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Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag

Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Arthur das Wesen anstarrte.
    Unter den Silberaugen hatte es auch einen Mund; einen Mund, in dem es ebenfalls silbrig glänzte, entweder von Zähnen oder von etwas anderem, was der Schlund dieses Dings beherbergte.
    »Ein Nichtling!«, rief Susi aus. Sie versuchte, das Kupferrohr aus ihrem Gürtel zu ziehen, während sie gleichzeitig den Kampf mit ihren Flügeln fortsetzte, musste dieses Vorhaben allerdings aufgeben, als sie gegen die Decke prallte.
    »Ich bin kein Nichtling!«, protestierte der Klumpen. »Ich kann euch helfen!«
    »Ich werde dir gleich helfen«, murmelte Susi. Sie hatte es wieder auf die Ellbogen geschafft und versuchte, etwas unter ihrer Schürze hervorzuziehen. Wahrscheinlich ihr Messer.
    Arthur wusste nicht, was sie vorhatte, aber dieser rußverkrustete haarige Klumpen hatte seine Neugierde geweckt.
    »Susi, warte!«
    Er war einen Moment still, um den nächsten Flügelschlag abzuwarten, dann wandte er sich an das Ding.
    »Wenn du kein Nichtling bist, was bist du dann?«
    Der rußige Haarball sprach hastig, als ob er Arthur unbedingt von seiner Geschichte überzeugen wollte. Während er redete, entrollte er sich langsam und war bald weniger ein Ball als vielmehr eine behaarte, rußige Nacktschnecke. Eine sehr große behaarte, rußige Nacktschnecke.
    »Vor mehr als neuntausend Jahren war ich eine der Augenbrauen des Grimmigen Dienstag, bis ich durch eine Nichtsexplosion von seiner Stirn gerissen wurde, dort unten in den ersten, dunklen Schürfen der Grube. Dort lag ich jahrhundertelang einsam im Nichts. Langsam verwandelten mich die Ausdünstungen des Nichts, und aus mir wurde ein lebendiges denkendes Wesen. Weder ein von der Architektin erschaffener Bürger noch ein aus dem Nichts geborener Nichtling. Letztere verachten mich, so wie Erstere mich fürchten, und beide suchen mich bei jeder Gelegenheit zu erschlagen.«
    Susi und Arthur sahen erst sich an und dann wieder die haarige Nacktschnecke. Sie ähnelte tatsächlich einer viel zu groß gewachsenen, belebten Augenbraue. Ein langer, haariger Halbmond, getränkt in Ruß. Unter dem Starren der beiden wich sie ein Stück zurück, wobei sie sich wie eine Schlange seitwärts wand und leise schmatzende Geräusche erzeugte.
    »Ich bin trotz allem auf Grimmigen Dienstag abgestimmt«, erklärte die pelzige Schlange. »Ich weiß einiges, was in seinem Kopf vor sich geht, und kenne ein paar seiner Geheimnisse.«
    »Es sieht wirklich wie eine riesige Augenbraue aus«, sagte Susi zögernd. »Und in der Nähe von größeren Nichtsmengen geschehen seltsame Dinge.«
    »Was machst du hier oben?«, wollte Arthur wissen. Er wünschte, er könnte den Atlas zu Rate ziehen und diese … Augenbraue überprüfen, aber in seiner gegenwärtigen Lage war das zu schwierig.
    »Ich habe versucht, in den Schatzturm zu gelangen«, antwortete das Wesen. »Ich muss die Schätze in meiner Nähe haben; ich will das Gewicht des Goldes spüren, in dem Licht baden, das die Gemälde reflektieren, will die Statuen umarmen. Sobald ich einmal drin bin, werde ich den Turm nie mehr verlassen! Das ist alles, was ich will – in den Schatzturm gelangen!«
    »Aber wenn du es selbst schon nicht hineinschaffst, wie willst du dann uns helfen?«, fragte Arthur.
    »Ich allein kann nicht hinein«, erwiderte das haarige Wesen, »aber ich kann euch dabei helfen, und dann könnt ihr mir helfen. Ich habe zum Beispiel einen Diamanten, um das Glas durchzuschneiden.«
    »Dann zeig ihn uns mal«, forderte Susi ihn auf.
    Das Geschöpf wand sich hin und her, wobei es unangenehm schmatzende Geräusche von sich gab, und öffnete dann den Mund so weit, wie Arthur es kaum für möglich gehalten hatte. Durch die Öffnung schob sich langsam eine schwarze, klebrig aussehende Zunge, in deren Spitze ein Diamant eingerollt war. Er hatte die Größe von Arthurs Daumennagel und funkelte im Licht der Decke.
    »Wo hast du den her?«, wollte Susi wissen.
    »Ih ae ihn«, begann das Wesen zu antworten, entschied sich dann aber, seine Zunge wieder einzuziehen, bevor es fortfuhr. »Ich habe ihn aus Nichts gemacht. Ich habe euch gesagt, dass ich viel von dem weiß, was der Grimmige weiß, und ich habe auch einige seiner Talente. Aber meine Zunge ist nicht stark genug, um den Diamanten festzuhalten und gleichzeitig das Glas zu zerschneiden. Ich brauche eine Hand.«
    »Wie heißt du?«, fragte Arthur, und als er nicht sofort eine Antwort bekam, fügte er hinzu: »Wie nennst du dich selbst?«
    »Ich schätze, ihr könnt mich …

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