Die Schlacht der Trolle
Troll wusste anscheinend nicht, wem er sich zuerst zuwenden sollte, aber dann entschied er wohl, dass er seinen Anführer nicht ignorieren konnte, der langsam näher schritt.
»Der Menschling ist nichts als verfluchter Ballast, den wir nicht brauchen!«
»Ich habe gesagt: Halt dein großes Maul«, wiederholte Turk leise, sobald er Drak erreicht hatte. Einen Moment lang schwiegen beide und funkelten sich an. Viçinia glaubte, dass Drak wieder klein beigeben würde, doch diesmal richtete er sich zu seiner ganzen Größe auf.
»Die anderen denken ebenso wie ich. Du hast uns nicht mal gesagt, warum wir die Menschin mitschleppen.«
»Weil ich es will. Wer was anderes denkt, soll ruhig das Maul aufmachen«, erwiderte Turk und sah sich um. Keiner der Trolle sagte etwas, und so kehrte Turks böser Blick zurück zu Drak. »Oder die Fresse halten.«
»Diesmal nicht. Wie oft haben wir für den Menschling angehalten? Anda ist da draußen, und wir kriechen nur so durch die Gänge. Diese Menschin gefährdet uns alle!«
»Vielleicht«, gab Turk zu. »Aber ich sage, wir nehmen sie mit. Wenn du das ändern willst, braucht es mehr als dein Gerede, Drak.«
Der letzte Satz hing noch in der Luft, als Drak erneut die Zähne fletschte und Turk ansprang. Die beiden mächtigen Leiber prallten mit einem dumpfen Klatschen aufeinander, die Klauen rissen Haut in Fetzen, und das Gebrüll der Kämpfenden erfüllte die Höhle. Zwar war Turk größer als Drak, doch der Ansturm des Herausforderers brachte ihn ins Wanken. Gemeinsam stürzten die beiden Trolle zu Boden, die Gliedmaßen ineinander verstrickt. Ihre Hauer drangen in Fleisch ein, und ihre Schläge hätten wohl Stein zu Staub zermalen können. Viçinia wusste, dass dort, in diesem urtümlichen Kampf, ihr Schicksal entschieden wurde. Drak hatte es geschafft, Turk zu Boden zu drücken, während er immer wieder auf die Brust des Anführers schlug. Mit einem Ruck bäumte dieser sich auf. Seine Klauen fanden Draks Seite, und der kleinere Troll heulte schmerzerfüllt auf, als dunkles Blut durch die Luft spritzte. Langsam, aber sicher zwang Turk Drak zurück. Die Muskeln an Armen und Schultern des großen Trolls spannten sich, sein Atem ging keuchend, und er schob Drak immer weiter, bis dieser zur Seite stürzte. Sofort war Turk auf ihm und hob die Faust.
Doch zu Viçinias Verblüffung schlug er nicht zu, sondern ließ schwer atmend von dem Troll ab. Blut floss langsam über seine Schläfen und hing in langen Fäden von seinem Kinn herab, als er sich erhob und umsah.
»Noch jemand?«
Die Worte waren genuschelt und kaum verständlich.
Aber keiner der Trolle rührte sich. Zufrieden nickte Turk, dann kniete er neben Drak nieder und reichte dem kleineren Troll die Pranke. Überrascht sah Viçinia, wie Drak sie nahm und sich von Turk auf die Beine helfen ließ.
»Wir machen eine längere Rast«, verkündete der Anführer laut, bevor er sich an Drak wandte: »Leg dich hin und leck deine Wunden.«
Matt nickte Drak. Der Körper des Trolls war von Verletzungen überzogen; Klauenspuren liefen quer über seine Brust und die Seite, an einigen Stellen war die dicke Haut aufgeplatzt. Blut lief langsam hinab und tropfte zäh auf den Boden. Auch Turk sah angeschlagen aus, doch er hatte deutlich weniger Blessuren davongetragen als Drak. Obwohl die beiden Trolle noch vor wenigen Augenblicken einen Kampf auf Leben und Tod ausgetragen zu haben schienen, war nun von der Rivalität und Gewalt nichts mehr zu spüren.
Mit einem Kopfschütteln versprühte Turk feine Blutstropfen um sich herum und wischte sich dann den Rest des dunkles Blutes aus dem Gesicht.
»Du kannst dich ausruhen, Menschling«, erklärte er Viçinia ruhig.
»Was ist da gerade geschehen? Ihr habt gegeneinander gekämpft. Ich dachte, ihr bringt euch gegenseitig um.«
»Nein. Trolle töten keine Trolle.«
Als Turk den fragenden Gesichtsausdruck der Wlachakin bemerkte, fügte er hinzu: »Drak hat meine Entscheidung angezweifelt. Ich führe den Stamm. Ich musste allen zeigen, dass ich das auch weiter tun kann.«
»Hat er seine Meinung geändert?«
»Nein«, erwiderte Turk mit einem bellenden Lachen. »Aber er wird mir nicht mehr widersprechen. Die Sache ist erledigt.«
»Du schlägst dich für mich? Warum tust du das? Was ist so wichtig an mir?«
»An dir? Nichts. Aber ich kann nicht zulassen, dass meine Befehle nicht befolgt werden. Schon gar nicht jetzt, sonst bringt Anda uns noch alle um.«
Viçinia nickte, und Turk wandte sich
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