Die Schlacht der Trolle
Wlachakin öffnete trotz Tamárs Bemühungen, sie nicht zu wecken, die Augen und streckte sich katzenhaft. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie Tamárs Körper betrachtete, während er sich ein Wams überstreifte.
»Das war sehr unvorsichtig.«
»Allerdings. Man hätte uns leicht bemerken können.«
»Oh nein«, neckte sie ihn. »Ich meinte, sich heimlich aus dem Bett zu stehlen. Das könnte meinen Unmut erregen.«
»Wie könnte ich das je wieder gutmachen?«
»Mir fällt schon etwas ein«, erwiderte Flores mit einem anzüglichen Lächeln und lehnte sich wieder zurück. »Eine Art Wegzoll vielleicht. Als Voivodin steht es mir wohl zu, jeden Zoll zu erheben, der mir angemessen erscheint.«
Leise lachend nickte Tamár und trank von dem kalt gewordenen Gewürzwein. Der kräftige Geschmack belebte seine Sinne, und der Marczeg reichte den Becher weiter an Flores.
»Voivodin auf Zeit, wenn ich die Gebräuche deines Volkes richtig verstehe. Müssen nicht alle Bojaren zusammenkommen, um ein neues Oberhaupt aus ihrer Mitte zu wählen?«
Flores, die gerade einen Schluck Wein trank, nickte nur.
»Erscheint mir wenig zweckmäßig.«
»Das mag sein. Dafür fällt bei uns so schnell kein Bojar dem Voivoden in den Rücken, da er weiß, wie viel Unterstützung dieser hat.«
Tamár runzelte die Stirn und versuchte zu ergründen, ob diese Worte eine Anspielung auf Odön sein sollten, aber Flores blickte ihn offen und ohne Häme an. Ihr Anblick, wie sie sich im dämmrigen Licht der wenigen Kerzen auf dem Lager räkelte, sich ihrer Blöße bewusst und dennoch ohne Scham, reizte ihn.
»Ich habe dem ganzen Unsinn nur zugestimmt, weil es nicht von Dauer sein wird«, erklärte die Wlachakin plötzlich ernst. »Die Adligen müssen einen neuen Anführer wählen. Alle Entscheidungen jetzt sind nur vorläufig.«
»Du willst die Macht wirklich nicht«, stellte Tamár kopfschüttelnd fest. Ihr Unwille, die Herrschaft zu akzeptieren, die man ihr angetragen hatte, erschien ihm fremd und unverständlich.
»Nein. Das ist nichts für mich. Mit ein wenig Glück wird es schon im nächsten Frühjahr einen anderen Voivoden geben.«
»Aber du führst diesen Titel!«
»Titel sind Schall und Rauch, weiter nichts. Sie nennen mich so, da sie einen Namen für ihre Anführerin brauchen. Die anwesenden Bojaren haben es so bestimmt, weil Neagas an jedem Faden gezogen hat, den er mit Händen greifen konnte. Aber die Gruppe um Istran hat nur zugestimmt, weil sie wissen, dass es lediglich auf Zeit ist. Am Ende werden ohnehin alle Entscheidungen in Absprache mit den beiden getroffen.«
»Dein Volk ist seltsam«, sinnierte Tamár mehr für sich. »Ich würde eine solche Würde niemals ablegen!«
»Ich bin nun einmal nicht die beste Anführerin. Im Krieg, ja vielleicht. Ich kann ein Schwert führen, und ich habe keine Angst davor, an der Spitze meiner Leute in eine Schlacht zu reiten. Aber Politik? Istran könnte mich mit einer Rede vernichten, glaub mir. Ich sehne mich nicht danach, von allen geliebt zu werden, und es ist mir auch nicht gegeben. Mein Bruder wäre ein guter Voivode. Ihm sind die Wlachaken schon immer gefolgt, freiwillig und begeistert. Er hat das in sich, weißt du? Obwohl er das nicht immer wahrhaben wollte.«
Sie schwieg einen Moment und trank nachdenklich einen Schluck. Ob sie darüber nachgrübelt, wie es ihrem Bruder gerade ergeht? Şten cal Dabrân. Der Rebellenführer, dem die Wlachaken so sehr vertrauten, dass sie mit ihm und seinen Trollen gegen uns in die Schlacht zogen. Habe auch ich das in mir? Wären mir meine Leute so treu ergeben, wenn ich keinen Titel hätte?
Flores seufzte vernehmlich. Spielerisch legte sie die Hand vor den Mund und täuschte ein übertriebenes Gähnen vor. »Müssen wir wirklich über Politik reden? Haben wir nichts Besseres, um uns die Zeit zu vertreiben?«
»Doch«, erwiderte Tamár und grinste breit. Bevor er sich jedoch wieder zu ihr legen konnte, erklang ein Hornsignal. Überrascht blickte der Marczeg auf, als er draußen Lärm vernahm. Hufschläge, einige Rufe.
Fluchend sprang Flores auf und griff nach ihrer Kleidung.
»Wir scheinen kein Glück zu haben«, scherzte Tamár düster, während er sich hastig ankleidete.
»Wollen wir hoffen, dass die Störung diesmal weniger bedrohlich ist!«
Zumindest gab es keine Alarmschreie, aber schon bald meldete sich Köves respektvoll von draußen: »Vezét?«
Schnell blickte Tamár zu Flores, um zu sehen, ob sie bekleidet war. Als er sah, dass
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