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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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gelungen ist, all meine verfluchten Titel aufzuzählen.
    Seine Stimme ließ die Gespräche verstummen. Alle Gesichter richteten sich auf ihn. Langsam senkte er seinen Blick auf die beiden Speere, die sich vor ihm erhoben. Er gab sich alle Mühe, seine Verachtung auf seinen Zügen zu zeigen. Er sah, wie Zorn über Marczeg Laszlárs Gesicht huschte, einer Gewitterwolke gleich, um dann jedoch von einem breiten Lächeln ersetzt zu werden. Ich durfte bereits einmal die Gastfreundschaft eines Marczegs genießen, dachte Sargan. Aber diesmal werde ich die Spiele dieser primitiven, schmutzigen, provinziellen Stammeshäuptlinge nicht mitmachen. Ich bin das Goldene Imperium!
    »Willkommen in meinem Lager«, rief Szilas scheinbar erfreut. »Ihr müsst verstehen, dass wir von dem verzweifelten Haufen dort oben jede Art von Hinterlist erwarten müssen.«
    Einige der anwesenden Masriden und Szarken lachten, als habe Szilas einen köstlichen Witz gemacht.
    »Natürlich«, erwiderte Sargan mit einem gekünstelten Lächeln, als er zwischen den beiden Wachen hindurchtrat, die ihm bei den Worten des Marczegs Platz machten. »Krieg ist ein anstrengendes Geschäft, wie ich sehe.«
    »Aber er ist bald vorbei. Morgen wird Ardoly endlich unter einem einzigen Herrscher vereint sein.«
    »Morgen?«, hakte Sargan nach und strich sich etwas Wasser aus dem Haar. Er achtete darauf, seine Bewegung geziert zu halten. Unterschätz mich, Marczeg. Glaube, dass ich eine hirnlose Hofschranze bin, wünschte der Dyrier in Gedanken.
    »Ja.«
    »Aber hattet Ihr nicht ein Ultimatum gestellt, das heute ablaufen sollte?«
    »Das hatte ich«, bestätigte Szilas und lächelte. »Aber ich denke, ein weiterer Tag der Angst und Sorge tut der nassen, zusammengewürfelten Bande dort oben recht gut. Bis zum morgigen Tag wird dem armen Békésar-Jungen vermutlich die Hälfte seiner Leute fortgelaufen sein. Außerdem trifft hier heute Abend Verstärkung ein.«
    »Mehr Krieger?«, erkundigte sich Sargan vorsichtig. Seine Gedanken überschlugen sich beinahe. Schlechte Neuigkeiten für Flores. Noch mehr Feinde. Ich sollte ihr eine Warnung zukommen lassen.
    »Natürlich mehr Krieger. Ich hatte Reiter nach Poleamt gesandt, falls Tamár und seine wlachkischen Hündchen sich nach Westen wenden. Diese sind nun auf dem Weg hierher, ihre Vorreiter sind bereits eingetroffen.«
    »Ihr habt alle Möglichkeiten genau bedacht und bestens genutzt«, sagte Sargan mit gespielter Bewunderung.
    »Natürlich. Würdet Ihr nicht sagen, dass angesichts unserer Übermacht die Lage meiner Feinde verzweifelt ist?«
    »Oh doch, das ist sie. Euer Feldzug steht kurz vor seinem krönenden Abschluss. Doch wenn Ihr mich nun für einen Moment entschuldigen würdet - ich würde mich gern frisch machen.«
    »Aber, aber, ehrenwerter Legat. Ihr könnt uns doch nicht schon so bald die Freude Eurer Anwesenheit entziehen. Wir sind hier alle Krieger im Feld, und nur so, wie Ihr jetzt seid, werdet Ihr uns unser raues Auftreten und die harschen Manieren verzeihen.«
    Mit einem Blick auf Marczeg Laszlárs teures, sauberes und perfekt sitzendes Gewand hob Sargan eine Augenbraue.
    »Nein, lieber Gesandter. Wir erfreuen uns an Eurer Anwesenheit. Wir verlangen sogar nach ihr!«
    Vor dem Zelt waren die zwanzig Berittenen versammelt, die Sargan ins Lager geführt hatten. Andere masridische Wachen standen bereit und ließen keinen Zweifel daran, dass sie jeden Widerstand von Seiten der Sylken im Keim ersticken würden.
    »Wenn Ihr mich so nachdrücklich um meine Gesellschaft bittet, wäre es wohl nicht geraten, Euch jetzt zu verlassen«, entgegnete Sargan mit einem gezwungenen Lächeln.
    »Nein. Das wäre es wohl nicht«, stimmte der blonde Marczeg kalt zu.
    Er denkt, er durchschaut mich, erkannte Sargan. Er wird mir keine Gelegenheit bieten, irgendwem eine Warnung zukommen zu lassen.

57
     
     
    D as Donnern des einstürzenden Gesteins war schon lange verklungen, doch in Stens Geist klang der Hall noch immer nach. Jetzt sind sie alle tot: Zdam, Roch, Druan, Anda und nun auch Pard, dachte er, noch benommen vom Schock des gewaltigen Kampfes gegen Anda und ihre Trolle.
    Der Wlachake wusste nicht, wie es geschehen war, aber sie hatten den Ansturm überlebt. Nicht nur das, sie hatten sogar gegen Anda gesiegt; Pard hatte die übermächtige Trollin eigenhändig überwunden. Bis zu seinen letzten Augenblicken war der gewaltige Troll sich selbst treu geblieben, unbeugsam, hart und jede Handbreit der Anführer seines Stammes.

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