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Die schlafende Armee

Die schlafende Armee

Titel: Die schlafende Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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blieb Felss plötzlich stehen und deutete mit ausgestrecktem Arm und ungläubig aufgerissenen Augen auf eine der heruntergekommenen Gestalten, die sich zwischen den vibrierenden Eierkokons auf dem Boden bewegte. »Roland!« rief er überrascht aus. »Das ist Roland, Herr Leutnant! Sehen Sie doch!« Hartmanns Blick folgte dem ausgestreckten Arm des jungen Soldaten. Einen Moment lang sah er die verdreckte Gestalt stirnrunzelnd an, auf die Felss deutete, dann schüttelte er den Kopf. »Nein«, antwortete er. »Das ist er nicht. Sie täuschen sich.« »Aber...« »Sie irren sich, Felss«, sagte Hartmann noch einmal mit harter Stimme, so daß Felss nicht wagte, ihm zu widersprechen. Aber Charity fühlte, daß Hartmann log. Auch er hatte den Mann erkannt, auf den Felss gedeutet hatte. Während sie weitergingen, betrachtete sie die schlanke Gestalt aufmerksam. Der Mann unterschied sich nicht von den anderen Jared. Auch sein Haar war lang und verfilzt, auch sein Gesicht war fast völlig unter einem struppigen Bart verschwunden, und auch er war in Fetzen gekleidet, allerdings in die Fetzen einer hellgrünen Uniform. Sein Blick aber war leer, und in seinen Augen war kein Erkennen, als er aufsah und die vorübergehende Gruppe musterte. Charity atmete erleichtert auf, als sie das Kirchenschiff durchquert hatten und einen kleineren Raum betraten. Wozu er einmal gedient hatte, war nicht mehr festzustellen, denn seine gesamte Einrichtung war entfernt worden. Die Wände waren völlig unter einem Muster aus rankenden Pflanzen und den gleichen, grauschwarzen Fäden verborgen, die auch das Netz der Ameisenkönigin bildeten. Als Charity versehentlich einen dieser Stränge berührte, stellte sie überrascht fest, daß er sich warm und lebendig anfühlte, obwohl er schleimig und kalt aussah. Als sie den Raum durch eine rückwärtige Tür wieder verlassen wollten, sah sie etwas, das sie abermals entsetzt stehenbleiben ließ. In einem Winkel neben der Tür lag eine Gestalt: ein gewöhnlicher Jared mit Armen und Schultern, doch von den Hüften abwärts begann sich sein Körper zu verändern. Seine Haut war rissig und hart geworden, wie schwarzes Hörn, das unter Hammerschlägen zerborsten war. Aus seiner rechten Hüfte wuchs ein dicker, pulsierender Strang, der mit dem lebenden Netz an den Wänden verbunden war, und seine Unterschenkel waren vollständig unter der grauen, pulsierenden Masse verschwunden. Neben ihr schlug Hartmann entsetzt die Hand vor den Mund. Er begann krampfhaft zu schlucken, als kämpfe er mit aller Macht dagegen an, sich übergeben zu müssen. Felss stieß einen würgenden Laut aus und drehte sich mit einem Ruck um, und selbst Skudder fuhr zusammen und erblaßte. Nur Gurk und Helen zeigten keine sichtbare Reaktion. »Gott im Himmel!« stieß Hartmann schließlich hervor. »Was ... was ist hier passiert?« »Es ist nicht das, was ... ihr glaubt«, antwortete Gyell, wobei er aber nicht Hartmann, sondern Charity ansah. Er machte eine einladende Geste auf die Tür hinter sich. »Kommt mit. Dann werdet ihr ... begreifen.« Hartmann starrte den Jared aus Augen an, die dunkel vor Entsetzen waren. Seine Lippen zitterten, aber seine Stimme versagte; er brachte nur einen krächzenden, unverständlichen Laut hervor. Zitternd hob er die Hand und deutete auf die halb eingesponnene, reglose Gestalt zu seinen Füßen. »Ihr ... verdammten ... Bestien!« stieß er mühsam hervor. »Was habt ihr mit meinen Männern gemacht? Was habt ihr ihnen angetan?« »Nichts«, antwortete Gyell ruhig. »Du...« Plötzlich schrie Hartmann auf, prallte zwei Schritte zurück und versuchte, die Waffe von seiner Schulter zu zerren. Kyle schlug ihm mit einer blitzschnellen Bewegung die Hand herunter, doch Lehmann stürzte sich mit einem wütenden Schrei vor, um seinem Vorgesetzten zu Hilfe zu kommen. Kyle machte eine blitzschnelle Bewegung, und Lehmann schien wie von Zauberhand den Boden unter den Füßen zu verlieren und segelte in hohem Bogen durch den Raum, ehe er mit furchtbarer Wucht gegen die gegenüberliegende Wand prallte. Noch bevor er zu Boden sank, hatte Skudder seine Waffe gezogen und richtete sie drohend auf Felss. »Bitte, Hartmann«, sagte Charity beschwörend. »Seien Sie vernünftig!« Hartmanns Blick wanderte unstet zwischen ihr, der reglosen Gestalt auf dem Boden und dem Jared hin und her. Seine Augen flackerten vor Entsetzen, und er zitterte am ganzen Leib. Aber er versuchte nicht noch einmal, seine Waffe zu

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