Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch

Vom Netzwerk:

»Entweder durch diesen Gang oder weiter runter? Was anderes gibt es nicht?«
    »Nein. Oder wir drehen um.«
    »Umdrehen wäre schlecht«, beschied Turk hart. »Wer weiß, ob Anda nicht an unseren Fersen hängt. Was für welche sind da vorn im Tunnel?«
    »Sah nach den fetten Biestern aus, denen mit den gelben Flecken. Aber ich wollte nicht zu nah ran«, erklärte Schleicher entschuldigend. »Die Viecher sind schnell.«
    »Scheiße.«
    Unschlüssig blickte Turk Viçinia an und strich sich über seine kurz geschorenen Hornauswüchse.
    »Was ist das Problem?«, erkundigte sich die Wlachakin vorsichtig. »Es liegt doch irgendwie an mir, oder? Kann ich euch vielleicht helfen?«
    »Du? Uns helfen?« Von der Seite her kam das Lachen eines Trolls.
    »Schnauze, Förs«, erwiderte Turk nicht unfreundlich, ohne den Troll anzuschauen. Stattdessen sah er Viçinia eindringlich an und zog dabei die Brauenwülste zusammen. »Der Gang vor uns ist dicht. Wir müssten uns durchkämpfen.«
    »Schleicher hat von Netzen gesprochen. Was für Netze?«
    »Zwergenspinnen.«
    »Was?«, fragte Viçinia erstaunt. Aber dann tauchte der Fetzen einer Erinnerung in ihr auf. Eine Geschichte, die Sargan erzählt hatte. Der Dyrier hatte behauptet, dass er in den Bergen einigen monströsen Spinnen begegnet sei und diese nur mit knapper Not töten konnte. Damals hatte Viçinia diese Geschichte für eine der vielen leicht übertriebenen Anekdoten gehalten, die Sargan gern zum Besten gab. Der Dyrier verfügte über einen schier unerschöpflichen Vorrat an solchen Geschichten, eine haarsträubender als die andere. Diese schien jedoch zumindest einen wahren Kern zu besitzen.
    »Du meinst große Spinnen, nicht wahr?«
    »Ja. Größer als du, aber kleiner als ein Troll«, erklärte das Stammesmitglied, das Turk eben Förs genannt hatte. »Die Zwerge halten solche Biester. Manchmal lassen sie die Mistviecher in Gängen frei, in denen Trolle sind.«
    »Sie sind also nicht nur groß, sondern auch gefährlich«, stellte Viçinia fest.
    »Oh ja. Eine nicht so sehr. Aber wenn es viele sind, können sie auch Trolle fressen. Sie machen Netze. Man kann sie zerreißen, aber die Fäden kleben, und man bekommt sie kaum wieder ab. Und wenn man Pech hat, dann bleibt man hängen. Und dann kommen die Spinnen.«
    »Die mit den gelben Flecken sind die Schlimmsten«, warf Schleicher ein. »Wenn die Braunen beißen, tut es weh, aber die Gelben können einen Troll mit einem Biss töten. Sie haben Gift.«
    Giftige Riesenspinnen, dachte Viçinia entmutigt. Als wenn die Unterwelt nicht ohnehin schon gefährlich genug wäre.
    »Wir könnten sie jagen und töten. Aber die Netze sind gefährlich, und die Gelben verbergen sich immer in den Seitengängen hinter ihren Netzen, und man weiß nie, wo sie sind.«
    »Das klingt nicht gut«, gestand die Wlachakin, woraufhin Förs wieder abfällig lachte.
    »Deshalb werden wir wohl umdrehen müssen«, befand Turk achselzuckend.
    Innerlich musste Viçinia Förs’ Einschätzung recht geben: Sie würde gegen solche Ungeheuer kaum von Nutzen sein. Wenn selbst die gewaltigen Trolle den Spinnen aus dem Weg gingen, dann würde ein Mensch, ungerüstet und unbewaffnet, gegen diese Untiere nichts ausrichten können. Außer man heißt Sargan und kann Dutzende von Riesenspinnen allein mit dem Verstand besiegen. Was hat er noch gesagt? Agdeles Atem wird auch mit Spinnen fertig.
    Was ist Agdeles Atem? Denk nach, Viçinia! Aber ihre Unterhaltungen mit dem Dyrier schienen so lange her zu sein, als hätten sie in einem anderen Leben stattgefunden.
    Noch warteten die Trolle auf die Rückkehr der anderen Späher, dann würden sie umkehren und eine Abzweigung nehmen, die sie noch weiter in die Tiefe hinabführen würde.
    Agdele hat Feuer in die Figuren aus Lehm geatmet; so sind angeblich die ersten Dyrier entstanden, erinnerte sich Viçinia plötzlich. »Wartet!«, rief sie laut, da ihr eine Idee kam.
    Verwundert blickten die Trolle sie an.
    »Die Netze … ihr sagt, die sind dick, ja?«
    »Ja, natürlich. Sonst könnten sie wohl kaum einen Troll aufhalten, oder?«
    »Brennen sie?«
    Die Trolle blickten einander an. Keiner schien die Antwort auf diese Frage zu wissen, und Drak sagte: »Keine Ahnung. Wieso?«
    »Weil die Netze kleinerer Spinnen brennen.«
    »Wir benutzen nur wenig Feuer«, entgegnete Turk. »Feuer ist kostbar. Nur manchmal finden wir Brennstein.«
    »Also habt ihr es nie ausprobiert?«
    »Nein.«
    »Vielleicht funktioniert es. Ich habe noch einen