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Die schlafende Armee

Die schlafende Armee

Titel: Die schlafende Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ihn an. »Was habt ihr mit ihr gemacht?« Der Jared hob den Arm und schob Kyles Hand mit erstaunlicher Kraft beiseite. »Jetzt nicht«, sagte er. Er wollte sich wieder herumdrehen, aber Kyle ergriff ihn so fest am Arm, daß jeder andere vor Schmerz aufgeschrien hätte. In Gyells Gesicht zuckte nicht einmal ein Muskel. »Du wirst mir jetzt sofort...« Gyell berührte ihn beinahe sanft an der Schulter, und ein furchtbarer Schmerz schoß durch Kyles Körper und ließ ihn mit einem Schrei zurücktaumeln. Hilflos sank er zu Boden und kämpfte einen Moment lang mit verzweifelter Kraft gegen die dunklen Schleier, die vor seinen Augen tanzten und sein Bewußtsein verschlingen wollten. Gyells Gestalt begann vor seinen Augen zu verschwimmen, als er den Kopf hob. »Wir werden für das Mädchen tun, was getan werden muß« sagte Gyell ruhig. »Aber nicht jetzt. Die Königin stirbt.« »Ich weiß«, stöhnte Kyle. »Aber was hat das mit...« »Wenn sie stirbt, sterben auch wir«, sagte Gyell. Kyle blickte ihn verwirrt an. i»Und auch das Mädchen«, fügte der Jared hinzu. Während der Jared sich herumdrehte und mit ruhigen Schritten zu seinen Brüdern zurückging, plagte sich Kyle taumelnd in die Höhe. In seinem Kopf drehte sich noch immer alles, und er hatte das Gefühl, daß seine Knie das Gewicht seines Körpers kaum zu tragen vermochten. »Was ist passiert?« fragte Gurk aufgeregt, während er abwechselnd ihn und den Jared anstarrte. »Ich habe keine Ahnung«, murmelte Kyle. Selbst das Sprechen fiel ihm schwer. Kein Schmerz lähmte ihn, sondern vielmehr das Gefühl von Schwäche. Es war, als hätte der Jared ihm etwas von seiner Lebenskraft geraubt. »Was ist los mit dir?« wiederholte Gurk seine Frage. Als er auch diesmal keine Antwort bekam, legte er den Kopf in den Nacken und blinzelte nachdenklich zu Kyle empor. »Anscheinend bist du doch nicht ganz so unverwundbar, wie ich dachte.« »Möglich«, antwortete Kyle einsilbig. Wieder suchte sein Blick den Inspektor. Die riesenhafte, weiße Ameise war näher gekommen und starrte ihn noch immer unverwandt an. Neben den zahllosen Arbeiterinnen, die das zerstörte Kirchenschiff nach Eiern durchsuchten, die den Angriff überlebt hatten, gewahrte Kyle jetzt ein gutes Dutzend Soldaten. Die meisten waren mit Lasergewehren bewaffnet, aber einige trugen auch die kleinen, plump aussehenden Strahlenpistolen, von denen Kyle eine in Paris erbeutet hatte. Ein Schuß aus dieser Waffe würde auch ihn töten. »Es scheint allmählich brenzlig zu werden«, sagte Gurk neben ihm. Auch er hatte die Soldaten bemerkt. »Ergeben wir uns, oder gehen wir mit fliegenden Fahnen unter?« fragte er spöttisch. Kyle antwortete nicht. Er hatte das sichere Gefühl, das alles, was jetzt geschah, längst nicht mehr in ihrer Entscheidung lag. Daß die Soldaten ihn bisher nicht angegriffen hatten, lag wahrscheinlich einzig an der gefährlichen Nähe der Königin, in der sie sich aufhielten. Ein einziger fehlgeleiteter Schuß könnte die Kreatur töten. Unsicher sah Kyle sich nach Gyell um. Der Jared und ein Dutzend seiner Brüder näherten sich vorsichtig der tobenden Königin. Anders als zuvor den Ameisen gestattete sie es ihnen, nahe an sie heranzutreten. Kyle beobachtete mit einer Mischung aus Verwirrung und Faszination, wie die Jared einen Halbkreis um den riesenhaften Kopf des gigantischen Insekts bildeten. Ihre Hände vollführten langsame beschwörende Bewegungen, und Kyle glaubte, ein monotones Summen zu hören. »Was tun sie da?« flüsterte Gurk. Kyle achtete nicht auf den Gnom. Auch ihn verwirrte das Tun der Jared zutiefst - aber er glaubte zumindest zu wissen, was die sonderbaren Jared da taten. Zehn Minuten vergingen, in denen Gyell und die anderen einfach reglos da standen, mit den Händen Muster in die Luft zeichneten und dieses unmelodische Summen von sich gaben. Das Toben der Königin beruhigte sich allmählich, aber ihr gigantischer Leib zuckte noch immer vor Schmerz, und der Blick ihrer riesigen Augen wurde trüb. Schließlich ließen die Jared einer nach dem anderen erschöpft die Arme sinken. Einige brachen kraftlos dort zusammen, einige andere taumelten noch ein paar Schritte zurück, ehe sie sich müde auf den Boden setzten. Auch Gyell wankte mit erschöpften Bewegungen zur Seite und griff blind und haltsuchend um sich. Kyle war mit einem Satz bei ihm und fing ihn auf, ehe er zusammenbrechen konnte. Instinktiv wartete er auf den gleichen, grausamen Schmerz, den er

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