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Die Schmerzmacherin.

Die Schmerzmacherin.

Titel: Die Schmerzmacherin. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Streeruwitz
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Vollkommen unsicher an ihrer Hand baumelnd. Das war sehr lustig.
    Der Hubschrauber flog weg. Dann war es überhaupt vorbei. Das Dröhnen wurde zu einem Geklapper und weit weg, und sie musste ins Bett zurück. Sie musste ins Hotel fahren und schlafen gehen und bis morgen früh schlafen und dann wieder alles normal. Nach Wien zurück. Nach London. In der Mansarde bei der Marina und einen Job da. Irgendetwas. Aber jetzt einmal schlafen. Wie kam sie aus diesem Haus hinaus. Sie ging die Sprossenwand entlang. Hielt sich fest. O.k., dachte sie. O.k. Den Mantel holen. Zuerst den Mantel holen. Jetzt. Jetzt hätte sie diesen Gregory brauchen können. Dass er ihr den Mantel holte. Dass er zu diesem Blechkasten ging und dieses Schloss aufdröselte. Aufdröseln. Das kam davon, dass sie in diesem bayrischen Hotel da wohnte und jeden Tag über die Grenze nach Tschechien pendelte. Pendeln. Das Wort gefiel ihr. Pendeln, dröseln. Wie hätte das Mammerl gesagt. Das süße alte Mammerl. Das war wieder sehr traurig, dass das Mammerl so alt und süß war. Es war eine Gemeinheit, dass die heute dieses Gruppentraining nicht gemacht hatten. Sie hätte perfekt zusammenbrechen können und ein für alle Mal das Opfer von Cindy sein. Am Ende hätte die Cindy sich dann in einer Woche bei ihr entschuldigen müssen. Das wussten die Cindys dieser Welt nämlich nicht, dass die schönen Mädchen, wie sie eines war, am Ende immer gewannen. In so einer Gruppe endete das immer mit der Unschuld des schönen Mädchens. Das war gar nicht lustig. Das war sogar ein bisschen langweilig. Aber die Cindys dieser Welt sollten sich nicht gar so sicher fühlen. Es war nicht immer genug, den Männern ihre Unfähigkeit vorzuführen und sie trotzdem gewinnen zu lassen. Es gab auch noch andere Wege an die Spitze.
    Sie hantelte sich die Sprossenwand entlang zur Tür. Sie war stockbetrunken. Sie stand an der Tür und überlegte, wie sie die Sprossenwand loslassen sollte und die Türklinke ergreifen. Sie befahl sich die Bewegungen. Es ging. Sie fühlte sich stelzen. Die Beine waren steif und stackelig und befolgten die Befehle verspätet. Sie war schon für den nächsten Schritt vorgebeugt, und die Beine waren noch beim vorletzten.
    Im Umkleideraum. Locker room. Locker room. Hoffentlich war die nackte Frau nicht da. Wo war diese Frau. Wo war die hingeraten. Die war doch gerade noch da gewesen. Das war nicht so lange her. Oder hatten sie über diesen Mann. Hatte das so lange gedauert. Grotowski. Das war sicherlich ein angenommener Name. Sie hätte sich auch einen Namen aussuchen können. Die hier. Die wussten gar nicht, dass sie in eine Namenskette gezwungen war und da nicht hinauskonnte. Sie musste schon die Amalie bleiben. Keine Kurzformen. Das brachte das schlimmste Unglück. Aber auch keinen anderen Namen. Dann wurde das Erbe gestrichen. Die hatten hier alle Decknamen. Boris und Schulz. Oder hieß der Kunz. Kunze. Sie ging die Garderobekästen entlang. Hier war alles so zerbeult und abgebraucht. Wie in der Wohnung vom Mammerl. 60er Jahre. Hier war es sicher auch so gewesen, dass in den 60er Jahren das letzte Mal ein Geld da gewesen war. Das Mammerl hatte 66 die Bibliothek ihres Vaters an die Nationalbibliothek verkauft und sich einen neuen Küchenherd damit kaufen können. Die Marina bekam jetzt noch einen asthmatischen Anfall, wenn davon die Rede war. Das war ihr Kasten. Kästchen. 37. Das war eine schöne Zahl.
    Überhaupt. Es gab sehr schöne Zahlen. Sie setzte sich auf die schmale Bank an der Wand gegenüber von ihrem Spind. Sie stellte die Tasche neben sich und nestelte den Schlüsselbund über den Kopf. Das Aufstehen für das Aufsperren. Sie musste sich mit beiden Händen von der Bank abstoßen. Der Schlüsselbund fiel aus dem Schoß zu Boden, und sie kam wieder zu sitzen. Sie zog den Schlüsselbund an dem rotblauen Band vom Boden herauf und überlegte. Sie nahm den Schlüssel in den Mund. Hielt den Schlüssel quer im Mund bereit. Das Metall bitter und kalt. Aber keine Stacheln. Rosen so im Mund. Wie machten die Tangotänzer das. Bekamen die die Rosen entstachelt. Oder hatten die die Stacheln gerne. Angestachelt. Sie war jetzt angeschlüsselt und wollte ins Bett. Sie hätte sich auch hier auf die Bank legen können und schlafen. Oder in eine der Baracken nach hinten hinausgehen. Aber im Hotel. Sie konnte sich noch in den pool legen. Jetzt unter der Woche. Sie war da ganz allein. Zwischensaison und unter der Woche kam niemand für wellness dahin. Sie konnte ganz

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