Die Schmerzmacherin.
herauslachte. Amy habe auf jeden Fall die richtigen Fragen gestellt, und er könne auf Amys Fragen nur bejahend antworten. Es sei alles Notwendige aufgereiht. An Ort und Stelle würden alle Maßnahmen getroffen, und man habe das Wohl des Mannes im Auge und nicht die Erfüllung von Rachewünschen oder Rettungsphantasien.
Sie dachte, er hatte jetzt den Weg gefunden, mit Cindy richtig fertig zu werden. Die Lacherei in ihr quoll kurz auf. Dann konnte sie wieder normal dasitzen und auf ihre Hände schauen. Sie ließ die Fäuste langsam entspannen. Wenn sie die Fäuste einfach aufmachte und die Hände locker hinlegte. Das machte auf die Fäuste aufmerksam. Alle rundherum lauerten auf solche Symptome und redeten dann stundenlang in der Kritikphase der Gruppenarbeit darüber. Sie schaute Gregory beim Reden zu und ließ ihre Fäuste erst erschlaffen. Dann setzte sie sich auf und legte die Hände übereinander. Sie war ein bisschen müde und nebelig im Kopf. Essen. Sie sollte etwas essen. Aber nicht das Kantinenessen hier. Ein einfaches Butterbrot vom Mammerl. Ein Evi-Brot vom Auerbäcker und dick Butter darauf und ein bisschen Salz. Ganz wenig Salz, und das Mammerl hätte so getan, als würde sie ganz viel Salz auf die Butter streuen, und gesagt, dass das ein Zaubersalz wäre und nur für ihr Almtscherl. Aber es ging nicht um das Mammerl. Sie hätte diese Butter auf diesem Brot haben wollen und einen Tee dazu trinken. Sie stützte die Hände auf und legte das Kinn auf die Hände. Es war alles umsonst gewesen. Es würde keine Gruppenarbeit geben. Dieser Vorfall. Sie hätte nichts trinken müssen. Sie hätte normal frühstücken können. Sie könnte durch das Fenster hinaussehen, ohne gleich Kopfschmerzen von der Helligkeit zu bekommen. Sie hätte die anderen Stiefel anziehen sollen und hinausgehen und im Schnee spazieren. Sie war wütend auf diesen Grotowski. Sie konnte sich den schon vorstellen. Der war wahrscheinlich wie Heinz. Einer, der nur so dasaß und schaute. Der nie etwas sagte und immer nur hinausging, und wenn er zurückkam, nickte er dem Anton zu, und es war etwas geschehen. Es war etwas erledigt, und sie wusste nicht, was. Sie würden ihr das nicht sagen. Sie war immer nur in diesem Sitzungssaal oder im Büro am Computer. Sie war nie nach hinten gekommen in diesen Barackenwirrwarr, und Gregory fragte sie immer nur nach den Handbüchern aus. Die Litanei vorhin war ja auch aus dem Handbuch. Es war das Konzerncredo über die Arbeit in nichtverbündeten Staaten. Sie hatte das Credo aufgesagt. Aber es ging um den Zeitpunkt. Man musste so ein Credo setzen. Man musste den genau richtigen Zeitpunkt finden. Erwischen, dachte sie. To catch the moment. Aber erwischen war netter. Ein schönes Wort. Erwischen. Sie fühlte sich mit langen Schritten durch die Luft eilen und nach etwas greifen und es dann erwischen.
Was es zu lachen gäbe, fragte Anton. Anton glühte sie böse an. Über die riesige Tischplatte hinweg. Weißer Kunststoff. Wie es kommen könne, dass Amalie lachen könne. Er wandte sich an Gregory. Amy habe sicher einen guten Grund dafür, sagte der, und alle wandten sich ihr zu. Amy stand auf. Sie nahm ihre Tasche vom Sesselrücken und schwang sie sich über die Schultern. Sie schaute auf die sitzenden Personen hinunter. Anton rot im Gesicht und böse. Gregory amüsiert. Wie immer. Heinz und die anderen sahen leer zu ihr hinauf. Cindy am Fenster. Sie hatte ihren Kopf abgewandt und schaute hinaus. Sie habe nicht gelacht, sagte sie. Sie habe gelächelt. Es sei doch offenkundig, dass dieser Herr Grotowski. Sie kenne ihn ja nicht. Dass dieser Grotowski sehr gute Kameraden habe. Sie kenne sich in der Sache nicht aus. Sie wüsste ja praktisch von nichts. Aber es sei evident, dass alles nur Mögliche für Grotowski getan werden würde und wahrscheinlich mehr, und sie sei sicher, dass alle darangehen wollten, die entsprechenden Maßnahmen einzuleiten. Sie würde deshalb jetzt gehen. Und sie ging. Beim Gehen schaute sie Anton an und lächelte wieder. Anton schaute erst noch böse, dann senkte er den Kopf und sah vor sich auf den Tisch und auf seine Papiere. Sie ging schnell. Sie war schon an der Tür, da drehte Gregory sich vom Tisch weg und rief ihr zu, dass er es begrüßen würde, wenn sie in seinem Büro auf ihn warten könnte.
Sie ging hinaus. Es fiel ihr gar nicht ein. Sie würde hier abhauen. Sie hatte gar nicht gegrinst. Sie wusste, dass sie ihren Mund nicht ein bisschen bewegt hatte. Aber sollte sie mit Anton
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