Die Schlacht um den Planet der Affen
Kleidern steckten, die sie selbst vor einer halben Generation ihren Affensklaven zugeteilt hatten.
Aldo ritt an einen offenen Schuppen, stieg ab und warf die Zügel einem Mann zu, der sie auffing und sich um das Pferd kümmerte. Es war gut, daß Affen die Herren waren – aber sie waren mit ihren Sklaven nicht fest genug. Ihre Kinder spielten mit denen der Menschen unter den Bäumen, saßen auf ihnen, warfen ihnen Gegenstände zum Fangen zu und behandelten sie freundschaftlich, zuweilen sogar mit der Zärtlichkeit, die man für seinesgleichen empfindet. Das war falsch; es lehrte die Affenkinder, mit Menschen nachsichtig und unnötig vertraulich zu sein. Es mochte sie sogar dahin bringen, daß sie Menschen liebten. Der Gedanke machte Aldo noch verdrießlicher. Er wanderte die Straße entlang und zu einem Gebäude am Boden unter den Bäumen. Es war die Schule. Aldo betrachtete sie mit Mißtrauen und Abneigung.
Der Innenraum war groß genug, daß zwei Klassen gleichzeitig unterrichtet werden konnten, ohne daß sie sich gegenseitig störten – es sei denn, die vielstimmigen Übungen steigerten sich, wie es gelegentlich geschah, zu lärmendem Durcheinander.
In einer Klasse lehrte ein ernster, aber liebenswürdiger bebrillter Mann eine aus zwei Gruppen bestehende Klasse Lesen und Schreiben: vorn saßen junge Schimpansen und Orang-Utans der entwickelten Form, und hinter ihnen waren die rückständigen Gorillas, junge und alte durcheinander. Die Erwachsenen schauten mißmutig und widerspenstig drein.
Die andere Klasse war eher eine Art Seminar. Drei heranwachsende Primaten saßen zu Füßen eines Orang-Utans namens Virgil. Virgil war ein intellektuelles Wunder, dessen geistreiche und gewandte Sprache kaum mit dem Flug seiner bemerkenswerten Gedanken Schritt halten konnte.
Der Lehrer – er wurde nur bei diesem Namen genannt – und Virgil waren mit zugeschnittenen Brocken aus Kreidestein ausgerüstet, mit denen sie auf zwei narbenbedeckte alte Wandtafeln schrieben, die aus der toten Stadt geborgen worden waren. Ihre Schüler schrieben mit Holzkohle auf Pergament oder präparierte Pflanzenblätter. Wenn es noch Bleistifte, Federhalter und Papier gab, so waren sie der Elite vorbehalten.
Aldo betrachtete die Szene mit unverhohlenem Ärger, besonders die Klasse mit dem menschlichen Lehrer. Dieser hatte gerade den Satz: »Niemals soll ein Affe einen anderen töten« an die Wandtafel geschrieben. Die jugendlichen Schüler waren aufmerksam bei der Sache, doch die erwachsenen Gorillas zeigten sich unruhig und murmelten untereinander.
Der Lehrer wandte sich an einen von ihnen und sagte: »Lies uns vor, was ich geschrieben habe.«
Der Angeredete schwieg und starrte verständnislos vom Lehrer zur Tafel und zurück. Der Lehrer seufzte, dann fragte er: »Wer kann es mir sagen?«
Prompt und im Chor kam die Antwort von den vorderen Reihen.
Aldo betrat zögernd den Raum und blieb neben seinem gewohnten Platz stehen. Bei seinem Eintreten wurde die Klasse still. Aldo beäugte den Lehrer und knurrte: »Dürfen Affen Menschen töten?«
Aus dem Hintergrund des Raumes kamen zustimmende Antworten und beifälliges Gemurmel. Als es wieder ruhig wurde, sagte der Lehrer kühl, ohne auf die Frage einzugehen: »Du kommst spät, General Aldo. Leider nicht zum erstenmal.« Er schrieb etwas in ein zerknautschtes Notizbuch.
»Was schreibst du da?« verlangte Aldo zu wissen.
Der Lehrer hielt ihm das Notizbuch hin. »Komm und lies es. Am besten laut, damit alle etwas davon haben.«
»Fällt mir nicht ein«, sagte Aldo verdrießlich.
»Du willst es nicht lesen«, sagte der Lehrer nicht unfreundlich, »weil du es nicht lesen kannst. Und du kannst es nicht lesen, weil du nicht lernen willst.« Er schloß das Buch. »Und es ist meine Pflicht, Cäsar davon zu unterrichten.«
Die Erwähnung des Namens veranlaßte Aldo, auf die zornige Entgegnung zu verzichten, die ihm auf der Zunge lag, aber sie brachte einen aufgeweckten jungen Schimpansen auf die Beine. Er sagte sehnsüchtig: »Wäre mein Vater ein Gorilla, würden wir alle Reiten statt Lesen lernen.«
Alle brüllten und jubelten anerkennend. Der Lehrer lächelte freundlich. »Cornelius«, sagte er zu dem Jungen, »vergiß nicht, daß du Cäsars Sohn und Nachfolger bist. Ein guter Reiter macht noch nicht einen guten Herrscher.« Nach einem Moment fügte er in trockenem Humor hinzu: »Allerdings scheint es in der Geschichte der Menschheit ziemlich viele Herrscher gegeben zu haben, die das erstere
Weitere Kostenlose Bücher