Die Schlacht der Trolle
antwortete der große Troll kurz angebunden.
»Was machen wir dann?«
»Hör auf!«, fuhr Pard den jungen Troll an. »Wir finden ihn schon.«
»Wie viele Menschen sind hier wohl?«, flüsterte Vrok ehrfurchtsvoll neben ihnen. »Das müssen viele Stämme sein.«
»Zu viele«, sinnierte Pard. »Menschen sind wie Zwerge, von ihnen gibt es immer zu viele. Aber sie sind schwächer als die kleinen Bastarde, und sie laufen schneller weg.«
»Wie heißt der … das … dieser Ort?«, fragte Kerr.
»Dabrân. Druan war hier, nach der Schlacht an der Oberfläche. Er hat mir davon erzählt. Sten wohnt hier. Das Land gehört seinem Stamm.«
»Wieso bauen die Menschen so hoch? Wieso leben sie nicht unter der Erde?«, fragte eine Trollin. An ihrem Geruch erkannte Kerr Grena, die nur wenige Dreeg älter als er selbst war. Gegen den Himmel hob sich ihre Silhouette ab, und Kerr sah die gewundenen Hörner, die bis weit über ihren Rücken reichten. Manche Trolle beneideten die Trollin um ihre schönen Hörner, so auch Kerr, dessen eigene Hörner eher kurz waren, auch wenn er noch darauf hoffen konnte, dass sie ein wenig wuchsen.
»Was weiß ich«, erwiderte Pard geistesabwesend. Dann sah er Kerr an. »Wir beide machen uns auf den Weg. Ihr anderen bleibt hier. Wenn etwas passiert, dann geht in den Wald. So weit weg, wie ihr könnt, bis zum Tag.«
»Was soll passieren?«, fragte Vrok.
»Man kann Menschen nicht trauen«, erklärte Pard finster und setzte sich in Bewegung. Kerr warf einen letzten Blick auf Vrok, der mit den Schultern zuckte, und lief dann Pard hinterher. Als sie den schützenden Wald verließen und über offenes Gelände gingen, spürte Kerr, wie sich ihm die Kehle zuschnürte. Je näher sie dem Gebäude, das Pard Burg nannte, kamen, desto größer wurde es, bis es vor Kerr fast bis in den Himmel aufzuragen schien. Leises Gebell klang von den anderen Häusern herüber, und im Inneren eines Gebäudes wieherte ein Tier. Plötzlich erscholl ein lauter Ruf von den Mauern, und Kerr erstarrte.
»Ruhig«, flüstere Pard und blieb ebenfalls stehen.
Innerhalb weniger Herzschläge kam Bewegung in die Nacht, Menschen rannten auf den Zinnen umher, und Schreie gellten zwischen den Mauern. Kleine Lichtpunkte tauchten auf, kostbares Feuer tanzte in der Dunkelheit, und im Schein der Fackeln sah Kerr zum ersten Mal Menschen, die mit bleichen Gesichtern zu den beiden Trollen hinabstarrten.
Auch von den anderen Häusern kamen Rufe, und Kerr sah ängstlich zu ihnen hinüber. Die Plätze zwischen den Gebäuden füllten sich mit Menschen, deren hohe Stimmen einen unglaublichen Lärm verursachten. Langsam wich Kerr zurück, doch Pard stand wie angewurzelt vor ihm und starrte zur Mauer hinauf. Dann brüllte er: »Wir suchen Sten!«
Seine donnernde Stimme ließ die Menschen verstummen, nur der Hund bellte immer noch wild. Als keine Antwort kam, packte Kerr den großen Troll am Arm: »Er ist nicht da. Lass uns gehen!«
»Ich bin hier«, rief eine Stimme von der Burgmauer, bevor Pard antworten konnte.
»Sten! Ich bin’s, Pard. Ich muss mit dir reden!«
»So wie ihr mit Costin geredet habt?«
Verwirrt runzelte Pard die Stirn und sah Kerr fragend an, der jedoch mehr auf die Menschen als auf den großen Troll achtete. Aus den kleinen Gruppen zwischen den Häusern war eine große Menge geworden, mehr als Kerr zählen konnte. Sie trugen Fackeln und lange Stangen und näherten sich den beiden Trollen langsam und vorsichtig.
»Druan schickt uns«, erklärte Pard laut. »Ich weiß nichts von Costin.«
»Er ist tot. Erschlagen von deinesgleichen«, erklang die Antwort, und Kerr lief ein kalter Schauer über den Rücken, als er den Zorn in der Stimme des Menschen vernahm.
»Nicht von mir. Wir müssen reden, Sten. Wir brauchen deine Hilfe.« Obwohl Pard laut brüllte, klang seine Stimme in Kerrs Ohren unsicher.
»Lass uns gehen«, wiederholte der junge Troll leise, der den Vormarsch der Menschen beäugte. Sie waren viel kleiner als ein Troll; selbst er, obgleich er nicht besonders groß war, überragte sie weit. Doch es waren viele, und sie trugen Feuer und metallisch glänzende Waffen. Der Wind trug leise Worte von den Mauern herab, ohne dass Kerr verstanden hätte, was die Menschen besprachen.
Pard stand immer noch unbewegt da. Er schien weder die sich nähernden Menschen zu bemerken noch das Fehlen einer Antwort von Sten.
Die Menschenmeute schnitt ihnen inzwischen den direkten Rückweg ab. Wenn die Trolle fliehen wollten, mussten
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