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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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ritten jeweils zehn oder mehr Soldaten in Zweierreihen. An ihren Lanzen waren blaugoldene Wimpel befestigt, die im Wind flatterten. Ein grandioses Schauspiel, dachte Flores, kein Wunder, dass man Dyrien auch das Goldene Imperium nennt.
    Schließlich näherte sich der Trupp den nördlichen Toren der Burg, und die beiden Wlachakinnen begaben sich in den Hof, wo sie sich zu Ionna und den anderen Würdenträgern gesellten. Die Fürstin hatte unter einem grünen Baldachin Platz genommen, flankiert von ihren wichtigsten Gefolgsleuten.
    Rufe in der dyrischen Sprache ertönten, und die wlachkischen Krieger nahmen Haltung an, als die Gesandtschaft in den Hof Einzug hielt. Trotz der Hitze trugen die Krieger ihre komplette Rüstung inklusive Helm und schwerem Umhang. Ohne nach links oder rechts zu schauen, ritten sie an den versammelten Wlachaken vorbei und hielten erst auf einen gebrüllten Befehl hin an, als die Sänfte kaum zwei Manneslängen vor dem Baldachin ankam.
    Die Präzision der Formation beeindruckte Flores, ebenso die reich verzierte Sänfte, deren Fenster mit schweren Damastvorhängen verhüllt waren. Blattgold bedeckte die Schnitzereien, und auf dem Dach standen zwei geflügelte Stiere Kopf an Kopf, die ebenfalls mit Gold überzogen waren. Eine junge Frau trat vor die Sänfte, warf sich vor Ionna auf den Boden und verkündete, ohne ihre Stirn von den Pflastersteinen zu heben: »Großherrliche Voivodin, ich kündige an den Mund des Goldenen Imperators, Auge und Hand des Palastes, den von Agdele gesalbten Träger der Goldschwinge, Großberater des Goldenen Triumvirates, Begleiter des Irdenen Stieres, Seine Herrlichkeit, den Legaten des Goldenen Imperiums an Eurem Hofe!«
    »Hat sie seinen Namen genannt?«, zischte Flores Viçinia aus dem Mundwinkel zu, doch diese warf ihr nur einen fragenden Blick zu. Zwei Fußsoldaten traten an die Sänfte heran und öffneten die Tür. Heraus trat ein kleiner, rothaariger Mann, dessen goldenes Gewand so prächtig war, dass es einen Moment dauerte, bis Flores ihn erkannte.
    »Sargan!«
    Viçinias und Flores’ erstaunte Blicke kreuzten sich, und auch andere Höflinge erinnerten sich noch gut an den Dyrier, der in der Trollschlacht eine nicht unbedeutende Rolle gespielt hatte. Ionnas Miene hingegen gab keinen Hinweis darauf, dass sie den rothaarigen Fremden mit dem spitzen Fuchsgesicht erkannt hatte.
    »Willkommen im Freien Wlachkis, geehrter Legat. Eure Anwesenheit ehrt mein Haus.«
    Mit einer leichten Neigung des Kopfes nahm Sargan die traditionelle Ehrenbezeigung entgegen, dann sprach wieder die inzwischen kniende Frau: »Seine Herrlichkeit ist erfreut über die Gastfreundschaft und dankt Euch, Großherrliche Voivodin.«
    Schließlich bat Ionna ihre Gäste, ihr in die Feste zu folgen. Als Sargan würdevoll an Flores vorüberschritt, zwinkerte er der jungen Söldnerin zu, was diese mit einem amüsierten Kopfschütteln quittierte.
    »Sargan ist der imperiale Gesandte?«, fragte sie leise und ungläubig Viçinia.
    »Offenbar«, zischte diese zurück. »Wollen wir hoffen, dass diese Entwicklung gut für uns ist. Ohne den Handel mit dem Kleinen Volk sind wir für viele Güter auf andere Quellen angewiesen, und das Imperium ist reich. Hoffentlich hat er uns in guter Erinnerung behalten.«
    Als sie diese Worte hörte, verzog Flores den Mund. Sie konnte sich noch gut an die zahlreichen Beschwerden des kleinen Dyriers erinnern, der von den Unterkünften über das Essen bis hin zu den Bewohnern nichts ausgelassen hatte, wenn er sich über die Rückständigkeit Wlachkis’ empörte. In guter Erinnerung?, dachte sie finster. Wohl kaum.

5
     
     
    D er weite Himmel war von Sternen übersät, doch Anda gönnte ihm keinen Blick. Auf ihrer Haut brannte das fahle Licht des Mondes, und seine unangenehme Berührung fachte ihren Zorn weiter an. Alles hier ist wider unsere Natur, alles hier hasst uns Trolle, selbst die Lichter am Himmel! Vorsichtig zog sie sich ein Stück weiter zurück in den schützenden Schatten der Höhle.
    Die Luft war warm und erfüllt von fremden Gerüchen, welche die gewaltige Trollin an ihren letzten Besuch an der Oberfläche erinnerten. Jenseits der beruhigenden Noten von Fels und Stein roch es nach Pflanzen, nach Tieren und nach den verrottenden Überresten der Oberweltbewohner. Vor allem jedoch lag ein Geruch in der Luft, dessen Gestank alles andere überdeckte: der von Menschen.
    »Könnt ihr es riechen?«, fragte Anda ihre Begleiter, die sich in der ungewohnten

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