Land von seiner Fäule durchdrungen.«
»Vielleicht will Anda genau das«, vermutete Kerr. »Sie sucht Rache an den Menschen. Aber unter dem Auge des Himmelslichtes sind die Menschen in Sicherheit. Vielleicht will sie die Menschen so vernichten.«
»Dann wäre sie dumm«, warf Ruvon ein. »Wenn der Geist erwacht, wird mehr vernichtet als nur die Menschen.«
Nur die Menschen, dachte Sten aufgebracht. Als ob dies nicht auch unser Land wäre.
»Vielleicht will sie genau das!« »Der Atem des Geistes macht nicht Halt vor Trollen«, erklärte Vangeliu leise. »Im Gegenteil.«
»Was soll das heißen?«, erkundigte sich Pard.
»Ihr seid ihm nah. Ihr habt doch erst im letzten Jahr seine vernichtende Macht kennengelernt. Er ist alles, er durchdringt alles, von den Tiefen der Welt bis zu den Gipfeln der Berge. Es ist nicht auszumalen, was alles geschehen könnte, wenn er erwacht. Aber eines ist sicher: Nichts Gutes könnte daraus erwachsen!«
Die Rede hatte den alten Mann sichtlich erschöpft. Sein Atem ging stoßweise, und seine Hände zitterten. Tarlin beugte sich vor und legte seine Hand beruhigend auf die Schulter des Geistsehers.
»Die Anstrengung ist groß«, murmelte der Elf. »Und trotz meiner Hilfe steckt der Atem tief in seinen Knochen.«
»Wirst du sterben, Vangeliu?«, fragte Kerr.
Sten holte scharf Luft. Der Alte indes nickte nur schwach. »Ja. Tarlin hilft mir, mein Herz zu verschließen, wie er es nennt. Aber die Krankheit steckt in mir. Zu spät habe ich ihren schleichenden Einfluss bemerkt.«
»Das tut mir leid«, sagte der junge Troll.
»Das muss es nicht. Mein Leben war lang. Ich habe Gutes und Schlechtes erlebt. Nun ist für mich die Zeit gekommen, die Dunklen Pfade zu betreten. Jeder muss irgendwann hinüberwechseln, so ist das eben.«
»Denkst du, alter Mann, dass die Gefahr so groß ist?«, fragte Ruvon. Der Elf wirkte aufmerksam, seine raubtierhaften Augen waren auf Vangeliu gerichtet, als fixiere ein Wolf seine Beute.
»Ja, das denke ich. Und du auch, Elf, wenn du ehrlich bist. Die Auswirkungen des letzten Jahres werden nichts sein im Vergleich zu dem, was geschieht, wenn der Dunkelgeist erwacht. Wer weiß, vielleicht würde er sogar wieder über die Erde wandeln.«
Diese Aussicht schien sowohl Tarlin als auch Ruvon zu beunruhigen. Auch wenn ihre Mienen nur wenig von dem widerspiegelten, was sie dachten, spürte Sten ihre Anspannung. Die Blicke der Elfen ruhten auf dem alten Wlachaken auf seiner Bettstatt. Als Vangeliu nicht weitersprach, fragte Ruvon: »Hältst du das für möglich?«
»Ich weiß es nicht. Niemand kann sagen, was geschieht, wenn der Dunkelgeist vollends erwacht. Ich für meinen Teil möchte es auch gar nicht erst herausfinden.«
»Was bedeutet das?«, fragte Sten. »Wenn der Geist über die Erde wandelt, was geschieht dann?«
»Sein Einfluss würde noch stärker werden«, erklärte
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