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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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ab. Unvermittelt bemerkte sie die Zwiespältigkeit seiner Aussagen und rief ihm nach: »Anda tötet Trolle? Hast du nicht gesagt, dass Trolle keine Trolle töten?«
    Ohne innezuhalten, antwortete Turk: »Sie ist kein Troll mehr.«
    Damit ließ er die Wlachakin allein und verwirrt zurück. Die Welt unter den Bergen und die Gesellschaft der Trolle erschienen ihr unverständlicher denn je, und sie fragte sich, wie es ihr gelingen sollte, hier zu überleben.

35
     
     
    O bwohl Flores keine leidenschaftliche Reiterin war, hatte sie den Umgang mit Pferden natürlich lernen müssen. So war sie zu einer leidlich guten Reiterin geworden. Mit den Masriden und Szarken, die traditionell von Kindesbeinen an zu Reitern erzogen wurden, konnte sie allerdings kaum mithalten. Insgesamt hatten die Wlachaken erst nach dem Einfall der Masriden und auch dann nur zögerlich mit dem Kampf zu Pferde begonnen, und das raue, unwegsame Wlachkis hatte nie Reiter hervorgebracht, die den Masriden das Wasser hätten reichen können. Dennoch hatten die Freien Wlachaken im Laufe der fast zwei Jahrhunderte langen Herrschaft der Masriden immerhin eine eigene Tradition des Rosskampfes entwickelt, um auf dem Schlachtfeld gegen die Unterdrücker bestehen zu können.
    Und genau diese Reiterei, die daraus hervorgegangen war und die zu einem großen Teil aus Adligen bestand, bereitete sich nun auf den Angriff vor, während Flores zu ihnen emporgaloppierte. Im Gegensatz zu den leicht gerüsteten Szarken, die den Bogenschuss vom Pferderücken aus favorisierten, orientierten sich die wlachkischen Reiter mehr an den masridischen Panzerreitern; schwer gerüstet und mit langen Speeren bewaffnet, setzten sie auf die alles hinwegfegende Macht des Sturmangriffs.
    Viele Männer und Frauen saßen schon auf ihren Streitrössern bereit, andere sattelten gerade auf. Die Rüstungen der Reiter waren schwerer als die des Fußvolks und auch kunstvoller, denn hier versammelte sich die Elite der wlachkischen Krieger. Einige trugen Panzer, die denen der Masriden nachempfunden waren, doch die meisten hatten Lederharnische an, die mit aufgenähten Platten oder Ringen verstärkt worden waren. Manch einer trug Kettengeflecht dazu, um verwundbare Stellen zu schützen. Anstatt der üblichen runden Holzschilde hatten die Krieger längliche Reiterschilde an der Seite, deren umgekehrte Tropfenform den Schilden der Masriden ähnelte. An den Lanzen und Speeren flatterten die Wimpel der Adligen. Im Herzen des Getümmels erhob sich Ionnas Banner über alle anderen; der Rabe beherrschte die Krieger der Wlachaken.
    Obwohl ihre Ankunft trotz der geschäftigen Vorbereitungen einige Aufmerksamkeit erregte, beachtete Flores die fragenden Rufe nicht, sondern drängte sich gleich zu Ionna durch, die gerade in ein Gespräch mit einigen Bojaren vertieft war. Die Voivodin saß bereits auf dem Rücken ihres Streitrosses, einem prächtigen Schimmel, der ungeduldig mit den Hufen stampfte. Als Flores sich näherte, sah die Herrscherin der Wlachaken auf. »Gibt es Neuigkeiten, Bojarin?«
    »Ich bringe Nachricht von Marczeg Békésar«, antwortete Flores und holte tief Luft. Der schnelle Ritt war anstrengend gewesen. Auf den fragenden Blick Ionnas und ihrer Begleiter hin fuhr Flores fort: »Der Marczeg bittet Euch, den Einsatz der Reserven noch etwas hinauszuzögern. Er traut dem Bild, das sich uns darbietet, nicht.«
    Zweifelnd zog Ionna die Augenbrauen in die Höhe und blickte an Flores vorbei hinab in das Tal, wo die Schlacht wütete. Nur wenige hundert Schritt entfernt kämpften tausende von Menschen, schrien, fochten, starben. Aber Ionnas Blick verweilte nicht auf diesen, sondern wanderte hinauf zu Marczeg Laszlárs Stellung, wo die Ordnung der Truppen in Auflösung begriffen zu sein schien.
    »Szilas’ Mitte gibt nach. Ein harter Vorstoß, und sie wird weichen«, erwiderte Ionna überzeugt.
    »Was ist mit seinen Reserven?«
    »Er hat keine«, erklärte Micon cal Doleorman, der neben der Fürstin stand, triumphierend. »Er ist mit allem in den Kampf gezogen, was er zur Verfügung hatte. Das wird nun sein Untergang sein.«
    Die Nachricht überraschte Flores. Ohne Krieger in der Hinterhand konnte Szilas kaum noch in die Schlacht eingreifen, wenn sich Schwachpunkte in seiner Formation oder der des Gegners herauskristallisierten. Weder eine Verstärkung der eigenen Linien noch ein gezielter zusätzlicher Angriff blieb ihm als Möglichkeit. Verwirrt blickte Flores zu dem Feldherrenhügel hinüber, über

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