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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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ausgeliefert waren.
    Es schien noch nicht allzu lange her zu sein, dass der ganze Stamm den Schilderungen von Druan, Anda und Pard gelauscht hatte, die von ihren Erlebnissen an der Oberfläche erzählten, doch damals hatte Kerr sich nicht vorstellen können, wie Furcht erregend der Tag wirklich war. Jeden Morgen kostete es ihn Überwindung, sich mit den anderen einfach hinzulegen und ruhig zu bleiben, während sie darauf warteten, dass die Sonne am Horizont erschien und ihnen vorübergehend das Leben nahm. Doch etwas anderes konnten sie nicht tun, denn der kleine Trupp Trolle musste die Ansiedlungen der Menschen umgehen, so dass sie nur selten einen geeigneten Unterschlupf fanden. Ohne Pards Wissen über die Oberwelt wären sie verloren gewesen, auch wenn der große Troll so unwirsch wie eh und je war. Druan fehlt uns, dachte Kerr, als er sich umsah.
    »Los, aufstehen!«, rief Pard. »Wir müssen weiter. Die Nacht ist kurz!«
    Unwilliges Brummen und Knurren antwortete ihm, aber keiner wagte es, offen zu widersprechen. Seine dunklen Augen funkelten angriffslustig, als er die Trolle der Reihe nach musterte, doch Kerr bemerkte, dass ihr Anführer unwillkürlich die Fäuste ballte und wieder öffnete. Als Pard sich für einen Moment unbeobachtet fühlte, rieb er sich mit den Fäusten über die Augen, bevor er mit entschlossenen Schritten in den düsteren Wald stapfte. Er hat Angst, zuckte es Kerr durch den Kopf, Pard fürchtet sich! Doch er behielt seine Gedanken für sich und folgte dem großen Troll wie alle anderen.
    Sorgsam trat Kerr in die Spuren der Vorangehenden und achtete genau auf den tückischen Untergrund.
    »Geh schneller, Kleiner«, fauchte es hinter ihm, und Kerr biss die Zähne zusammen und beeilte sich.
    »Halt’s Maul!«, donnerte plötzlich Pard von vorn. »Seine Wunden sind nicht verheilt!«
    »Zwergenmist«, erwiderte Vrok. »Das ist viele Dreeg her. Er ist einfach nur weich!«
    »Ich sagte: Halt’s Maul!«, wiederholte Pard, diesmal gefährlich leise. »Anda hat ihn übel zugerichtet. Das sind keine normalen Wunden. Sonst hätte er wohl kaum noch Probleme.«
    »Hat er auch nicht«, konterte Vrok. »Er ist faul.«
    »Nein, ich …«, begann Kerr, aber bevor er sich verteidigen konnte, stürmte Pard an ihm vorbei und baute sich vor Vrok in seiner ganzen Größe auf. Er war sicherlich einen Kopf größer als der andere Troll, der selbst nicht gerade klein und dazu ein erfahrener Jäger war. Beide hatten ihre Haare nach Art der Jäger mit geschärften Steinen kurz geschoren, eine lange und mühselige Prozedur.
    »Nennst du mich einen Lügner?«, verlangte Pard zu wissen und fletschte die Zähne.
    »Es ist lange her«, maulte Vrok, ohne Pard in die Augen zu sehen.
    »Anda und ihre Brut schlagen entsetzlich tiefe Wunden«, knurrte Pard. »Was eigentlich bald weg sein sollte, heilt nur langsam. Wie bei Menschen.«
    »Ach? Und woher weißt du das?«
    Ohne den Blick von Vrok zu nehmen, griff sich Pard mit der Rechten fest an die Seite. Zwischen seinen Fingern quoll plötzlich Blut hervor, und Vrok runzelte die Stirn.
    »Ich weiß es eben«, sagte Pard und fixierte den kleineren Troll. Als dieser nicht antwortete, schnaubte er und setzte sich wieder an den Anfang ihres Trupps. Verwundert blickten einige der Trolle sich an, aber Pard ließ ihnen keine Zeit, über das eben Geschehene zu reden, sondern trieb sie sofort wieder zur Eile an.
    Auch Kerr folgte dem massigen Troll, doch seine Gedanken waren weit fort. Was tut uns Anda an? Pard fürchtet sich. Druan ist tot. Wer soll uns weiterführen?
     
    In der Dunkelheit wirkte das gewaltige Gebäude abweisend und unbewohnt. Nur einzelne Lichtpunkte unterbrachen die Steinquader, die hier aufgetürmt waren. Langsam ließ Kerr seinen Blick über die Bauwerke der Menschen wandern. Es war das erste Mal, dass er etwas Derartiges sah, und er konnte kaum fassen, warum die Menschen solche Mühen auf sich nahmen, um diese Mauern zu errichten. Mit ihren schwachen Körpern hatten sie Stein um Stein aufeinandergeschichtet, bis die Mauern um die Gebäude herum höher als ein großer Troll waren. Daneben wirkten die kleineren Häuser unbedeutend und schwach. Aber es waren viele, die sich wie zum Schutz eng zusammendrängten und auf Kerr einen chaotischen Eindruck machten. Ein kleiner Bach funkelte im Mondlicht, und um die Gebäude herum gab es keinen Wald und nur wenige Sträucher. Fragend sah Kerr Pard an: »Bist du sicher, dass Sten da drin ist?«
    »Weiß nicht«,

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