Die Schlacht der Trolle
Plätzchen zum Schlafen finden, auch wenn in unseren Gemächern jetzt andere einquartiert sind.«
Die beengten Verhältnisse in der Feste hatten Tamár gezwungen, die Bürger der Stadt überall unterzubringen, um sie vor den Gefechten und dem Pfeilhagel zu schützen.
Auch Viçinia hatte nur wenig geruht. Die verängstigten Menschen benötigten Hilfe, ebenso wie die Verwundeten, die sich in den Saal der Burg geschleppt hatten oder dorthin getragen wurden.
»Morgen wird ein harter Tag.«
Mit einem Blick auf die beschädigten und mit Blut besudelten Wehrmauern seufzte Viçinia und nickte stumm.
»Es gab viele Tote. Zu viele?«, fragte sie leise.
»Jeder Angriff war gefährlicher als der davor. Jedes Mal wurden die Opfer größer, der Ausgang unsicherer. Seit dem Tod des Marczegs ist die Stimmung noch schlechter geworden. Die Krieger rechnen jeden Augenblick mit der endgültigen Niederlage«, erläuterte die Söldnerin, wobei sie starr geradeaus blickte. »Es muss ein Wunder geschehen, um die Mauer den ganzen morgigen Tag zu halten.«
»Tamár?«
»Er tut sein Bestes, und seine Führung gibt den Soldaten Kraft und Zuversicht. Er hatte recht, als er sagte, dass die Mauern bis zum Abend gehalten werden müssen. Ein anderer Plan wäre glatter Selbstmord gewesen. Aber …«
»Aber?«
»Er weiß, dass die Feste nicht mehr lange durchhalten kann. Szilas hat Reserven, frische Truppen, die noch nicht gestürmt sind. Während jeder hier genauso erschöpft ist, wie ich es bin.«
»Dann müssen wir den neuen Marczeg davon überzeugen, dass er die Feste aufgeben muss!«
»Viel Glück«, sagte Flores und lachte bitter.
»Wobei?«, ertönte hinter ihnen unvermittelt die Stimme des jungen Marczegs.
»Wir überlegten gerade, wie wir Euch davon überzeugen können, dass unsere einzige Überlebenschance in der Flucht liegt«, erklärte Viçinia direkt und sah dem Masriden fest in die Augen. Dieser schwieg, also fuhr die Wlachakin fort: »Ihr seid nun Herr über die Geschicke all dieser Menschen. Ihr Leben liegt in Eurer Hand.«
»Denkt Ihr, das wäre mir nicht bewusst?«, knurrte Tamár ungehalten. »Mein Schädel will schier zerspringen, weil ich mir das Hirn so sehr nach einem Ausweg zermartere.«
Mit einem Schritt war er bei den beiden Wlachakinnen. »Ich dachte sogar an Aufgabe, an Kapitulation, um meinen Untertanen das Schicksal meiner Stadt und meines Hauses zu ersparen! Aber Ihr habt gesehen und gehört, wie sich Szilas an der Stadt vergangen hat. Ich werde mein Volk nicht ohne Kampf preisgeben!«
»Dann wollt Ihr so lange ausharren, bis der Entsatz Turduj erreicht?«
»Mein Vater hat Baró Odön gesandt, unsere Truppen im Westen zu sammeln und hierher zu führen. Er ist ein guter Krieger und genießt den Respekt der Soldaten.«
»Aber wie lange wird er brauchen?«
Darauf schwieg Tamár, aber Viçinia konnte die Antwort in seinen Augen lesen. Zu lange. Und selbst wenn der Entsatz uns erreicht, ist nicht sicher, ob er die Belagerung brechen kann. Der niedergeschlagene Ausdruck auf Tamárs Gesicht zeigte der Wlachakin, dass der Marczeg auch Letzteres wusste. Deshalb fragte sie: »Gibt es denn keine Fluchtmöglichkeit? Vielleicht gelingt ein Ausfall?«
»Ein Ausfall wäre Wahnsinn«, beschied Flores. »Vielleicht könnten einige durchbrechen, aber wer nicht kämpfen kann, würde es niemals schaffen. Man müsste viel zu viele Menschen zurücklassen, Marczeg Laszlárs Willkür ausgeliefert.«
Die Blicke der kleinen Gruppe wanderten über die nächtliche Stadt.
»Es gibt einen Tunnel«, sagte Tamár zögerlich.
»Ein Tunnel? Wohin führt er?«, erkundigte sich Viçinia hoffnungsvoll.
»Hinaus aus der Stadt, nach Norden. Er ist sehr alt und wurde lange nicht benutzt. Nur wenige wissen noch, dass er überhaupt existiert.«
»Ein Fluchttunnel!«, frohlockte Flores, und Viçinia sagte: »Das ist eine Möglichkeit.«
»Wenn wir fliehen, wird Szilas dies bemerken. In der Feste sind Frauen, Kinder und Alte. Wir würden nicht weit kommen«, gab Tamár zu bedenken.
»Dann müssen wir ihnen einen Vorsprung verschaffen.«
Nachdenklich rieb sich der Masride das Kinn.
»Wenn wir sie jetzt auf den Weg schicken, dann sind sie lange vor Anbruch des Tages am Ausgang. Sie könnten sich auf den Weg nach Westen machen, unseren Truppen entgegen.«
»Wir können ihnen Zeit erkaufen. So lange kämpfen, wie es möglich ist. Wo liegt dieser Tunnel?«
»Der Einstieg befindet sich unter dem Bergfried.«
»Wenn die Mauer fällt,
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