Die Schlacht der Trolle
das kühle Gefühl angenehm. »Danke«, sagte Viçinia leise. Vorsichtig erhob sie sich und blickte sich um. Die Luft war noch mit Rauch geschwängert, doch das Atmen fiel der Wlachakin nicht mehr schwer. Der Trollstamm hatte sich versammelt und wartete auf die Rückkehr der Jäger, deren Rufe Viçinia weiter vorn hören konnte.
Schließlich kehrte Schleicher zurück und gab Turks Befehl zum Aufbruch weiter.
Im schwachen Licht der Flechten sah der Gang aus, als ob ein Drache in ihm gewütet hätte. Die Wände waren mit Ruß verschmiert, unter der Decke waberten noch Rauchwolken, zum Glück jedoch einen Schritt über den Häuptern der Trolle. Die Netze waren komplett verbrannt, und ein Übelkeit erregender Geruch von verbranntem Haar und Fleisch hing über allem. Mit Mühe unterdrückte Viçinia ein Würgen. Drak stand in einer Ausbuchtung und hob triumphierend einen Spinnenkadaver empor. Die langen Beine der Kreatur hingen schlaff herab, ihr Leib war geschwärzt und von den Flammen gezeichnet.
»Ich hab die noch nie gebraten gegessen«, tat Förs kund. »Schmeckt bestimmt gut!«
Die anderen Trolle betrachteten das Werk der Zerstörung mit großen Augen. Immer wieder sah Viçinia ihre Blicke auf sich ruhen.
Ein Knirschen ließ die Wlachakin herumfahren. Neben ihr polterte ein Stein zu Boden, der aus der Wand gefallen war. Ein weiterer Felsbrocken rutschte langsam herab. Hinter ihm gähnte schwarz ein Gang. Bewegung zuckte darin. Steine flogen umher, als eine Spinne durch das entstandene Loch sprang. Die Beine des Tieres bewegten sich unfassbar schnell. Es schoss auf Viçinia zu. Bevor die Wlachakin reagieren konnte, war die Spinne schon bei ihr. Viçinia konnte die unmenschlichen Augen sehen, in denen sich das Licht spiegelte. Unfähig, sich zu rühren, beobachtete sie, wie die Spinne sich vor ihr aufrichtete, die Beine weit gespreizt.
Ein Schemen prallte gegen das Tier, riss es von Viçinia fort und zu Boden. Die Beine kratzten über die Wände. Ein Troll schlug auf das Tier ein, andere brüllten. Es gelang der Spinne, sich halb aufzurichten und die langen Mandibeln in den Arm des Trolls zu schlagen. Ein weiterer Troll warf sich auf das Tier. Seine Klauen kratzten über den harten Panzer, rissen Haare aus. Er biss zu und trennte ein Bein ab, indem er seinen Kopf wild umherschleuderte. Warme Flüssigkeit traf Viçinia, die immer noch wie gelähmt dastand.
Weitere Trolle packten die Spinne, brachen ihr die Beine, schlugen auf den schwarzgelben Körper ein, bis das Tier sich nicht mehr rührte.
»Scheiße«, keuchte ein Troll, der am Boden lag. Er hielt seinen Arm mit der Faust umklammert und verzog das Gesicht vor Schmerzen. Wie durch einen Nebel erkannte Viçinia Förs.
»Sie hat ihn gebissen!«, schrie ein anderer Troll. Die Trollin Keru drängte sich an ihren Stammesgenossen vorbei und kniete neben Förs nieder. Auch Turk trat hinzu. Seine Miene spiegelte seinen Zorn wider, seine Stimme donnerte durch den Gang. »Sucht hier alles ab! Ich will nicht von noch so einem Vieh überrascht werden!«
Die Jäger und Späher beeilten sich, seinen Befehl zu befolgen, und suchten nach Verstecken.
Langsam trat Viçinia an Keru heran, die Förs’ Wunde mit einer hellen Paste bestrich. Zu ihrem Entsetzen sah sie, dass sein ganzer Leib zuckte. Ein langer Speichelfaden troff dem Troll aus dem Mund.
»Ist er vergiftet?«, fragte die Wlachakin leise.
»Ja. Verdammtes Gelbfleckengift«, antwortete Turk grimmig.
»Er hat mich gerettet.«
»Er hat die Spinne zerquetscht, mehr nicht, Menschin. Er hätte das für jeden getan.«
»Wird er … wird er überleben?«
»Kann man nicht sagen. Das Zeug ist übel. Es frisst das Fleisch auf. Wird sich zeigen, ob er es schafft.«
So wie Förs dalag, auf dem Rücken, die Augen offen, aber wie blind, wirkte der Troll weit weniger gefährlich. Seine Muskeln zitterten, als wäre ihm trotz der warmen Luft kalt. Viçinia kniete neben ihm nieder und legte ihm die Hand auf die zähe Haut seiner Schulter. Sie konnte das Beben spüren, das durch den Troll hindurchlief.
»Halt durch«, flüsterte sie. Vor ihrem inneren Auge sah sie die Spinne, riesig, mit kalten Augen und feucht glänzenden Mandibeln. Sie hätte mich zerfetzt, wenn Förs nicht dazwischengegangen wäre.
Die Wlachakin blickte Keru an, die sanft über Förs’ Stirn strich. Die Trollin wirkte müde.
»Nichts gefunden«, berichtete Drak, der wieder zurückgekehrt war.
»Dann weiter. Zwei von euch nehmen Förs«, wies Turk
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