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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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darin? Oder eher Erleichterung?
    Flores blieb zurück, und die Bojarin nickte ihr zu. »Pass auf dich auf« formten ihre Lippen, ohne es laut zu sagen.
    »Sichere Wege«, entgegnete die Kämpferin ernst.
    Der Masride führte die junge Adlige in den Saal der Feste, der von einigen Fackeln erhellt wurde. Hunderte von bleichen Gesichtern wandten sich ihnen zu, als sie durch die große Tür traten. In den Augen vieler sah Viçinia Tränen schimmern, und Furcht hing fast greifbar in der stickigen Luft.
    »Hört mich an«, rief Tamár laut. »Dies ist Viçinia cal Sares, Bojarin und Schwester der Löwin von Désa. Sie wird euch führen, gemeinsam mit Sanyás. Ihr müsst bald aufbrechen, um den Schutz der Nacht auszunutzen, also sammelt euer Hab und Gut und dann folgt den beiden, ohne zu zögern.«
    Hier und da ertönte ein Schluchzen in der Menge. Die vielen Blicke, die auf sie gerichtet waren, ließen Viçinia unsicher werden. Die Ereignisse der letzten Tage hatten sie ebenso überrumpelt wie diese Menschen hier, und sie sah der übereilten Flucht nicht minder bedrückt entgegen. Doch sie hatte eine wichtige Aufgabe. Eure Anwesenheit wird den Menschen Mut machen. Deshalb riss sie sich zusammen und lächelte, bevor sie mit fester Stimme sagte: »Wir werden weit laufen, also nehmt nur mit, was ihr tragen könnt. Reichtümer werden euch nichts nützen, Nahrung und Wasser schon. Wir brauchen Freiwillige, die Verwundete und Schwache tragen.« Mit diesen Worten begann Viçinia durch die Reihen zu schreiten und Anordnungen zu treffen. Gib den Menschen zu tun, lass sie ihre Angst vergessen.
    »Bojarin?«, fragte ein schlanker Mann mit leicht ergrautem blondem Haar, der die Ordenstracht des Albus Sunas trug. Selbst im flackernden Licht der Fackeln erkannte die Wlachakin, dass die Flecken auf dem weißen Stoff kein gewöhnlicher Schmutz, sondern Blut waren. Wie das so vieler anderer, zeigte auch das Gesicht des Sonnenmagiers eine tiefe Erschöpfung, doch seine Augen wirkten wach und lebendig.
    »Ihr müsst Sanyás sein«, vermutete Viçinia, und der Masride nickte bescheiden. »Wir müssen uns besprechen.«
    Ein Blick über die Schulter zeigte Viçinia, dass Tamár den Saal wieder verlassen hatte. Langsam kam Bewegung in die Menge, als die Ersten ihre Aufgaben angingen. Wer von uns hat das leichtere Los?, fragte sich die Wlachakin im Stillen. Diejenigen, die zurückbleiben und kämpfen, oder wir? Bevor sie sich die Frage jedoch beantworten konnte, begann Sanyás: »Wir haben kaum Bahren für die Verwundeten und Kranken. Es wird schwer werden, alle mitzunehmen. Wir haben sämtliche Handkarren in der Burg zusammengesucht. Ich hoffe nur, dass es uns überhaupt gelingt, sie durch den Fluchttunnel zu ziehen.«
    »Wieso? Ist der Tunnel zu schmal?«
    »Nein. Aber er steht unter Wasser, möglicherweise fast kniehoch. Der Boden besteht aus Stein und Erde. Genauer gesagt: Schlamm.«
    »Zur Not gehen wir ohne die Karren.«
    Der Priester nickte grimmig. »Ihr seid die Schwester von Ionna cal Sares?«, fragte er dann.
    Unwillkürlich versteifte sich Viçinia, doch ihre Miene blieb ausdruckslos.
    »Ja.«
    »Ich habe gehört, dass sie ihre Hand schützend über diejenigen Priester meines Ordens hält, die auf ihren Ländereien geblieben sind.«
    Vorsichtig nickte die Wlachakin. Trotz der Ankündigung Ionnas, dem Albus Sunas seine Tempel zu lassen und die Vertreter des Glaubens nicht zu verfolgen, hatte es mehrere schwere Zusammenstöße zwischen Sonnenmagiern und Rebellen gegeben. Viele Priester waren geflohen, andere hatten den Tod durch die Hand von Wlachaken gefunden.
    »Nach allem, was ich gehört habe, ist dies ein wahres Wunder. Wenn die Gerüchte aus Starig Jazek stimmen …«
    Die Stimme des Sonnenpriesters verklang, ohne den Satz zu beenden. Viçinia selbst war nie in dem Kloster gewesen, doch Sten hatte ihr davon berichtet. Dort hatten die Zorpad treu ergebenen Magier des Albus Sunas dunkle Rituale durchgeführt und unwissentlich weit mehr als nur ihren eigenen Glauben aufs Spiel gesetzt.
    »Die Gerüchte sind wahr, Sanyás. In Starig Jazek hat Euer Orden seinen Pfad aus den Augen verloren und die Urkraft des Landes selbst erschüttert, und das alles nur, um Zorpad einen Vorteil im Kampf gegen uns zu verschaffen.«
    »Ich hoffe, Ihr versteht, dass dies nicht im Sinne meines Ordens geschah, sondern das Werk Einzelner war.«
    »Wenn Ionna etwas anderes annehmen würde, dann wäre ihr Urteil über Euren Orden gewiss anders

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