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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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wir nicht einschätzen können.«
    Der Dyrier hielt inne und setzte eine verschwörerische Miene auf. »Aber die gute Nachricht sollte Eure Stimmung aufhellen.« Mit großer Geste zog er die Hände aus den Ärmeln und breitete die Arme aus. »Viçinia cal Sares lebt.«
    Verblüfft schauten Tamár und Flores sich an. Sie beide hatten das Ende der Wlachakin gesehen, begraben unter vielen Karrenladungen von Gestein.
    »Damit dürfte sich auch Euer etwas - wie soll ich sagen? - ungewollter Anspruch auf den Thron erübrigen«, erklärte Sargan, dem die diebische Freude über ihre Überraschung ins Gesicht geschrieben stand.
    In Tamárs Geist kreisten die Gedanken; mögliche Bilder der Zukunft formten sich und fielen wieder in sich zusammen. Wenn Viçinia lebt, dann erbt sie den Titel der Voivodin, auch ohne Abstimmung der Bojaren. Eine solche Meldung würde zumindest den Wlachaken Hoffnung schenken. Und die Trolle? Man kann nur hoffen, dass sie als Nächstes einen von Szilas’ Außenposten angreifen werden.
    Während Sargan um Wein bat, blickte Tamár wieder zu Flores, die den Dyrier fassungslos anstarrte.
    »Viçinia hat überlebt?«, brachte die junge Frau schließlich hervor.
    »Soweit ich weiß. Und sie ist nicht nur lebendig, sondern auch frei.« Der Dyrier hob seinen Becher zu einem Trinkspruch. »Möge ihr das Glück so hold bleiben!«

45
     
     
    D ie Umgebung wurde immer bizarrer. Obwohl Viçinia längst nicht mehr sicher sagen konnte, ob sie noch tiefer hinab gezogen waren, erschienen ihr die gezackten Felsformationen, um die sie sich herumarbeiteten, wie die tiefsten Eingeweide des Gebirges. Die steinigen Gebilde, die sie umgaben, hatten mit der Welt, die Viçinia gewohnt war, nichts mehr gemein. Der Fels war scharfkantig, und man musste aufpassen, sich nicht die Kleider oder gar die Haut an ihm zu zerschneiden, wie Viçinia schmerzhaft herausgefunden hatte. Die Trolle schienen sich jedoch nicht daran zu stören. Ihre zähe Haut konnte dem dunklen Felsen widerstehen, und sie schenkten ihrer Umgebung kaum Beachtung.
    Es fiel Viçinia nicht leicht, mit den Trollen mitzuhalten. Die großen Wesen bewegten sich rasch und unermüdlich vorwärts. Selbst Keru, die schwerfälliger und langsamer war als ihre Brüder und Schwestern, war ausdauernder und schneller als Viçinia. So blieb der Wlachakin nichts anderes übrig, als die Zähne zusammenzubeißen, bis ihre Beine bei jedem Schritt schmerzten und ihr Geist leer war.
    Bei jeder Pause, und war sie noch so kurz, verfiel Viçinia in unruhigen Schlaf. In ihren Träumen lief sie weiter durch dunkle Gänge, ohne Anfang, ohne Ziel, immer weiter und weiter, bis sie schweißgebadet aufwachte und erschöpft nach Atem rang. Die Luft, die in ihre Lungen drang, war überraschend warm, ebenso wie das Gestein.
    Der Marsch erschien Viçinia endlos. Wenigstens hatten seit dem Kampf zwischen Turk und Drak die Kommentare der anderen Trolle aufgehört. Der Stamm akzeptierte nun die Entscheidung des Anführers ohne Murren, auch wenn die Wlachakin manchmal die finsteren Blicke bemerkte, die einige der Kreaturen ihr zuwarfen. Doch sie war zu müde, um sich mit diesen Gedanken zu beschäftigen. Ihr Leben lag in den Pranken der gewaltigen Wesen, so viel war sicher.
    Immer wieder sandte Turk Späher aus, die den Weg erkundeten und nach Gefahren Ausschau hielten. Auch jetzt kehrte gerade wieder einer von ihnen zurück. Erschöpft erkannte Viçinia den Troll, der auf den Namen Schleicher hörte.
    »Weiter vorn geht es nicht weiter, Turk«, berichtete der Späher leise. »Netze. Ich bin nicht näher ran, aber es sind bestimmt viele.«
    »Zwergenmist«, fluchte der Anführer. »Gibt es einen Weg darum herum?«
    Schleicher schüttelte den Kopf. »Wir könnten zurückgehen und nach einem anderen Gang suchen. Aber die letzten Tunnel führten noch weiter runter. Außerdem wär das ein Riesenumweg. Ich kenne die Gegend hier, da unten gibt es breite Spalten.«
    »Tief?«
    Der kleine Troll wiegte den Kopf bedächtig hin und her. Seine Hörner waren nicht sehr lang und lagen eng am Schädel an. »Schon. Viel Kletterei.« Bedeutungsvoll blickte er in Viçinias Richtung.
    Turk fluchte wieder und belegte das Kleine Volk mit allerlei unflätigen Ausdrücken. Seine Wut ging so weit, dass er mit der bloßen Faust gegen die Felswand hieb. Steinsplitter flogen durch die Luft, und Viçinia konnte das dunkle Blut sehen, das langsam von Turks Fingern troff, doch der große Troll scherte sich nicht darum.

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