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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Szarken knirschte leise. Seine Augen waren starr auf Szilas’ Truppen gerichtet, über denen das Drachenbanner im Wind knatterte.
    »Heute kommen sie«, flüsterte Köves fast unhörbar. Trotz der Kälte hatte er Schweißperlen auf der Stirn.
    »Ja«, erwiderte Tamár und zwang sich zu einem Lächeln. »Heute bringen wir es endlich hinter uns.«
    Aber zunächst ließ Marczeg Laszlár seine Truppen nur Aufstellung beziehen, die Fußsoldaten in langen Reihen, die Reiter dahinter. Fast ohne es zu wollen, blickte Tamár zu Flores, die inmitten ihrer Bojaren stand. Auch die Wlachakin ließ ihre Feinde nicht aus den Augen.
    Unerträglich langsam stieg die Sonne höher. Jedes Geräusch, jeder Ruf aus der Senke ließ die Soldaten aufschrecken. Aber es kam kein Angriff. Szilas befand sich immer noch in seinem Zelt, wie seine persönliche Standarte zeigte.
    Von der feuchten Erde und dem nassen Gras stieg Nebel auf. Die dünnen Fetzen trieben im Wind umher und wirkten auf Tamár wie die geisterhaften Schemen der Toten, welche schon auf diejenigen warteten, die heute fallen würden. Schließlich wurde der Nebel von der Sonne vertrieben. Als sie fast den höchsten Punkt ihrer Laufbahn erreicht hatte, war von den Spukgebilden nichts mehr übrig. Hatten die Krieger den Morgen über noch gebannt am Wall gewartet und jeden Augenblick mit dem Sturm gerechnet, löste sich die Anspannung nun an vielen Stellen in rauen Scherzen und heiserem Gelächter.
    Aber dann ertönte ein Hornsignal aus dem Tal, lang und tief.
    »Bogenschützen!«, brüllte der junge Marczeg und hob die Hand, als sich unter ihnen die Fußtruppen in Bewegung setzten. In den hinteren Reihen machten sich die Fernkämpfer bereit, hakten die Sehnen ihrer Bögen ein und nahmen ihre Pfeile zur Hand. Vor ihnen begannen auch die wenigen Armbrustschützen, die noch übrig waren, ihre Waffen zu spannen.
    »Bereit!«
    Die Pfeile wurden angenockt, die Bögen locker gespannt. Dann zogen die Bogenschützen die Sehnen zurück und hoben dabei ihre Waffen. Im Tal schritten nur die Fußkämpfer vor, die Berittenen blieben zurück. Eine eiskalte Ruhe hatte von Tamár Besitz ergriffen. Als ob er plötzlich ein anderer sei, schätzte er gelassen Wind und Flugbahn. Für einen winzigen Moment wurde sein Blick von einem Raubvogel abgelenkt, der über dem Schlachtfeld kreiste, dann ließ er den Arm fallen. »Los!«
    Das Sirren der Sehnen ertönte, die Pfeile senkten sich wie hungrige Raubtiere auf die vorrückenden Truppen nieder. Sie blieben zitternd in Schilden stecken, fuhren in den Boden, drangen in Rüstungen ein und gruben sich in Fleisch. Schmerzensschreie belohnten den Angriff, doch Tamár blieb keine Zeit, sich die Auswirkungen der ersten Salve anzusehen. Die Fernkämpfer ihrer Gegner erwiderten den Beschuss und zwangen Tamár, sich hinter seinen Schild zu ducken.
    Die Bogenschützen schossen, so schnell sie konnten, während die Gegner mit erhobenen Schilden vorrückten. Überall schrien die Getroffenen. Bald stimmte der harte Schlag der Armbrüste in das Sirren der Sehnen ein, doch ihre Feinde waren zu zahlreich und zu gut geschützt, um sich von den Fernwaffen allein aufhalten zu lassen.
    Schreiend überbrückten die Angreifer die letzten Dutzend Schritt, warfen sich mit aller Macht gegen die Barrikade. Ein Meer von Speeren reckte sich ihnen entgegen, Schilde hielten den Schlägen stand.
    Auf der ganzen Linie des Walls griffen Szilas’ Soldaten an, aber Tamár konnte sich nur um seinen Abschnitt kümmern. Er musste sich darauf verlassen, dass die Wlachaken den ihren hielten. Erinnerungen an die verlorene Schlacht bei den Drei Schwestern kamen in ihm auf. Doch sein Vertrauen in Flores ließ die bitteren Gesichte wieder verschwinden.
    Mit Schild und Hammer stand Tamár in der Mitte seiner Krieger. Jeder Feind, der es an den Spitzen der Speere vorbei schaffte, wurde mit Hieben eingedeckt, zurückgedrängt oder erschlagen. Die Erde des Walls war immer noch feucht und rutschig, der Graben davor mit Regenwasser gefüllt. Schon bald häuften sich die Leichen der Feinde vor der einfachen Befestigung, und das brackige Wasser färbte sich blutrot.
    Nach einer endlos erscheinenden Zeit rief ein Signal die Angreifer wieder zurück.
    Schwer atmend rammte Tamár seinen Schild in den Boden und sah sich um. Die Reihen hatten gehalten, nirgends hatten die Feinde einen Durchbruch erzwingen können. Die dunkle Erde war getränkt mit dem Lebenssaft von Masriden und Wlachaken, Leichen bedeckten

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