Die Schlacht der Trolle
Krieger an den Wänden, die lange Lanzen trugen. Die Reiter stiegen von ihren Pferden und übergaben die Zügel an herbeieilende Menschen, die Kerr aufgrund ihrer geringen Größe aufmerksam betrachtete. Vielleicht waren es sehr junge Menschlinge. Der Anführer der Reiter bat sie, ihm zu folgen, und schritt zu einem gewaltigen Gebäude, zu dessen Eingangspforte einige Stufen emporführten. Es ging durch einen von Feuerschalen hell erleuchteten Raum, an dessen Wänden bunte Bilder prangten, die viele verschiedene Menschen zeigten.
»Die Mosaiken erzählen die Geschichte meines Volkes. Und dort über dem Eingang zum Saal siehst du die Schlacht, in der Pard gekämpft hat.«
Tatsächlich konnte Kerr auf dem großen Bild Trolle sehen, die gegen berittene Menschen kämpften. Aber im Zentrum saß eine gerüstete Frau auf einem sich aufbäumenden Ross, die einen Krieger zu Boden streckte.
Bevor sich der Troll alle Einzelheiten des Bildes ansehen konnte, ging die kleine Gruppe schon weiter und gelangte schließlich in einen großen Saal. Pard musste sich bücken, um durch die Tür zu passen, aber Kerr legte nur den Kopf in den Nacken, damit die Hörner nicht am Türbogen schabten.
Der Anblick des Saales ließ den jungen Troll innehalten. Er hatte unter den Bergen schon weitaus größere Kavernen gesehen, aber dies hier war von Menschenhand erbaut worden und wirkte deshalb gewaltiger und beeindruckender auf ihn. Säulen, die wohl nicht einmal Pards lange Arme ganz umschließen konnten, standen in zwei Reihen in dem großen Raum und stützten die Decke, die unglaublich fern erschien. Überall brannten Feuerschalen, aber selbst so hielten sich Schatten im Gebälk der Halle. An den Wänden hingen lange Stoffbahnen mit bunten Motiven: verschiedenen Tieren, Waffen, Pflanzen und Geschichten, die Kerr nicht kannte. Auch hier standen an den Wänden Soldaten, die einen schwarzen Raben auf der Brust trugen. Unter den Blicken der vielen Menschen fühlte sich der Troll unbehaglich. Pard hingegen schritt selbstbewusst weiter, sodass Kerr einige schnelle Schritte machen musste, um ihn einzuholen.
Am Ende des Saales stand auf einem erhöhten Unterbau ein großer, dunkler Sitz, der jedoch leer war. Stattdessen gab es am Fuß der Stufen einen zweiten, kleineren Thron, auf dem eine Menschenfrau saß. Neugierig schaute Kerr sie an. Sie war groß für eine Menschin und dabei schlank. Ihre Kleidung hatte die Farbe von Granit, und in ihrem braunen Haar zeigten sich graue Strähnen. Noch immer fiel es Kerr schwer, an den Gesichtern von Menschen ihr Alter abzulesen, doch schien sie älter als Sten zu sein, da ihre Haut tiefere Linien aufwies. Besonders ihr Blick nahm ihn gefangen, ihre hellen Augen, die ohne Angst auf Pard und ihm ruhten. Obwohl andere Menschen im Saal standen, konzentrierten sich alle auf diese Frau. Angst schwang in der Luft mit und andere Gerüche, die Kerr begierig einatmete. Von Feuer und Pflanzen und Tierhaut und vielem mehr, was der Troll gar nicht kannte.
»Herrin«, sagte Neagas mit einer tiefen Verbeugung. »Ich bringe Euch Sten cal Dabrân und seine zwei Begleiter.«
Auch Sten verneigte sich, doch Pard nickte nur kurz mit dem Kopf. Ein Anführer zum anderen, dachte Kerr. Unvermittelt erkannte er, dass von ihm auch etwas erwartete wurde, und er hob den Schädel und präsentierte seine Kehle. Ein Raunen ging durch den Saal, das aber von den Worten der Voivodin abgeschnitten wurde: »Willkommen in Teremi, Sten. Die Berichte über deine bevorstehende Ankunft haben einiges Aufsehen erregt.«
»Ich danke Euch für Eure Gastfreundschaft, auch im Namen von Pard und Kerr.«
»Deine Boten haben uns deine Worte übermittelt. Sie kamen in schlechten Zeiten. Es gibt beunruhigende Neuigkeiten.«
»Neuigkeiten?«, fragte Sten. Der Mensch schien nun angespannt zu sein, er beugte sich leicht nach vorn und blickte die Fürstin eindringlich an.
»Wir werden das gleich im Rat besprechen, wo auch deine Begleiter ihr Anliegen vortragen können«, erläuterte Ionna und nickte einem jungen Mann zu ihrer Linken zu, der sein dunkles, lockiges Haar kurz geschnitten trug und eine alberne Verbeugung vollführte.
»Mein Name ist Istran Ohanescu«, stellte er sich vor. Dann zeigte er reihum auf die anderen Menschen und sagte deren Namen, doch Kerr konnte sich die schnelle Abfolge fremder Laute nicht merken, und schon gar nicht die Amtsbezeichnungen, welche diese Menschen trugen, wie Kämmerer oder Stallmeister, die für ihn keine Bedeutung
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