Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schlafende Stadt

Die schlafende Stadt

Titel: Die schlafende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Steiner
Vom Netzwerk:
zückte.
    Er schlug ihm die Schachtel aus der Hand. Die Zigaretten verteilten sich alle auf dem Bürgersteig.
    Roger starrte ihn mehr erstaunt als empört an. Sein kleiner Mund stand offen und ließ einen Speichelfaden hängen. Dann kniete er sich hin und begann, die weißen Stängel einzusammeln.
    Robins Absatz trat so heftig auf seine Hand, dass Roger den stumpfen, pochenden Schmerz erst nach einigen Sekunden fühlte. Er stieß einen Schmerzensschrei aus.
    „Aaaaah! Du verfluchter Arsch! Aaaaaahhh!“
    Die Hand schwoll bereits an. Entsetzt bemerkte Roger, dass er seine Finger nicht mehr richtig bewegen konnte. Außer dem Daumen spürte er bei jedem Finger einen stechenden Schmerz, der sich bis in den Ellenbogen fortsetzte.
    „Halt die Fresse!“ zischte Robin. Dieser unsägliche Schwachkopf machte ihm jetzt auch noch Ärger.
    Roger hörte aber nicht auf zu schreien und hielt zitternd seine misshandelte Hand.
    „Du sollst still sein!“
    Robin wurde jetzt sichtlich nervös. Unruhig sah er sich um. Es war dunkel, kein Mensch war auf der Straße. Die Klinik lag um die Ecke, niemand hatte sie gesehen. Das könnte sich bei dem Gejaule aber bald ändern.
    Er versetzte Roger einen kräftigen Tritt in den Magen.
    Das Geschrei erstarb auf der Stelle. Roger gab einen rülpsenden Laut von sich. Dann rang er nach Luft. Gekrümmt vor Schmerz wälzte er sich auf dem Boden.
    „So. Jetzt sind wir wieder ganz brav. Würde ich dir zumindest raten. Sonst gibt’s Haue.“
    Robin war jetzt wieder ruhiger. Er bemerkte, dass es ihm Vergnügen bereitete, jemanden in seine angestammte Position zurückzustauchen. So war die Welt wieder gerecht.
    „Du Schwein“, würgte Roger, „du hast mir die Hand zerquetscht!“
    „Stell dich nicht so an“, sagte Robin betont gelangweilt. „Du wirst dich jetzt bei mir entschuldigen.“
    „Ich ruf die Polizei!“ heulte Roger jetzt. Er hatte begonnen, sich ängstlich von Robin fortzubewegen. Ein dicker Tropfen Nasenschleim lief ihm über den Oberkiefer.
    „Das wirst du schön bleiben lassen!“
    Robin wurde schlagartig klar, dass dieses minderwertige Etwas ihm tatsächlich Schwierigkeiten machen könnte.
    „Auuuh!“
    Robin hatte Roger an den Haaren gepackt und riss ihn zu sich.
    ‚Mein Gott, ist der Kerl hässlich!‘ ging ihm durch den Kopf, als er Rogers angstverzerrtes Gesicht sah. Die aufgerissenen Glubschaugen wirkten jetzt wie Untertassen. Robin holte aus und verpasste dieser ekelhaften Visage eine Reihe von schallenden Ohrfeigen.
    „So, das passiert, wenn du nicht artig bist!“
    Roger schrie. Er brüllte laut um Hilfe und hob abwehrend seine dünngliedrigen Hände.
    „Du sollst still sein!“ herrschte Robin ihn an. Er holte weit aus und donnerte seinen beringten Finger mit aller Kraft gegen Robins kreischende Schnute.
    Rogers Stimme erstarb gurgelnd. Das Blut spritzte. Er spürte, wie sich gleich mehrere seiner Zähne in seine Mundhöhle hineinbogen. Ein hoher Ton entrang sich seiner durch Todesangst zugeschnürten Kehle.
    Der nächste Schlag brach ihm die lange Nase. Er hörte es richtig krachen. Der klopfende Schmerz breitete sich über seine geschwollene Unterlippe aus bis zu seinem Nasenrücken. Mit jeder Sekunde wurde er stärker. Er wimmerte.
    Robin war jetzt richtig in Fahrt. Jetzt, wo das Blut Rogers ganzes Gesicht verschmierte, sah er noch hässlicher aus. Was für ein stinkendes Stück Abfall. Dieses ekelhafte Ding wagte es, ihm, Robin aufsässig zu kommen? Ihm gar zu drohen? Dieser widerwärtige Schleimbolzen war doch allen Ernstes der Meinung, er sei seinesgleichen!
    In rasender Wut drosch er auf Roger ein. Mann, war dieses ganze Blut eklig, das dieser Knochenkopf verspritzte! War der Kerl hässlich! Was für eine niedere Kreatur!
    Roger hatte sich schon eine ganze Weile nicht mehr gerührt, als Robin ihm noch einen wonnevollen Tritt in die Eier versetzte. Jetzt war er endlich still, wirklich sehr, sehr still.
    Robin war ganz außer Atem. Er war ganz berauscht von seiner Kraft. Mann, hatte er es dem gezeigt!
    Ein etwas genauerer Blick auf den reglosen, blutenden Körper ließ eine furchtbare Ahnung in ihm aufsteigen.
    Er packte Roger am Kragen. Er war schlaff und leblos. Seine Augen glotzten unverwandt in die Ferne.
    „Hey, mach’ keinen Scheiß!“
    Robin wusste bereits, dass das überflüssig war. Es war lediglich der Ausdruck seines Wunsches, dies alles möge gar nicht wahr sein.
    Kein Zweifel, er war tot. Roger war tot. Sein Gesicht bestand fast nur noch aus

Weitere Kostenlose Bücher