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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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dem noch der Drache wehte, auch wenn bereits Berittene von dort zu fliehen schienen.
    »Er hat alles auf einen Wurf gesetzt und verloren«, sagte Ionna und lächelte kalt. »Seine Soldaten halten unserem Sturm nicht stand, selbst wenn die Masriden unsere Schlachtordnung durch ihren verfrühten Ritt durcheinandergebracht haben.«
    Auf den Gesichtern der Berittenen zeigte sich Verachtung. Der Groll gegen die alten Feinde war nicht vergessen, und der vorgezogene Angriff hatte den meisten Wlachaken bestätigt, was sie ohnehin dachten: Den Masriden war nicht zu trauen.
    Flores kannte den tief verwurzelten Zorn, der in vielen Jahrzehnten des ständigen Krieges gewachsen war und nun neue Nahrung erhielt.
    »Marczeg Laszlár flieht wie ein Hund mit eingeklemmtem Schwanz. Ich werde nicht zulassen, dass er uns entkommt«, verkündete Ionna und sah sich um. Die Reiterei war bereit, und die Krieger blickten ihre Fürstin erwartungsvoll an. Deren Miene war grimmig, als sie ihren Helm nahm und aufsetzte. Ihr Schmerz leitet sie ebenso wie ihr Zorn, erkannte Flores.
    »Vielleicht ist es eine Falle«, warnte die Bojarin schnell, doch die Voivodin winkte ab.
    »Wir werden seine Reihen durchbrechen und ihn gefangen nehmen. Genau jetzt ist der richtige Zeitpunkt für den Angriff gekommen.«
    Zweifelnd blickte Flores hinab auf das Schlachtfeld. Sie wollte Ionna glauben, aber Tamárs Worte klangen noch in ihrem Geist nach. Der Sieg schien zum Greifen nahe zu sein, doch die ehemalige Söldnerin misstraute leicht errungenen Erfolgen. An der linken Flanke kämpften die Masriden gegeneinander; nach dem Sturm der Kavallerie war der Kampf dort zu einem brutalen Hauen und Stechen geworden, das auf engstem Raum stattfand. Rechts hatten die Wlachaken noch keinen Fußbreit Boden gut gemacht, hielten die Masriden aber an Ort und Stelle fest. Nur im Zentrum der Schlacht erschien die Lage klar. Marczeg Laszlárs Truppen wichen vor den vereinten Armeen von Masriden und Wlachaken zurück, die gegen sie anbrandeten. Schritt um Schritt gaben sie ihre Stellung auf. Inzwischen waren sie deutlich den Hang hinaufgetrieben worden. Es schien der richtige Augenblick für den entscheidenden, letzten Angriff zu sein, denn wenn das Zentrum endgültig zusammenbrach, war die Schlacht gewonnen.
    Der Lärm der Kämpfe umtoste die Reiterei. Für Flores indes klang er fern, während sie sich im Kopf auf den möglichen Angriff vorzubereiten und abzuwägen suchte, ob er erfolgreich sein würde. Doch die Entscheidung lag nicht bei ihr, und Ionna hob den Arm und setzte ihr Ross in Bewegung. Fast tänzelnd ritt sie durch die Reihen ihrer Krieger, bis sie das freie Feld erreichte. Dort richtete sie sich im Sattel auf und blickte zurück.
    »Reitet mit mir in die Schlacht! Für Wlachkis!«
    Als sie ihrem Pferd die Sporen gab und den Hang hinabgaloppierte, jubelten die Krieger, die ihr folgten, laut auf.
    »Tirea!«, riefen einige, andere schrien den Namen der Voivodin. Auch Flores wurde von der Welle mitgerissen, ihr Pferd reihte sich in den Sturm ein, der schier unaufhaltsam den Hang hinabrollte. Zunächst bemühte sich die Bojarin noch darum, ihr Pferd unter Kontrolle zu bringen und wollte ihr Reittier zum nördlichen Flügel zurücklenken, doch dann ließ sie sich von der übrigen Reiterei mitreißen, als sie erkannte, dass sie aus dem dichten Pulk nicht herauskam. Es gelang ihr nur, ihren Ritt so weit abzubremsen, dass sie sich nicht in den vordersten Reihen befand, als diese die Schlacht erreichten. Die Wlachaken suchten Lücken in den eigenen Reihen, um dort hindurchzustoßen, während ihre Schlachtrufe und das Donnern der Hufe ihre Fußsoldaten warnte, dass der Angriff kam.
    Wieder erlebte Flores den Aufprall der Reiterei auf bestehende Linien. Die Spitze der Formation drang tief ein und schlug eine breite Kerbe. Da bemerkte Flores Aktivität auf Marczeg Laszlárs Hügel: Banner wurden geschwenkt, und Hornsignale ertönten. Hoffentlich ist dies nur ein letztes Aufbäumen des Marczegs vor dem unvermeidlichen Ende und nicht die von Tamár befürchtete List, konnte die Wlachakin noch denken, dann war sie selbst in der Schlacht angekommen und fand sich mitten im dichtesten Getümmel wieder.
    Die erste Gegenwehr vertrieb jeden Gedanken aus Flores’ Geist, nun ging es um das nackte Überleben. Um sie herum herrschte Chaos. Soldaten in den Farben des Feindes rangen mit Wlachaken, die Berittenen trieben ihre Pferde hindurch und hackten auf alles ein, was nicht vor ihnen fliehen

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