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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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und so langsam, Stück für Stück, mehr und mehr von der Welt unter den Bergen an sich rissen. Immer wieder eroberten die Zwerge neue Tunnel und versperrten alle Zugänge, bis den Trollen wenig anderes übrig blieb, als tiefer hinabzuziehen.
    »Wir sind jetzt in Teres, dem Teil der Stadt, der westlich der Reiba liegt. Das ist ein Fluss aus dem Norden, der durch Teremi fließt. Wir werden eine der sieben Brücken überqueren. Dann laufen wir durch Remis. Einst waren Teres und Remis zwei verschiedene Dörfer, aber sie sind zusammengewachsen. Wir gehen hindurch, bis hin zur Feste, wo Ionna uns empfangen wird«, erläuterte Sten gut gelaunt, während Kerr die vielen Häuser anstarrte. Manche waren groß, andere eher klein, aber alle standen eng beieinander. Manchmal gab es Wege, die zwischen ihnen hindurchführten, doch viele dieser Wege waren für Trolle kaum geeignet. Der Boden war mit Steinen bedeckt; für Kerr fühlte es sich unter seinen blanken Fußsohlen ein wenig wie in seiner Heimat an, doch dabei auch fremdartig glatt und eben. Von überallher drangen fremde Gerüche auf den jungen Troll ein, ungewohnte Geräusche, verwirrende Sinneseindrücke aller Art. Kaum hatte er etwas Interessantes entdeckt, erblickten seine Augen schon etwas Neues, roch seine Nase einen anderen, verlockenden Duft, hörten seine Ohren einen fremdartigen Laut.
    Vor ihm unterhielten sich Sten und Pard über ihre gemeinsamen Erinnerungen an Teremi, über die hier geführten Kämpfe und die Flucht auf dem Fluss. Hier ist Zdam gestorben, erinnerte sich Kerr schlagartig. Hier hat Andas Zorn angefangen, der als Trauer über den Verlust ihres Gefährten begann.
    »Sie hasst euch«, entfuhr es dem jungen Troll, und die anderen drehten sich zu ihm um.
    »Was?«
    »Anda. Sie hasst euch Menschen, wegen Zdams Tod. Wenn sie ihn rächen will, muss sie es hier tun.«
    Ein abwägender Blick von Sten fiel auf Kerr, der diesen ruhig erwiderte. Erst das Schnauben eines der Pferde löste den Bann. Schweigend liefen sie weiter, überquerten eine Brücke, die wie schwerelos in der Luft hing, obwohl sie, wie Kerr ungläubig registrierte, aus massiven Steinquadern gebaut war. Und weiter ging es durch das Gewirr von Straßen und Gassen und den vielen, vielen Menschen, die in der Stadt umherliefen. Obwohl sie den Trollen respektvoll Platz machten, konnte Kerr ihre Neugier und ihre Angst riechen.
    Inzwischen hatte der junge Troll es längst aufgegeben, sich den Weg merken zu wollen, den sie bisher genommen hatten. Unter der Oberfläche gab es immer das beruhigende Schlagen des Herzens, das den Trollen den Weg wies, doch hier, inmitten von gebauten Wegen und Häusern und Hinterhöfen, vernahm er es nur schwach.
    Schließlich kamen sie zu einem großen Platz, der zu einer noch höheren Mauer führte. Hier würden drei Trolle, die auf den Schultern des jeweils anderen standen, nicht bis zur Oberkante der Mauer reichen, stellte Kerr beeindruckt fest.
    »Das ist die Feste Remis«, erklärte Sten. »Einst Zorpads Sitz, aber jetzt regiert Ionna von hier aus das Freie Wlachkis. Es ist eine trutzige Burg, die gut über die Stadt wacht. Sie wurde von Radu erbaut, unserem ersten Kralj.«
    Als der Mensch Kerrs fragenden Blick bemerkte, erläuterte er: »Kralj bedeutet König; ein oberster Anführer. Radu hat auch aus den beiden Dörfern Teres und Remis die Stadt Teremi gemacht. Die Masriden hatten die Feste übernommen, nachdem unser letzter Kralj Tirea in einer Schlacht gegen sie gefallen war.«
    »Aber ist Ionna nicht eure oberste Anführerin?«
    »Ja. Aber sie ist keine Kralja. Sie hat den Titel nicht angenommen, weil noch ein Teil unseres Landes von den Masriden beherrscht wird.«
    »Wieso kann man bei Menschen Anführerin sein, ohne Anführer zu heißen?«
    »Nein, das ist nicht ganz so. Sie ist Voivodin des Sadat und des Mardew. Es gibt bei uns mehr Ränge und Titel als nur Anführer «, erklärte Sten. Er suchte sichtlich nach den richtigen Worten. »So wie Druan und Pard. Einer führt die Trolle im Krieg, der andere an der Oberfläche. Das Land ist zu groß, um es allein zu beherrschen. Man braucht dazu Helfer, die auch ein bisschen zu sagen haben. Wie mich.«
    »Ionna ist wie Pard, und du bist wie Druan?«, vermutete Kerr und sah Sten verwundert an. Der Mensch lachte wieder, nickte aber dazu: »In gewisser Weise schon.«
    Wieder schritten sie durch ein gewaltiges Tor, hinter dem das Licht von Feuern flackerte. Im Hof der Feste standen in regelmäßigen Abständen

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