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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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bilde ich mir das nur ein, weil ich weiß, dass Starig Jazek leer steht? Ohne eine Antwort auf diese Frage zu finden, führte Sten seine Begleiter in den Durchgang, der in den Tempel im Herzen des Klosters führte. Die Anlage war auf drei Ebenen errichtet worden; die Höhle lag unter der höchsten, wo sich auch der eigentliche Tempel befand. Einst hatten nur die höchsten Würdenträger des Ordens diesen Ort betreten dürfen. Jetzt schritten Sten und Viçinia mit einem Troll in den leeren Tempelraum, dessen weiße Wände Spuren des überhasteten Aufbruchs zeigten, zu dem Ionnas Soldaten die Sonnenmagier gezwungen hatten.
    »Nacht«, stellte Sten fest, denn der Gebetsraum hatte in seiner Kuppel hohe Sonnenschlitze, durch die bei Tag helles Licht fiel. Aber jetzt war nur Dunkelheit zu erkennen; nicht einmal Sterne funkelten am Himmel.
    Obwohl seine Erinnerung an die Erlebnisse im Kloster verschwommen waren und in den anderen extremen Situationen des letzten Jahres beinahe untergingen oder mit diesen verschmolzen, fand Sten seinen Weg durch die hohen Gänge. Die mit Gold beschlagenen Türen waren geplündert worden, nur ihre Angeln waren noch vorhanden. Alles Mobiliar war entfernt worden, ob von den Priestern des Albus Sunas selbst oder von den Wlachaken, konnte Sten nicht sagen. Selbst die Goldfarbe an den Wänden war abgekratzt worden, in der weißen Tünche zeigten sich jetzt statt goldener Linien graue Risse.
    »Ich hatte gehört, dass Starig Jazek prächtig sei, aber ich hätte mir den Ort niemals so vorgestellt«, sagte Viçinia ehrfürchtig. »Selbst jetzt noch kann man erkennen, wie schön die Räume einmal gewesen sein müssen.«
    »Hier haben die Sonnenmagier ihre Zauber gewirkt?«, fragte Kerr, und Sten nickte. Der junge Troll bleckte die Zähne und schnüffelte vorsichtig. »Seltsam. Es riecht nicht schlimm. Ganz anders, als ich es mir immer gedacht habe.«
    Vor ihnen führte eine Treppe nach unten, zu den tieferen Ebenen des Klosters, aber Sten erspähte eine dicke, geschlossene Holztür. Als er an sie herantrat, stellte er fest, dass ihr Riegel mit einem fest verkeilten Metallstift blockiert worden war. Also trat er zurück und sah Kerr fragend an: »Würdest du …?«
    Ohne zu antworten, warf sich der Troll gegen die Tür und riss sie mit sich aus dem Rahmen. Ein frischer Windhauch wehte Sten ins Gesicht. Er brachte einen Geruch von Erde und Nässe mit sich, der dem Wlachaken süßer erschien als alles, was er je zuvor gerochen hatte.
    Der Ausgang führte auf das flache Dach des mittleren Gebäudeteils. Tatsächlich war es Nacht, und die kühle Dunkelheit umfing sie wie ein Mantel. Auf den ersten Blick sah Sten im Westen das Licht vieler Feuer. Zwei Lager, in denen sich viele hundert Krieger befinden mussten.
    »So nah beieinander«, flüsterte er. »Die Schlacht muss direkt bevorstehen.«
    Sein Blick wanderte nach Osten, wo ein silbriger Streif den Horizont erhellte.
    »Die Sonne geht bald auf. Wenn wir jetzt aufbrechen, dann erreichen wir das Schlachtfeld vielleicht bis zum Mittag. Allerdings müssen wir zuerst noch den Abstieg vom Kloster hinter uns bringen.«
    »Was geht da vor?« Viçinias Stimme klangt besorgt. »Du hast gesagt, zuletzt sind Ionna und Marczeg Békésar nach Turduj gezogen. Warum stehen diese Armeen jetzt hier, so weit im Süden? Warum wird auf wlachkischem Boden gekämpft?«
    »Ich weiß es nicht«, gestand Sten, dem es schwer fiel, seine Gedanken zu ordnen. »Ich habe kein gutes Gefühl, wenn ich mir das so ansehe.«
    Er wechselte einen Blick mit Viçinia und wandte sich dann entschlossen an den jungen Troll: »Vielen Dank, Kerr«, sagte er ruhig. »Du hast eine große Aufgabe erfüllt, und ich denke, dass Druan sicherlich stolz auf dich wäre. Ich kann nicht behaupten, wirklich zu verstehen, was Tarlin und du getan habt, aber was immer es war, es hat uns alle gerettet. Doch nun müssen wir uns verabschieden. Euer Kampf ist vorüber, aber unser Krieg ist es noch nicht. Unser Stamm wartet auf uns.«
    »Werdet ihr gegen andere Menschen kämpfen?«
    »Vermutlich. Zwei Armeen, die sich so nah gegenüberstehen, das bedeutet eine Schlacht. Wenn der Morgen graut, wird sie wohl beginnen.«
    »Das Himmelslicht erscheint bald«, stellte Kerr fest. »Wir Trolle sollten dann unter der Erde sein.«
    »Ja. Und wir müssen uns beeilen, wenn wir dort unten noch etwas ausrichten wollen. Berichte Turk, dass wir gehen mussten.« Mit einem schiefen Grinsen fügte er hinzu: »Pass gut auf deine Trolle

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