Die Schlacht der Trolle
verschanzen wir uns dort. Wir leisten Widerstand und fliehen zuletzt.«
»Unsere Handwerker könnten den Tunnel vielleicht so präparieren, dass er hinter uns zusammenstürzt«, schlug Tamár vor.
»Denkt Ihr, dass dieser Plan erfolgversprechender ist, als hier weiter auszuharren?«, fragte Viçinia.
Tamár nickte langsam. »Ich werde mich mit meinen Untergebenen beraten. Ich schätze, sie werden die Weisheit dieses Vorgehens erkennen«, antwortete der Marczeg. Dann sah er die beiden Wlachakinnen ernst an. »Danke.«
Stumm erwiderte Flores seinen Blick, während Viçinia sich verneigte. »Ihr stellt das Wohl Eures Volkes an die erste Stelle. Ihr seid es, der Dank verdient.«
Ohne zu antworten, wandte Tamár sich ab und lief hinab in die Dunkelheit des Turmes. Zum ersten Mal seit langer Zeit lächelte Flores, und Viçinia sagte leise: »Gut!«
»Wir wissen nicht, wie lange wir die Belagerer aufhalten können«, gab Flores zu bedenken, als sie kurze Zeit später wieder zusammentrafen, um die Fluchtpläne zu besprechen. »Tamár, Ihr und ich, wir müssen gemeinsam bei den letzten Kriegern bleiben, um sicherzustellen, dass wir so viel Zeit wie möglich gewinnen.«
»Aber die Menschen, die als Erste durch den Tunnel gehen, brauchen einen Führer«, warf der Marczeg ein. Sein Blick war dabei auf Viçinia gerichtet, doch die junge Bojarin schüttelte den Kopf.
»Sie würden mir, einer Wlachakin, nicht vertrauen.«
Tamárs lautes Lachen erzürnte sie, aber der Masride bemerkte ihren finsteren Blick und sagte: »Verzeihung. Aber Ihr wisst so gut wie ich, dass der größte Teil der Bevölkerung Wlachaken sind. Sie würden Euch vermutlich mehr Vertrauen schenken als jedem anderen, den ich mit ihnen auf den Weg schicken könnte.«
»Ich könnte Euch jedoch auch im Kampf nützlich sein. Zu fliehen, während Ihr um Euer Überleben kämpft, erscheint mir nicht gerecht.«
»Eine Waffe mehr wird uns nicht retten, wenn die Burg fällt. Aber Eure Anwesenheit im Tunnel wird den Menschen Mut machen.«
»Tamár hat recht«, pflichtete die Söldnerin dem Masriden überraschend bei. »Die Menschen brauchen dich. Und dein Überleben ist zu wichtig, um es im Kampf aufs Spiel zu setzen.«
»Und deines nicht?«
»Ich bin nicht die Schwester der neuen Voivodin der Wlachaken. Ich bin nicht die Gesandte am Hofe des Marczegs. Ich kann kein Bündnis aushandeln«, sagte Flores einfach und grinste dann verschwörerisch. »Ich bin nur ein Söldling mit einer scharfen Klinge.«
Wie sehr sie Şten in manchen Momenten gleicht, dachte Viçinia fröstelnd. Wieder einmal überkam sie die Sehnsucht nach der Nähe ihres Mannes mit geradezu schmerzhafter Intensität. Er ist nicht hier, ermahnte sie sich selbst. Und wenn ich ihn je wiedersehen will, dann müssen wir alle die richtigen Entscheidungen treffen. Es stimmte, was Tamár und Flores sagten: Die einfachen Leute waren vor Angst außer sich. Ein Marsch durch die Nacht, verfolgt von Laszlárs Truppen, würde ihnen viel abverlangen.
»Gut. Ihr habt mich überzeugt«, verkündete sie ruhig.
Gemeinsam stiegen sie in den Hof hinab, wo Tamár Anweisungen für die Wachen gab. Überall lagen Soldaten, die vor Erschöpfung einfach dort zusammengesunken waren, wo sie gestanden hatten. Im Turm weinte ein Baby, aber ansonsten war es ruhig. Auch die Stadt lag still da. Es schien, als würde alles nur auf den Morgen warten, als gälte es jetzt nur, die Zeit zwischen einem Kampf und dem nächsten zu überbrücken. Dabei hatten im Inneren der Burg bereits die Vorbereitungen für die Flucht begonnen. Während Handwerker die Arbeit am Tunnel angefangen hatten, versammelten sich die Menschen im großen Saal der Feste. Viele Einwohner der Stadt waren schon beim ersten Gerücht des bevorstehenden Angriffs geflohen, andere waren jedoch lieber geblieben. All jene, die den Schutz der Feste Zvaren gesucht hatten, würden nun Viçinia folgen.
»Sanyás vom Albus Sunas wird Euch begleiten«, unterrichtete sie der junge Marczeg.
Viçinia kommentierte diese Nachricht mit einem knappen Nicken. »Wie weit sind die Vorbereitungen gediehen?«
»Sobald Ihr genug Vorräte habt, könnt Ihr aufbrechen. Je eher Ihr geht, desto besser.«
»Wir schlagen uns nach Westen durch. Vermutlich werdet Ihr uns einholen, bevor wir den Ylt erreichen. Wenn nicht, werde ich versuchen, mit dem Zug überzusetzen.«
»Gut. Folgt mir«, bat Tamár. Er sah Viçinia mit einem Blick an, den sie nur schwer deuten konnte. Lag Dankbarkeit
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