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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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ihnen im Dämmerlicht verschwand.
    »Was? Ich habe ihm nur gesagt, was ich denke. Aber wir hätten kämpfen sollen.«
    »Du hast ihn bloßgestellt. Das wird er dir nicht verzeihen. Wirklich sehr geschickt gemacht, wie du die Unterstützung der anderen Trolle eingeholt hast«, sagte Sten anerkennend.
    Ratlos blickte Kerr den Menschen an.
    Plötzlich erklang ein lang gezogenes Heulen, das von den Wänden widerhallte und aus allen Richtungen zugleich zu kommen schien. Die Trolle hielten an und sahen sich um. Unsicherheit breitete sich aus, Kerr konnte sie riechen. Furcht legte sich wie eine Wolke über den Stamm.
    »Los!«, brüllte Pard. »Mir nach! Späher nach vorn und hinten! Los!«
    Stimmen riefen, die Trolle rannten hinter Pard her, Späher tauchten in die Dunkelheit ein. Auch Kerr folgte dem Anführer. Neben sich spürte er Sten, der verwirrt rief: »Was ist los? Was ist das?«
    Kerrs Antwort ließ ihn selbst erzittern. »Anda!«

44
     
     
    M ühsam trottete Szeg vorwärts. Der beständige Regen hatte die Straße aufgeweicht und das Erdreich in Schlamm verwandelt. Die Gräben links und rechts der Straße flossen bereits über, und das Wasser sammelte sich in jeder kleinen Senke zu tiefen Pfützen.
    Missmutig hob Tamár die Schultern und spürte, wie Wasser in Bahnen über den dicken Stoff seines Mantels rann und sich in jeder Falte sammelte, wenn man sich nicht bewegte.
    Immer wieder peitschten Böen den Regen fast waagerecht vor sich her. Der Wind kam von den Südlichen Sorkaten und brachte eisige Luft mit sich. Für Tamár wurde es immer schwieriger, seine Kleidung trocken zu halten, für die einfachen Soldaten war es unmöglich.
    Hinter Tamár ritt seine Garde. Sie war seit Odöns Überfall niemals weit von ihm entfernt. Zwischen all den Kriegern der Armee mochten sich noch Odöns Spießgesellen oder sonstige Verräter befinden, die den Tod des jungen Marczegs planten. Auch Köves wich kaum noch von Tamárs Seite. Das alles erleichterte die Sorgen des Masriden um sein Leben, brachte aber auch ungeahnte Schwierigkeiten mit sich. Denn es hatte sich seit dem schicksalhaften Abend kein Moment mehr ergeben, in dem Tamár mit Flores allein geblieben wäre. Dabei brannte die Erinnerung an Flores’ Berührungen wie Feuer in Tamárs Geist; es war, als hätten ihre Finger Wunden geschlagen, die ihn ihre Liebkosungen nicht vergessen ließen. Sinnlose Träume, schalt er sich selbst. Aber ein hübscher Hintern, fürwahr.
    Die Straße wand sich weiter nach Süden. Sie hatten Dabrân bereits hinter sich gelassen, ohne die Stadt zu betreten. Tamár hatte die Armeen sogar in einem Bogen um Dabrân herumgeführt. Die Verlockungen von Wärme und Gastlichkeit waren ihm und den anderen Anführern zu gefährlich erschienen. Schon jetzt hatten die ersten Krieger die Truppe verlassen und waren fortgelaufen. Noch waren es zwar wenige Männer und Frauen, die ihr Glück lieber allein suchten, doch die Anführer konnten nicht zulassen, dass die Armeen auf diese Weise ausbluteten.
    Viele Soldaten empfanden den Rückzug nach Désa als Flucht. Da Tamár ihnen trotz aller guten Gründe insgeheim zustimmte, fiel es ihm schwer, seine Untergebenen von etwas anderem zu überzeugen. Tief in seinem Herzen spürte er die Scham, geschlagen in die Berge zu flüchten, anstatt offen für sein Erbe und sein Haus zu kämpfen.
    Dennoch galt es, die Moral der Soldaten zu heben und ihnen das Gefühl zu geben, dass ihre Treue nicht unbelohnt bleiben würde. Deswegen ritt Tamár voran, immer an der Spitze der Kolonne. Deswegen zeigte er sich stark, zuversichtlich und gelassen, selbst wenn der ständige Regen ihn niederdrückte, wenn die Verantwortung schwer an ihm zog, wie die nassen Gewänder, klamm, kalt und zu schwer für einen einzelnen Mann. Manchmal fragte er sich, wieso die Krieger ihm überhaupt noch folgten, nach all den Niederlagen. Ist es der Name Békésar? Die Angst davor, den Heimweg allein nicht zu schaffen? Die Furcht vor Szilas’ Zorn?
    Natürlich gab es einige wie Köves, die ihm einfach treu waren. Sie würden Tamár auch dann noch zur Seite stehen, wenn er ihnen befahl, in die ewige Finsternis zu reiten. Aber der Rest folgte Tamár aus ganz anderen Gründen. Die größte Sorge war daher Marczeg Laszlár. Sollte es ihm gelingen, sich als Bewahrer der masridischen Traditionen darzustellen, und sollten Tamárs Soldaten glauben, durch ihn einen Ausweg aus dem Krieg zu finden, dann würden sicherlich viele vom Greifen zum Drachen wechseln.

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