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Die schlafende Stadt

Die schlafende Stadt

Titel: Die schlafende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Steiner
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schwarzgekleidete Gestalten. Darius hatte sie nicht kommen sehen. Sie kamen von beiden Seiten. Er fühlte sich plötzlich an den Armen gepackt. Er wurde emporgerissen. Das Bild mit den Frauen verschwand. Wirr sah er die Kerzen um das Wasser, dann das Bodenmosaik, das ihm bislang noch gar nicht aufgefallen war. Ein kräftiger Arm hatte sich wie eine Schraubzwinge von hinten um seinen Hals gewunden. Dann drückte ihm jemand etwas ins Gesicht, das ein beißendes Gefühl in seinem Rachen, in seiner Kehle verursachte, und seinen ganzen Körper vergiftete.
    „Beeil dich!“ zischte eine Stimme, „nimm noch mehr, wenn es nicht reicht!“
    Es war Uriels Stimme.
    Darius wollte etwas sagen, aber seine Stimme versagte. Sein Mund produzierte stattdessen ein würgendes Krächzen. Schwindel ergriff ihn, und sein Blick wurde verschwommen. Er versuchte noch eine Bewegung der Abwehr, aber er brachte nur ein schlaffes Zucken seiner Hand zustande. Er war nun vollständig gelähmt. Dann fühlte er seine Füße emporgehoben und eine angsteinflößende Schwäche, die seinen Körper durchflutete. So als entweiche jegliche Kraft. Er fühlte sich plötzlich wie ein Lufthauch, der verwehte.
    „Verdammt! Er regt sich noch immer!“ wisperte Uriel.
    „Er ist gleich hinüber!“ raunte eine andere Stimme.
    Das letzte, was Darius sah, war die Öffnung im Zentrum der Tempelkuppel. Dort schimmerten die Sterne des Firmaments zu ihm. Es war ihm, als blinzelten sie ihm zu.

Oh Danny boy, the pipes, the pipes are calling
From glen to glen, and down the mountain side
The summer's gone, and all the flowers are dying
'Tis you, 'tis you must go and I must bide.

But come ye back when summer's in the meadow
Or when the valley's hushed and white with snow
'Tis I'll be here in sunshine or in shadow
Oh Danny boy, oh Danny boy, I love you so.

And if you come, when all the flowers are dying
And I am dead, as dead I well may be
You'll come and find the place where I am lying
And kneel and say an "Ave" there for me.

And I shall hear, tho' soft you tread above me
And all my dreams will warm and sweeter be
If you'll not fail to tell me that you love me
So I can sleep in peace until you come to me.
    Trad. Irisch

    W alter war etwas dämlich, aber ein richtig guter Kerl. Er war so dermaßen naiv, dass man ihn gut verarschen konnte, dass so ziemlich jeder dies auch tat. Walter wurde noch nicht einmal böse. Oft lachte er sogar selber, wenn er wieder einmal jemandem auf den Leim gegangen war. Seine dicken Hängebacken wurden dann etwas röter als sie es ohnehin schon immer waren. Manchmal schauten seine treuen blassblauen Augen dann etwas traurig.
    Einmal, ein einziges Mal hatte Anton ihn wütend gesehen. Eckhart hatte einen blöden Witz über seine Mutter gemacht. Da merkte auf einmal jeder, dass auch Walter da keinen Spaß verstand. Ganz gegen seine sonstige Art war er sehr ernst geworden und hatte, womöglich zu seiner eigenen Überraschung, scharf und gefährlich ruhig zu Eckhart gesagt: „Wenn du das noch mal sagst, bist du tot!“
    Er muss selbst daran dann ordentlich geknabbert haben. Einmal zwischendurch hatte er Anton mit großen, angstvollen Augen in einer stillen Minute angesprochen und besorgt gefragt, ob das sehr schlimm gewesen sei, was er da gesagt hatte. Es schien fast so, als fürchte er, jetzt unwiderruflich in die Hölle zu kommen.
    Walter liebte seine Mutter, obwohl sie schon lange tot war. Trotz seines weichen Wesens war er sehr tüchtig, bei seiner Arbeit als Bäckergeselle wie jetzt hier bei den Kameraden. Selbst in der Uniform sah er eher aus, als wolle er selbst für die Feinde lieber Brötchen backen als sie zu erschießen.
    Aber das wollte er ohnehin nicht. Er war ein überaus friedfertiger Mensch. Außerdem hatte er viel zu viel Angst, mehr, als er je in seinem zwanzigjährigen Leben gehabt hatte. Nachdem der allererste Angriff vorüber war, hockte er nur zitternd und schluchzend in einer Ecke, seine Hose nass von Urin, während Anton es noch gelang, lediglich mit Brechreiz und schlotternden Knien auszuhalten.
    „Der flennt! Guck’ dir die Memme an! Der flennt wie ein Baby! Und in die Hose gepisst hat er sich auch noch! Ich krieg’ das Kotzen!“
    Ecki war eigentlich gar nicht so ein übler Kerl, aber er konnte es einfach nicht ertragen, dass jemand die Hosen so derartig voll hatte wie er es bei sich selbst die ganze Zeit über zu verdrängen versuchte. Er war lang und schlaksig, hatte eine Nase groß wie eine

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