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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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dunkelblonde Haar hing ihr in Strähnen ins Gesicht.
    »Berichte, und dann such dir ein Zelt, etwas zu essen und wärm dich auf«, befahl Tamár, der bemerkte, wie ihre Hände zitterten.
    »Ich habe die Vorhut von Marczeg Laszlárs Armee gefunden. Sie steht kaum noch zwei Tagesmärsche von hier.«
    »Was?«, entfuhr es Tamár. Sein Herz begann heftig zu schlagen, und er blickte die Späherin ungläubig an.
    »Viele Pferde, aber nicht nur das, Vezét. Ich habe außerdem Spuren gefunden. Reiter, die uns folgen.«
    »Konntest du erkennen, wie viele?«
    »Einige Dutzend sicherlich, aber wohl weniger als hundert.«
    »Gut. Und die Vorhut ist nur zwei Tagesmärsche hinter uns? Märsche, keine Ritte?«
    »Ja, Vezét.«
    »Gute Arbeit. Du kannst dich entfernen. Lass dir vom Quartiermeister etwas Branntwein zum Aufwärmen geben«, wies der junge Marczeg sie an, bevor er sich an Köves wandte: »Hol mir die Voivodin her.«
    Als die beiden das Zelt verlassen hatten, studierte Tamár erneut die Karte. Zwei Tage nur, das ist kein großer Vorsprung. Der verfluchte Bastard ist uns zu schnell über den Fluss nachgesetzt, und jetzt macht er Boden gut. Zu viel, wie es aussieht. Verflucht!
    Die Stoffbahnen am Zelteingang bewegten sich, da Flores eintrat. Die Wlachakin hatte sich offensichtlich noch nicht ihrer Reisekleidung entledigt, denn sie trug ihre lederne Rüstung, die durch die Nässe fast schwarz erschien, und darunter ein ebenso nasses Hemd. Strähnen ihrer feuchten schwarzen Haare hingen ihr in die Stirn, und sie wischte sie ungeduldig mit der behandschuhten Rechten beiseite. Sie sah Tamár fragend an. »Euer Szarke meinte, dass meine Anwesenheit hier dringend erforderlich sei.« Sie warf einen Blick auf Köves, der hinter ihr eingetreten war.
    Langsam nickte Tamár. Obwohl Flores ebenso erschöpft wirkte, wie er sich fühlte, spürte Tamár den unbändigen Wunsch, sie zu küssen. Du bist ein Narr, schalt er sich selbst. Habt ihr nicht schon genug Unheil angerichtet? Umständlich räusperte er sich. »Köves, geh hinaus und achte darauf, dass wir nicht gestört werden. Die Voivodin und ich müssen uns besprechen.«
    Wortlos verschwand der Szarke und ließ Flores und Tamár allein. Der Blick der Wlachakin ruhte auf Tamár, doch er konnte ihren Gesichtsausdruck nicht deuten.
    »Ich habe Nachrichten von meinen Spähern erhalten«, begann der junge Marczeg vorsichtig das Gespräch. »Schlechte Nachrichten.«
    »Inwiefern?«
    »Szilas ist uns dichter auf den Fersen, als wir bislang ahnten, und ganz gewiss näher, als uns lieb sein kann. Seine Vorhut ist nur zwei Tagesmärsche von hier entfernt.«
    »Nur zwei?«, fragte die Wlachakin. Ihre Stimme klang überrascht. »Das ist verflucht wenig. Wenn er sein Marschtempo erhöht, kann er uns einholen.«
    »Er hat Reiter ausgesandt. Die Späher haben Spuren entdeckt. Wir müssen mit einem Hinterhalt rechnen.«
    »Verflucht. Der Mann ist ein wahrer Dunkelgeist!«
    »Allerdings«, gab Tamár ihr recht. Er wies auf den Kartentisch. »Ich denke dennoch, dass wir weiterziehen sollten. Jedes noch so gewitzte Manöver könnte jetzt in einer Katastrophe enden, wenn Szilas uns stellt.«
    »Wir müssen weiterziehen, je schneller, desto besser, das sehe ich genauso. Wir sollten außerdem die Lager wieder näher zusammenlegen. Vielleicht kommt es zu Streit unter den Kriegern, aber getrennt sind wir umso schwächer.«
    »Völlig richtig«, pflichtete Tamár ihr bei und lehnte sich über den Tisch zu der Wlachakin. »Nur die Nähe gibt uns Sicherheit.«
    Da er aufblickte, sah er ihre dunklen Augen, in denen sich sein Antlitz widerspiegelte. Kleine Lichtpunkte, die Flammen der Kerzen, tanzten in dem dunklen Braun ihrer Iris.
    »Ich habe dich vermisst«, stellte Tamár nüchtern fest und war sich nicht sicher, ob er die Worte wirklich hatte laut aussprechen wollen. Schon wollte er sich abwenden, doch Flores beugte sich zu ihm, griff nach dem Kragen seines Gewandes, zog ihn zu sich heran und küsste ihn. Ihre Lippen schmeckten genauso herb und süß, wie er sie in Erinnerung behalten hatte.
    »Dann lass uns keine Zeit verschwenden, Marczeg Tamár«, flüsterte sie mit rauer Stimme. Sein Blick wanderte zum Eingang des Zeltes, durch den gedämpft die Geräusche des Lagers drangen, doch dann hielt er sie schon in den Armen und vergaß für eine kleine Weile die Welt um sich herum.
     
    Es war bereits dunkel und still im Lager, als Tamár sich vorsichtig aus Flores’ Umarmung löste und sich erhob. Die

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