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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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seinen Stamm knapp an und setzte sich an die Spitze.
    Keru packte Viçinia am Arm und zog sie von Förs weg, der zitternd um sein Leben kämpfte. Drak und ein weiterer Troll griffen dem Liegenden unter die Schultern und hoben ihn an. Halb trugen sie den Troll, halb schleiften sie ihn vorwärts.
    Auch Viçinia setzte sich wieder in Bewegung. Das Bild des verletzten Trolls, der von seinen Stammesgenossen getragen wurde, wollte ihr nicht aus dem Kopf. Auch wenn Turk behauptete, dass Förs nicht speziell sie hatte retten wollen, verspürte Viçinia Dankbarkeit. Zugleich fühlte sie sich schuldig, da der Troll gewissermaßen eben doch ihretwegen verwundet worden war. Obwohl sie ihn nicht sehen konnte, weil andere Trolle ihr die Sicht versperrten, konnte sie sein Stöhnen hören, das von seinen Schmerzen kündete.
    Der Stamm ließ den geschwärzten Abschnitt des Gangs schnell hinter sich und zog immer weiter. Die Trolle verfielen in ihren üblichen Trott, der Viçinia alles abverlangte, wollte sie mit ihnen mithalten.
    Nach einiger Zeit befahl Turk eine Rast in einer Höhle, und die Wlachakin setzte sich neben den bewusstlosen Förs, die Arme um die Knie geschlungen. Sie beobachtete den Troll. Sein Zittern hatte nachgelassen, und er stöhnte auch kaum noch. Unter seinen Lidern zuckten die Augen, und manchmal schlossen und öffneten sich seine Pranken.
    Keru gesellte sich zu ihnen. Die Trollin drückte Viçinia einen Lederbeutel mit Wasser in die Hand. Dankbar benetzte die Wlachakin ihren gereizten Rachen. Als sie den Beutel zurückgeben wollte, wies Keru einfach auf Förs. Während die alte Trollin sich am Arm des Verletzten zu schaffen machte, versuchte Viçinia, ihm ein wenig Wasser einzuflößen. So sehr sie sich dabei auch anstrengte, das meiste lief wieder aus seinem Mund und floss auf den Felsboden.
    Als ihr Blick auf die Wunde fiel, erschrak sie; wo vorher nur zwei tiefe, dolchartige Stiche gewesen waren, lag nun der Muskel des Trolls frei. Wülste hatten sich gebildet, die Haut schien wie vom Fleisch losgelöst.
    »Beschissenes Gift«, knurrte Drak, der sich über Förs gebeugt hatte. Dann klopfte der Jäger dem Bewusstlosen auf die Brust. »Du schaffst es trotzdem!«
    Der Anblick des leidenden Trolls verursachte Viçinia beinahe körperliche Schmerzen. Sie konnte es nicht länger ertragen, ihn anzusehen, und erhob sich schwankend. Schwindel griff nach ihr, und sie musste sich an der Wand abstützen. Es dauerte einige Herzschläge, bis die flirrenden Lichter vor ihren Augen verblassten und sie wieder klar sehen konnte.
    »Du solltest dich ausruhen«, stellte Turk ruhig fest.
    »Es geht mir gut.«
    »So siehst du nichts aus, Menschin.«
    »Mein Name ist Viçinia!«, erwiderte die Wlachakin bissig.
    »Wir machen eine längere Rast. Förs braucht Ruhe«, erklärte der Anführer, ohne auf diesen Einwurf einzugehen, rutschte mit einem schabenden Geräusch an der Wand hinab und setzte sich laut seufzend hin. »Das Feuer war gut.«
    Auch Viçinia ließ sich auf dem Boden nieder und streckte ihre schmerzenden Beine aus. »Dennoch muss Förs um sein Leben kämpfen.« Ihre Hand hatte wieder zu pochen begonnen, und ein dumpfer Schmerz zog sich von ihrem Gesäß bis in den Nacken. Die Erschöpfung ergriff auch ihren Geist, und ihre Lider wurden schwer.
    »Die Viecher sind gefährlich. Keru tut, was sie kann.«
    »Ich hätte gedacht, dass ihr ihn zurücklasst. Oder ihn einfach ausweidet«, sagte Viçinia schläfrig. Als sie jedoch Turks wütenden Gesichtsausdruck sah, schreckte sie aus den Armen des Schlafs hoch.
    »Er lebt noch, und wir nehmen ihn mit!«
    »Natürlich«, beeilte sich die Wlachakin zu sagen. »Ich dachte nur … ich meinte …«
    »Falls er stirbt, nehmen wir sein Fleisch. Aber solange er lebt, gehört er zum Stamm. Wir lassen niemanden zurück, es sei denn, er ist schon so gut wie tot, und es geht nicht anders!«
    »Es tut mir leid«, erklärte Viçinia, auch wenn ihr der Gedanke, einen Troll um Entschuldigung zu bitten, für einen Moment absurd vorkam. »Ich wusste es nicht besser.«
    Statt einer Antwort schnaufte Turk nur.
    Viçinia hatte keine Ahnung, wie sie den großen Troll besänftigen sollte, deshalb wechselte sie das Thema. »Was ist mit Keru?«
    »Sie ist alt.«
    »Wieso kann sie nicht sprechen?«
    »Zwerge. Eine Axt hat ihr den Kiefer gespalten und ihr die Zunge zerschnitten. Schon vor langer Zeit.«
    Die Wlachakin nickte. »Sie ist heilkundig, nicht wahr?«
    »Sie kann nur noch schlecht jagen und

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