Die Schlacht der Trolle
sie jetzt an der Mauer entlang, unter den Augen der Krieger des Trollfreundes Sten. Einen Trollfreund, dachte Kerr, habe ich mir anders vorgestellt!
In diesem Moment öffneten sich die beiden großen Torflügel der Burg, und viele Menschen strömten heraus. Sie kamen mit festen Schritten auf die Trolle zu. Immer wieder sprang Kerrs Blick von einer Menschengruppe zur anderen, doch Pard fixierte nur ruhig den vordersten Menschen. Kerr konnte die Gelassenheit des massigen Trolls nicht verstehen. Zwar roch die Luft nach der Angst der Menschen, doch sie waren viele, und Kerr konnte ihre Entschlossenheit spüren. Sein Herz schlug laut, und er ballte die Fäuste, als der Anführer der Menschen vor sie hintrat. Aus der Nähe wirkten die Menschen noch kleiner, und ihre Schädel waren von seltsam feinem Haar bedeckt. Selbst ihr Haar ist schwach und dünn, grübelte Kerr, sie wirken noch schwächer als Zwerge. Aus Druans Erzählungen wusste der junge Troll, dass die Menschen ihre Körper in Rüstungen hüllten, genau wie die Zwerge auch, deshalb verwunderte ihn der Geruch nach Metall und eingefetteter Tierhaut nicht. Ihre Haut wirkte glatt und weich, einige von ihnen hatten sogar im Gesicht Haare. Alle trugen Waffen, da ihre Finger dünn waren und ihnen Klauen zu fehlen schienen. Manche hatten metallene oder lederne Kappen auf.
Der Anführer zog eine lange Klinge und stellte sich vor Pard, während seine Krieger einige Schritt zurückblieben. Seine Augen funkelten zornig, und in seinem Gesicht arbeiteten die Muskeln, doch Kerr konnte keine Furcht an ihm riechen, anders als bei den anderen Menschen, welche die Trolle vorsichtig musterten.
»Sten«, sagte Pard.
»Pard. Sag mir, warum ich euch nicht jetzt und hier niedermachen lassen sollte.«
»Wir brauchen deine Hilfe, Sten«, erklärte der massige Troll wieder.
»Wieso greift ihr mein Volk an?«
»Ich weiß nicht, wovon du redest. Wir kommen direkt aus der Tiefe, wir haben alle Menschen gemieden, bis wir hier waren.«
»Vor wenigen Tagen kamen hier Flüchtlinge an. Fast verhungert und halb tot vor Angst. Sie haben von Trollen erzählt, die über ihr Dorf Arsita hergefallen sind, Pard. Von Trollen, die jeden getötet haben, den sie finden konnten.«
»Wir waren nicht …«, begann Pard, doch Sten fiel ihm ins Wort: »Costin war in Arsita. Er kam nicht zurück. Wir waren dort, es war ein Massaker. Keine Überlebenden, außer der Handvoll Flüchtlinge. Eingestürzte Häuser, geschlachtetes Vieh, überall Leichen. Ihr seid wie Tiere über sie hergefallen.«
»Wir waren das nicht. Wenn ich Menschen töte, dann sage ich das auch«, zischte Pard und breitete die Arme aus. »Wenn du mir nicht glaubst, du dämlicher Mensch, dann sag deinen Kriegern, dass sie uns angreifen sollen!«
Die Menschen umfassten ihre Waffen fester und schienen kurz davor zu sein, auf die Trolle loszustürmen. Inzwischen hatte auch die andere Menschengruppe sie erreicht, und es gab keinen Fluchtweg mehr. Überall um sich herum sah Kerr grimmige Mienen, brennende Fackeln und erhobene Waffen. Feindseliges Schweigen antwortete auf Pards Ausbruch, doch die Menschen schienen auf Stens Befehl zu warten. Aufmerksam musterte Kerr den Menschen, dessen Gesicht zu einer unbewegten Maske erstarrt war und der an Pard vorbeischaute.
»Wo ist Druan?«, fragte Sten plötzlich, und Kerr antwortete halblaut: »Tot.«
Der Mensch blickte Pard verwundert an, oder zumindest wirkten die Runzeln auf seiner Stirn so.
»Er war dabei.« Der große Troll deutete auf Kerr.
Zum ersten Mal blickte Sten den jungen Troll an. Mit hoch erhobenem Kopf erwiderte Kerr den fragenden Blick und sagte: »Er wurde erschlagen.«
»Dein Name ist?«
»Kerr.«
»Kerr«, wiederholte der Mensch nachdenklich, dann zuckte sein Blick zurück zu Pard. »Wer sagt mir, dass nicht du es warst, der Druan erschlagen hat? Warum sollte ich dir vertrauen?«
»Pard hat Druan nicht erschlagen«, brach es aus Kerr hervor. »Er tötet keine Trolle! Druan und er waren hareeg!«
»Schnauze!«, entgegnete Pard barsch. »Entweder er glaubt mir, oder er lässt es bleiben.«
Stens Blick wanderte von einem Troll zum anderen. »Du glaubst, ich fürchte dich«, meinte er, scheinbar ungerührt, zu Pard.
»Nein, du nicht. Die anderen Menschlinge hier, ja. Wenn du kämpfen willst, dann tu es! Rede nicht, schlag zu!«, brüllte Pard, und einige der Menschen wichen ängstlich vor dem riesigen Troll zurück. Bevor Sten etwas sagen konnte, warf Kerr ein: »Anda! Es war
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